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Mission Clockwork, Band 3: Mission Clockwork, Duell in der Ruinenstadt

Mission Clockwork, Band 3: Mission Clockwork, Duell in der Ruinenstadt

Titel: Mission Clockwork, Band 3: Mission Clockwork, Duell in der Ruinenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Slade
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merkwürdige Knurrlaute ausstießen oder in Bäumen herumturnten, Fledermäuse so groß wie Eulen und dann noch die Plage mit den Insekten, die ihr über die Haut krabbelten und sie bissen – das war ein bisschen viel für ein Mädchen aus Seven Dials.
    Auf eine schlaflose Nacht folgte ein kaltes Frühstück, bestehend aus Dosenfleisch und Wasser. Dann blaffte Mr Socrates wie ein Infanteriegeneral seine Befehle, worauf sie das Lager abbrachen und weitermarschierten, immer dem Pfad folgend, den die Karte in seiner Hand vorgab.
    »Miss Hakkandottir rechnet sicher damit, dass wir auf kürzestem Weg den nächsten Hafen ansteuern«, erklärte Mr Socrates. »Ich gehe davon aus, dass sie mittlerweile ihre Soldaten entlang der Routen nach Port Douglas und Cooktown patrouillieren lässt. Vielleicht hat sie sich sogar die Gefolgschaft irgendwelcher Eingeborenen, die in dieser Gegend leben, gesichert. Deshalb schlagen wir einen Bogen westwärts und nähern uns dem Tempel von der anderen Seite. Nichts geht über das Überraschungsmoment.«
    »Ich möchte ja nicht vorlaut sein, Sir«, sagte Octavia, während sie über einen der unzähligen Farne stapfte, die den Waldboden bedeckten, »aber woher wissen wir, dass sich das Artefakt tatsächlich noch im Tempel befindet?«
    »Wir wissen es nicht. Gewissheit erlangen wir nur, indem wir selbst in den Tempel gehen. Ich vermute – aber das ist zugegebenermaßen wirklich nur eine Vermutung –, dass Miss Hakkandottir noch hier ist, weil sie sich an meiner Vernichtung weiden will oder aber, weil es ihr bislang nicht gelungen ist, die Reliquie zu stehlen. Schließlich können wir nicht mit Bestimmtheit sagen, was Alexander King in den Wahnsinn getrieben hat. Möglicherweise erweist es sich als ein Schutzschild gegen Hakkandottir.«
    Für Octavia war mittlerweile sonnenklar, dass der Dschungel den Abenteurer um den Verstand gebracht hatte. Sie ging hinter Tharpa her, der mit der Machete einen Pfad durch die herabhängenden Lianen schlug. Wir werden uns den Weg zurück nach London freihacken müssen!, dachte Octavia und kämpfte sich mühsam unter dem Gewicht ihres Tornisters voran. Er war bis zum Rand gefüllt mit Rauchfleisch, Keksen, Munition und anderen nützlichen Vorräten, die sie aus dem Wrack der Prince Albert geborgen hatten. Mr Socrates hielt die Elefantenbüchse, als rechnete er jeden Augenblick mit einem Angriff, und Lizzie bildete die Nachhut.
    Nach drei Stunden, in denen Insekten sie wieder gnadenlos zerstochen hatten, machten sie zum Mittagessen halt. Sie setzten sich auf einen umgestürzten Baumstamm und kauten auf harten Keksen mit Orangenmarmelade herum. Tharpa schärfte nebenher seine Machete, und Mr Socrates machte sich Notizen in seinem Tagebuch.
    Lizzie saß nur da und starrte in das Dickicht. Octavia, die Wasser aus einer Blechtasse trank, studierte ihre Tätowierungen. Im Licht des Urwalds wirkte Lizzie weniger zivilisiert.
    »Kennst du dich in dieser Gegend gut aus, Lizzie?«
    »War ein-, zweimal hier«, knurrte sie.
    »Ah, und du hast überlebt, um davon berichten zu können. Das ist beruhigend«, scherzte Octavia.
    Aber Lizzie lächelte nicht. Was die Humorlosigkeit anging, konnte sie sich mit Tharpa messen.
    »Du stammst von Eingeborenen ab – lebt dein Stamm hier?«
    »Nein. Das ist das Land des Regenvolks.«
    »Und wie sind die so?«
    »Sie leben. Sie jagen. Was musst du noch wissen?«
    Octavia zuckte mit den Schultern. Ebenso gut hätte sie eine Unterhaltung mit einer Python führen können. »Und wo ist dann dein Volk?«
    »In meinem Herzen«, erwiderte Lizzie mit einem Anflug von Bitterkeit.
    Octavia nickte und verstummte.
    Ein paar Minuten später waren sie wieder auf den Beinen. Mr Socrates marschierte voraus. Octavia hingegen hatte völlig die Orientierung verloren. Durch das dichte Blattwerk war es unmöglich, festzustellen, ob die Sonne im Osten oder Westen stand, und sie hatte nie gelernt, einen Kompass zu benutzen. Das Gewirr an Straßen und Gassen, die baulichen Orientierungspunkte der Stadt, das war ihre Welt.
    Mr Socrates zufolge war die Menschheit in einem Urwald wie diesem entstanden. Während sie mit der flachen Hand nach einem Moskito schlug, erschien ihr das kaum vorstellbar. Menschen bauten Städte und Schiffe, um von solchen unzivilisierten Orten zu fliehen. Dass ein englischer Bürger aus freien Stücken in den Dschungel zurückkehrte, war Irrsinn.
    Sie stapfte mühsam über den feuchten Waldboden und verfing sich mit dem Fuß

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