Mission Clockwork
einer Chaiselongue, die auf einem groÃen Balkon mit Blick über Kew Gardens stand.
Der Anblick der Büsche, Bäume und Gewächshäuser erinnerte ihn an Ravenscroft. Er verbrachte seine Tage in Nachtkleidung und in einen schweren, warmen Morgenmantel gehüllt. Sein Gesicht versteckte er hinter einer weiÃen Maske und eine Nachtmütze verbarg seinen pockennarbigen Schädel. Modo saà in der warmen Sonne und ein Diener mit Knollennase brachte ihm Tee, etwas zu essen und die Times, wann immer er danach verlangte. Croissants mit Marmelade hatten es ihm besonders angetan.
Nicht ein Mal stieà er in den Zeitungen auf einen Artikel, in dem der Anschlag auf das Parlament erwähnt wurde, lediglich in ein paar Absätzen war die Rede von Renovierungsarbeiten und davon, dass ein Stück Tunnel unter dem St James Square eingestürzt war. Offensichtlich verfügte die Ewige Allianz über weitreichenden Einfluss in der Zeitungsbranche. Wie es gelungen war, all die Zeugen mundtot zu machen, wusste Modo nicht. Aber wenn niemand auÃer einigen Schundblättern ihre Aussagen druckte, würde der Vorfall letztlich kaum mehr als Futter für alkoholgeschwängerte Thekengeschichten sein.
An diesem Tag wurde Modos morgendliches Zeitungsritual gestört: Er hörte das Klopfen eines Spazierstocks und einen Stuhl über den Boden schrammen. Als er die Times sinken lieà und den Blick hob, saà ihm Mr Socrates gegenüber. Der Bluterguss unter seinem Auge war verschwunden.
»Erholst du dich gut?«
»Sehr gut, Sir. Ich genieÃe es, verwöhnt zu werden.«
»Du hast die Ruhepause verdient. Du hast in kurzer Zeit so viel geleistet.«
Modo lächelte hinter seiner Maske. »Ich wurde gut ausgebildet.«
Mr Socrates lachte auf. »Du musst mir keine Komplimente machen, junger Mann. Und vergessen wir nicht, dass du meine Befehle missachtest hast, als du auf eigene Faust den mechanisierten Leviathan angegriffen hast. Ich schätze, das ist ein Zeichen dafür, dass du selbstständig denken kannst. Aber ich hätte dich dabei verlieren können.«
Lag da so etwas wie eine Gefühlsregung in seiner Stimme? Modo blickte ihm in die Augen, aber sie verrieten nichts.
»Von nun an gehorchst du meinen Anweisungen«, forderte Mr Socrates.
Wenn ich Ihre Befehle nicht missachtet hätte, wären viele der Kinder gestorben. Modo entschied, dass es das Beste war, einfach nur zustimmend zu nicken.
»Was wird aus den Waisenkindern?«, erkundigte er sich schlieÃlich.
»Alle wolfsähnlichen Merkmale haben sich zurückgebildet, als die Wirkung der Tinktur nachlieÃ, und bislang zeigen sich keine erkennbaren Nachwirkungen. Wir haben die Bolzen entfernt, sodass sie ein normales Leben führen können. Die Allianz hat für die Kinder, die niemanden haben, der sich um sie kümmert, ein Waisenhaus eingerichtet. Zu gegebener Zeit werden sie Arbeit in den Kolonien finden.«
»Da gab es einen Jungen, Oppie â was ist aus ihm geworden?«
»Oppie? Ja, Octavia hat sich auch nach ihm erkundigt. Und nach einem Mädchen namens Ester. Meine beiden Agenten scheinen etwas zu sentimental geworden zu sein.« Aber er sagte das mit einem Lächeln. »Oppie ist auf dem Weg der Genesung und wird bald zu seinen Eltern zurückkehren. Er scheint keine bleibenden Schäden zu haben, aber erst die Zeit wird Gewissheit bringen.«
»Das sind gute Nachrichten.« Modo nippte an seinem Tee. »Und was ist mit Gibbons?«
Mr Socrates zuckte mit den Achseln. »Er wurde mit einem Messer im Rücken in der Themse gefunden. Ich schätze, die Clockwork Guild war fertig mit ihm.«
Modo drängte sich die Frage auf, ob Mr Socrates tatsächlich die Wahrheit sagte. Immerhin war Gibbons ein Doppelagent gewesen. Es war wohl das Beste, sich nicht weiter damit zu befassen. Er bestrich ein Croissant mit Butter, während er zwei Schwäne beobachtete, die auf einem Teich in den Parkanlagen landeten.
»Ich mache mir Sorgen um Oscar Featherstone«, erklärte Modo dann.
»Ach, das ist eine unselige Situation. Er wird nächste Woche gehängt.«
»Aber er ist unschuldig!«
»Niemand auÃerhalb unserer Kreise weià von Hydes Tinktur, also können seine Anwälte das nicht zu seiner Verteidigung vorbringen. Oscar hat seinen Vater getötet, und es gibt keine Möglichkeit, das Räderwerk der Justiz aufzuhalten, wenn es
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