Mission Clockwork: Angriff aus der Tiefe
Sprachrohr. Dann öffnete er das Ventil ein zweites Mal: »Modo hier. Im Ausguck ist alles klar.«
»Danke, Navigator.« Die Stimme der Kapitänin kam aus einem anderen Rohr, das über ihm baumelte. »Bitte informieren Sie mich nur im Falle eines Hindernisses. Ich kenne dieses Areal sehr gut.«
Sie verließen die Bucht und schossen über das Plateau dahin. Modo hielt die Augen weit geöffnet. Doch egal, wie angestrengt er nach oben starrte, er konnte nirgends den Rumpf der Lindwurm ausmachen.
»Sollten wir die Außenlampen nicht abschalten?«, fragte er.
»Nein, wir wollen, dass sie uns folgen«, sagte Monturiol. »Wir müssten bald das Ende des Plateaus erreichen, Modo. Bitte geben Sie mir Bescheid, sobald wir die Kante passiert haben.«
Modo beobachtete, wie unter ihnen der Boden in eine Meeresschlucht von unvorstellbarer Tiefe abfiel. »Das Plateau liegt hinter uns.«
»Sie überblicken jetzt das Tal von Clavé.« Ihre Stimme klang sehr ruhig.
Modo warf einen Blick nach oben und erahnte einen dunklen Schatten. Er war sich unsicher, ob ihm seine Augen nur einen Streich spielten. »Ich glaube, die Lindwurm ist über uns, fünfundvierzig Grad steuerbord.«
»Gute Augen!«
Die Kapitänin musste die Ausrichtung der Lampen verstellt haben, denn jetzt strahlten sie direkt den Rumpf des anderen Schiffes an. Und das setzte sich in Bewegung.
»Sie folgen uns!«, rief Modo.
»Danke, Modo«, sagte Monturiol. Sie hatte anscheinend das Sprachrohr auf der Brücke offen gelassen, denn er hörte ihre Befehle an Colette. »Füllen Sie den vorderen Ballasttank auf zwanzig Prozent. Wir setzen zum Tiefergehen an.«
Der Bug der Ictíneo senkte sich und deutete jetzt in Richtung Grund. Die Schiffsschraube trieb sie vorwärts, während die Ballasttanks sich mit Wasser füllten. Im Schein der Wasserstofflampen war der Rammsporn zu sehen. Bei den roten Verkrustungen auf seiner Oberfläche handelte es sich bestimmt nur um Rankenfüßer, aber sie sahen aus wie Blut. Und Icarias Morgenstern wirkte wie eine Faust, die den Sporn umklammerte.
Modo schaute angestrengt weiter in die Ferne. Kein Felsen, kein sandiger Boden war unter ihnen zu erahnen. Gelegentlich sah er Fische mit großen, hervorstehenden Augen und flachen Körpern, als hätte der Wasserdruck sie geformt, ansonsten herrschte ringsherum nichts als weite, leere Dunkelheit. Er warf einen Blick auf den Druckmesser. Er zeigte achtundzwanzig Atmosphären an. Modo berechnete, dass sie sich somit nahezu dreihundert Yards unter der Wasseroberfläche befanden. Er konnte das nicht exakt in Meter umrechnen, vermutete aber, dass es ungefähr dieselbe Zahl war. Was hatte die Kapitänin gesagt? Für welche Tiefe war das Schiff ausgelegt – tausend Meter? Das war die Zerstörungstiefe. Sie beruhte aber sicher auch nur auf theoretischen Berechnungen. Er musterte prüfend die Bullaugen. Wie weit konnten sie noch in die Tiefe vorstoßen, bevor das Glas riss?
Monturiol und Cerdà hatten das Schiff mit großem Sachverstand konstruiert, beruhigte er sich selbst. Und wahrscheinlich waren sie damit schon sehr viel tiefer getaucht.
Je weiter die Ictíneo in die Dunkelheit vordrang, desto stärker wirkte der Druck auf sie. Das Schiff begann zu ächzen, als wollte es seine Besatzung vor der Gefahr warnen.
»Wir sind ungefähr dreihundert Meter tief«, sagte Modo in das Sprachrohr.
»Ich kenne unsere exakte Tiefe, Modo«, erwiderte Kapitänin Monturiol. »Die Ictíneo wird dem Druck standhalten, wenn es das ist, weshalb Sie sich sorgen.«
Modo verschloss das Sprachrohr. »Genau das ist meine Sorge«, flüsterte er. Mit einem Taschentuch wischte er sich über die Augen. Gerade als er es in die Tasche zurücksteckte, tauchte eine dunkle, felsige Silhouette im mittleren Sichtfenster auf, die aus dem Meeresgrund herausragte.
»Hart rechts. Hart rechts!«, brüllte er, aber er hatte das Ventil des Sprachrohrs nicht geöffnet. Hastig legte er den Schalter um. »Hart rechts! Steuerbord! Hindernis direkt voraus!«
Sofort drehte die Ictíneo nach rechts. Cerdà hatte blitzschnell reagiert. Der Rammsporn verfehlte die Felsen nur um Zentimeter, aber der Kiel hatte weniger Glück. Die plötzliche Erschütterung schleuderte Modo gegen die Gurte. Die Ictíneo schrammte über die Spitze des Unterwasserberges und trudelte abwärts.
Modo starrte aus dem Hauptfenster. Der Lichtkegel der Außenlampe fegte hin und her, während man auf der Brücke versuchte, das Schiff wieder unter Kontrolle zu bringen.
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