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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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wird auch als regenerative Kühlung bezeichnet. Eine Pumpe drückt den Wasserstoff durch den
    Kühlmantel, der den Druckmantel und den Trichter umgibt.
    Dann wird der Wasserstoff durch den radioaktiven Kern
    gepumpt, wo er verdampft und aus dem Trichter austritt…«
    Es gab also noch immer kein Rückhaltesystem für den
    ausgetretenen Wasserstoff, stellte York abwesend fest.
    Bleeker zeigte ihr, wie ein Überströmrohr vom Reaktor einen Teil des heißen Wasserstoffgases auf eine Turbine leitete, welche die Pumpen des Triebwerks während des Flugs antrieb.
    Das Abgas der Turbopumpe trat durch die kleinen Zusatzdüsen aus und diente als Brennstoff für die Lage-und Bahnregelung.
    »Und wo liegt nun das Problem?«
    »Kavitation. Gasblasen im Flüssigwasserstoff. Wir haben den Kern auf Betriebstemperatur gebracht und den Wasserstofffluß ausgelöst. Für etwa eine halbe Sekunde hat der Schub den Sollwert erreicht. Doch dann stieg die Kerntemperatur an.
    Irgendwo hinter der Pumpe ist Kavitation aufgetreten:
    Wasserstoffblasen haben die Zirkulation des Kühlmittels
    unterbunden. Deshalb ist die Kerntemperatur weiter
    angestiegen. Wir mußten den Reaktor ‘runterfahren«, sagte er mit müder Stimme. »Sie können sich vorstellen, welchen Sicherheitsbestimmungen wir hier unterliegen. Wenn der
    Druckkörper geborsten wäre, hätten die radioaktiven
    Bestandteile sich in die Atmosphäre verflüchtigt, und es wären immense Schadenersatzforderungen auf uns zugekommen. Als wir das Problem erkannten, traten also die Vorschriften in Kraft. Wir stellten die Wasserstoffzufuhr ab und fluteten den verdammten Kern mit Wasser, um die Temperatur zu senken.
    Nun müssen wir das radioaktive Wasser abpumpen und den
    Kern per Fernsteuerung zerlegen, um zu überprüfen, ob die Brennstoff-Durchlaufzylinder nicht durch die Hitze beschädigt wurden… Es wird Tage dauern, bis wir für den nächsten Test bereit sind.«
    »Mein Gott. Was für eine Bescherung.«
    York musterte sein Profil; im hellen Schein der Strahler wirkte Bleekers Haut dünn, fast durchscheinend. Es fiel ihr schwer, Bleekers Reaktion auf diese Vorfälle zu ergründen.
    Waren die strengen Sicherheitsvorschriften ihm ein Dorn im Auge? Hatte er Probleme damit, in einer solch instabilen und unerprobten Versuchsanordnung mit tödlichen Substanzen zu hantieren? Sie vermochte es nicht zu sagen. Genauso wie bei der ersten Begegnung vermittelte Bleeker den Eindruck, als würde nichts ihn aus der Ruhe bringen. Er wirkte fast seelenlos.
    »Sie müssen alle unter starkem Druck stehen«, sagte sie. »Ich weiß, daß die Fähigkeit der NASA, NERVA 2 zu starten, weithin bezweifelt wird.«
    »Von wem denn?«
    Sie zuckte die Achseln. »Von der Presse. Vom Kongreß.«
    »Ja«, sagte er gleichmütig. »Vielleicht haben sie auch Grund dazu. Wissen Sie, das Programm wird von den Deutschen in Huntsville geleitet. Und sie haben das konstruktive Ziel – hundert Tonnen Schub für dreißig Minuten – nicht deshalb vorgegeben, weil sie wußten, daß es möglich ist; sie haben diesen Wert deshalb definiert, weil wir ihn für das Profil der Mars-Mission benötigen. Sie haben keine ausgefeilten Analysen erstellt, sondern einfach drauflosgebaut. So haben sie immer schon gearbeitet. Und in Anbetracht ihrer Erfolgsbilanz läßt sich auch kaum etwas dagegen sagen. Aber…«
    »Aber Sie sind sich nicht so sicher.«
    Er zögerte. »Der Entwicklungsplan, nach dem wir vorgehen, basiert auf den Erfahrungen mit der chemischen Antriebstechnik. Der Nuklearkram ist eben etwas anderes. Ich glaube, es dämmert ihnen eben erst, wie anders. Und das, obwohl wir schon vieles vom Wunschzettel gestrichen haben, wie zum Beispiel eine Drosselung… ich glaube, wir haben uns übernommen.«
    Nun rückte eine Gruppe in weißer Schutzkleidung in die
    Sperrzone ein und näherte sich der NERVA.
    York fragte sich, ob einer von ihnen Mike war. Es gab keine Möglichkeit, das festzustellen.
    Grimmig starrte sie auf die reglose NERVA. Wegen dieses Schrottgeräts werde ich Mike in den nächsten Wochen nicht zu Gesicht bekommen.
    Bleeker verabschiedete sich von ihr, um sich wieder seiner Arbeit zu widmen.
    Für ein paar Minuten verfolgte sie die langsam ablaufende und riskante Demontage. Dann ging sie zum Auto zurück und schlief auf der Rückbank ein.
     
    Als sie aufwachte, stand die Sonne schon hoch am Horizont, und im Auto war es stickig und heiß. Von Mike war nichts zu sehen. Sie suchte einen Waschraum auf und hinterließ eine

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