Mission Arktis
fliehen.
Mit zusammengekniffenen Augen spähte er weiter in Richtung Ausgang – und fuhr hoch, als jemand direkt an seiner Schulter zu brüllen anfing. Matt hatte den Mann überhaupt nicht kommen hören.
Rasch wandte er sich ihm halb zu. Der Mann trug einen offenen Parka und war riesengroß, garantiert über zwei Meter. Matt warf einen schnellen Blick auf sein Rangabzeichen. Obwohl sein Gesicht rau und wettergegerbt war, sah er jung aus. Zu jung für einen hochrangigen Offizier.
Während der Mann auf Russisch weiterpolterte und dabei mit dem Gewehr immer wieder auf die beiden Leichensäcke deutete, die jetzt auf einem der Tische lagen, richtete Matt sich etwas auf. Die Wangen des Russen waren gerötet, Spucke sammelte sich in seinen Mundwinkeln. Endlich war er fertig mit seiner Tirade und plusterte sich ein wenig auf.
Da Matt nur zwei russische Worte kannte, tat er das, was in seiner Situation wahrscheinlich jeder getan hätte. Er nickte. »Da«, murmelte er grimmig. Zusammen mit dem Wort njet war das sein gesamter russischer Wortschatz. Es war eine Lotterie: da oder njet.
Ja oder nein.
Da die Rede des Manns recht eindrucksvoll gewesen war, erschien Matt eine Zustimmung angebracht. Außerdem hatte er wirklich nicht die Absicht, diesem Riesen zu widersprechen.
»Da!«, wiederholte er mit Nachdruck. Er konnte sich doch ruhig ein bisschen ins Zeug legen.
Und die Rechnung schien aufzugehen.
Eine Hand von der Größe eines Steaks klopfte ihm auf die Schulter und hätte ihn beinahe in die Knie gezwungen. Im letzten Moment fing er sich und blieb stehen, während der Typ schon weiterzugehen begann.
Der Trick hatte funktioniert!
Aber dann rutschte ihm plötzlich die Granate aus der Jackentasche und fiel polternd zu Boden. Zum Glück war die Sicherung noch intakt, also bestand nicht wirklich die Gefahr, dass sie explodierte.
Trotzdem zuckte Matt so heftig zusammen, als wäre sie schon losgegangen.
Die Granate rollte dem Riesen direkt vor die Füße.
Er bückte sich und wollte sie aufheben, hielt dann jedoch inne. Bestimmt hatte er erkannt, dass das Ding aus grauer Vorzeit stammte. Halb gebückt blickte er zu Matt hinüber, die buschigen Augenbrauen zusammengezogen. Langsam kam sein Gehirn in Gang.
Doch Matt war bereits in Bewegung. Blitzschnell schwang er das Gewehr von der Schulter und hieb dem Mann den Schaft über die Nasenwurzel. Er spürte, wie die Knochen brachen; der Kopf des Soldaten fiel nach hinten und dann wieder nach vorn. Der Körper folgte.
Ohne innezuhalten ging Matt neben dem Mann auf die Knie und tat so, als wollte er ihm beim Aufstehen helfen. Von allen Seiten richteten sich neugierige Blicke auf ihn. Er lachte heiser, als wäre der Mann ungeschickt gestolpert.
Ehe jemand die Situation durchschauen konnte, holte Matt mit einem raschen Handgriff die Granate unter dem Körper des Mannes hervor, entsicherte sie und ließ sie unter die Tische bei der Treppe rollen. Zwar hatte er sie ursprünglich weiter werfen wollen, aber es musste reichen.
Doch leider prallte sie gegen einen Stuhl, den gleichen, den er gerade umgeworfen hatte, und rollte zu ihm zurück.
Mist …!
Matt duckte sich und versteckte sich hinter dem Körper des Riesen. Der stöhnte benommen und fuchtelte blind mit den Armen.
Scheiß drauf … sie werden die Botschaft schon verstehen!
Die Granate explodierte.
Ein Tisch flog in die Luft und drehte sich um sich selbst. Aber Matt sah es kaum. Die Wucht fegte ihn und seinen unfreiwilligen Partner quer über den Boden. Schrapnellsplitter bohrten sich in den breiten Hals des russischen Soldaten und Blut spritzte in einem heißen Strahl über Matts Gesicht.
Mit klingenden Ohren rollte er sich weg. Im Augenblick war er taub, aber er sah, wie die Männer sich vom Boden aufrappelten. Taschenlampen suchten den Raum ab, der jetzt voller Qualm war.
Eine Bewegung erweckte seine Aufmerksamkeit.
Durch die Doppeltüren der Küche rannten drei Gestalten auf ihn zu, angeführt von Bratt.
Benommen fragte Matt sich, warum sie nicht auf den Ausgang zuhielten. Unbeholfen drehte er sich um.
Oh, das war der Grund …!
Er lag direkt am Anfang des Gangs, der in die Freiheit führte.
Die Sno-Cat stand nur ein paar Meter vor ihm.
Noch näher, nur ein paar Schritte von ihm entfernt, standen zwei Soldaten mit erhobenen Waffen. Sie riefen etwas … das nahm Matt zumindest an, da sie ihre Lippen bewegten. Aber das Dröhnen in seinen Ohren war viel zu laut. Er hörte nichts, und selbst wenn, hätte er nichts verstanden.
Sie
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