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Mission Clockwork: Angriff aus der Tiefe

Mission Clockwork: Angriff aus der Tiefe

Titel: Mission Clockwork: Angriff aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Slade
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fotografieren?«, erkundigte sich Colette. »Und welche Fotoplatten eignen sich für den Meeresgrund?«
    »Ich kenne, ehrlich gesagt, keinerlei Ausrüstung, die unter Wasser funktionieren würde, Mademoiselle Brunet«, entgegnete Modo. »Wasser würde selbstredend das … das Innenleben ruinieren.«
    »Außerdem müsste die Kamera ja über eine Linse verfügen, die imaginäre Länder erfasst«, fügte Colette hinzu.
    Die Kapitänin lächelte kühl. »Sie machen sich noch immer über mich lustig. Morgen wird Ihnen der Spott vergehen. Ich werde Ihnen das wahre Icaria zeigen. Wenn Sie bereit dazu sind, nehme ich Sie beide auf einen Spaziergang mit.«
    »Auf eine Insel?«, fragte Modo.
    »Nein, Mr Warkin. Wir werden über den icarischen Meeresgrund spazieren.«

17
Eingang einer Nachricht
     
    M r Socrates saß an der Tafel im Speisezimmer von Victor House und hatte gerade ein spätes Abendessen, bestehend aus gebratener Ente, Knoblauch, Kartoffeln und Steckrüben, beendet. Jetzt trank er Tee und seine Gedanken waren mit mehreren Problemen gleichzeitig beschäftigt. Die Franzosen hatten geheime Nachforschungen angestellt, ob die britische Regierung etwas über den Diebstahl in ihrer Botschaft wusste. Es war offensichtlich, dass sie noch im Dunkeln tappten. Also hatte Modo seine Sache gut gemacht. Dann war da der Tod des Agenten Wyle in New York, der in mehrerlei Hinsicht Anlass zur Beunruhigung gab: Erstens, weil folglich jemand wusste, dass die Briten auf der Suche nach der Ictíneo waren. Höchstwahrscheinlich die Franzosen, vielleicht aber auch die Deutschen oder dieser neue Todfeind, die Clockwork Guild. Zweitens, weil Wyle als erfahrener Agent galt. Wer auch immer ihn getötet hatte, musste also noch gewiefter und somit gefährlich sein. Und zu guter Letzt kam hinzu, dass Mr Socrates den Agenten Wyle gemocht hatte. Der Mann war ein zäher, fähiger Bursche gewesen und ein Mensch, dem er blind vertraut hatte. Wyles einzige Schwäche war gewesen, dass er zu alt für das Spiel wurde.
    Bei diesem Gedanken lächelte Mr Socrates grimmig. Alt? Er war mindestens zwanzig Jahre älter als Wyle. Vielleicht wurde er ja auch zu alt. Nein, sein Amt in der Ewigen Allianz bestand auf Lebenszeit. Alle Mitglieder hatten den Eid geschworen, ihr Land zu schützen und zu verteidigen, bis zu ihrem letzten Atemzug. Weder der Premierminister noch die Politiker oder das Militär, ja nicht einmal Queen Victoria, waren in der Lage, Britannien hinreichend zu sichern. Sie konnten nicht frei agieren, weil so viele Augen auf ihnen ruhten. Die Ewige Allianz dagegen war unsichtbar und konnte, wo und wann immer sie es für erforderlich hielt, in Aktion treten. Die Weltordnung, die Britannien etabliert hatte, war gut und notwendig.
    Der Koch trat mit einer Portion Roly-Poly ein, einem süßen Strudel mit Nierenfett, der mit Vanillecreme serviert wurde. Es war eines von Mr Socrates’ Lieblingsgerichten aus Kindertagen und weckte bei ihm außerdem stets Erinnerungen an seine Zeit in der Navy. Seine Offizierskameraden nannten die Speise auch scherzhaft »Arm des toten Mannes«.
    Gerade als der Koch den Teller auf den Tisch stellte, läutete die Türglocke. Einen Augenblick später erschien Tharpa mit einem Telegramm. Mr Socrates legte den Löffel beiseite und öffnete den Umschlag. Schnell entschlüsselte er die Nachricht:
     
Octavia meldet STOP fremder, unerkannter Feind hat Schiff gerammt STOP Modo im Meer verschollen STOP heure Suchtrupp an STOP benötige Geld STOP und Weisungen STOP
     
    Mr Socrates las das Telegramm ein zweites Mal. »Er ist tot«, flüsterte er.
    Tharpa trat näher. »Der junge Sahib?«
    »Ja. Er ist vor mehr als elf Stunden ins Meer gestürzt. Er muss mittlerweile erfroren sein. All die Arbeit umsonst. Und das törichte Mädchen glaubt, er könne noch am Leben sein. Ich habe mich bemüht, ihr logisches Denken beizubringen, aber es hat ganz offensichtlich nichts gebracht.«
    »Sind Sie sicher, dass Ihr Zorn tatsächlich dem Mädchen gilt, Sahib?«
    Mr Socrates machte ein finsteres Gesicht und sah zu Tharpa auf, der mit verschränkten Armen vor ihm stand. Dessen Blick war fest und ruhig, doch auf seiner Wange glitzerte eine Träne.
    »Was genau wagst du da anzudeuten? Auf wen sollte ich deiner Meinung nach zornig sein? Auf mich? Oder ist das wieder so ein Dalit-Mystizismus?«
    »Ich spreche als Ihr Freund.«
    »Mein Freund?« Das Wort verblüffte Mr Socrates. Freundschaft war nie ein Begriff gewesen, mit dem sie in all den

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