Mission Clockwork
konnte nur liegen bleiben und um Luft ringen, während Leute herbeieilten, um sich das Spektakel anzuschauen. Bald hatte sich eine kleine Menschenansammlung gebildet, auch einige Kinder standen dabei. Die meisten Schaulustigen trugen ihre Nachtkleidung.
»Er ist verletzt!«, rief ein Gentleman im Hausmantel, der seine Schlafmütze bis zu den Ohren hinuntergezogen hatte. »Können wir Ihnen helfen, Sir?«
Modo drehte sich von ihm weg, das Gesicht unter seinem Arm verborgen. »Jaaa â¦Â« Aber das Sprechen löste einen Hustenanfall aus und er bewegte versehentlich seinen Arm.
Eine junge Frau deutete auf ihn. »Seht euch sein Gesicht an! Es ist ⦠es ist geschmolzen!«
Ihre entsetzte Miene war mehr, als Modo ertragen konnte. Er wandte den Blick ab.
»Gott, wie furchtbar!«, rief irgendjemand.
Er musste weg von diesen Leuten. Ãchzend setzte er sich auf und die Ketten rasselten dabei laut. Seine Gesichtszüge waren im Schein der Flammen deutlich zu erkennen. Alle wichen vor ihm zurück. Die Kinder versteckten sich hinter ihren Eltern. »Kommen Sie nicht näher!«, rief er, als eine Frau in Ohnmacht fiel. Er bedeckte sein Gesicht mit den Händen. »Gehen Sie weg! Bitte gehen Sie!« Er bewegte wieder seinen Arm und die Ketten klirrten.
»Das ist ein entflohener Sträfling!«, schrie ein Mann. »Er muss das Feuer gelegt haben!«
Modo stand schwankend auf und taumelte dann auf die StraÃe, wo er in der Dunkelheit verschwand.
Auf dem Heimweg versuchte er zunächst, von Dach zu Dach zu klettern und die Ketten hinter sich her zu schleifen, aber das brachte ihn nahezu um. Selbst auf allen vieren zu krabbeln, war zu viel für seinen Körper. SchlieÃlich gab er auf und kehrte nach unten auf die StraÃe zurück. Als ein mit Mist und Stroh beladenes Fuhrwerk auf dem Weg Richtung Seven Dials kurz anhielt, kletterte er heimlich auf die Ladefläche, kauerte sich zusammen und bemühte sich, nicht zu husten.
Mühsam hangelte er sich etwas später an der Mauer des Red Boar zu seinem Zimmer empor, stieà das Fenster auf und taumelte auf den FuÃboden. Er stank nach Rauch und seine Kehle war so trocken, dass sie schmerzte. Er griff nach der Flasche neben dem Bett und goss sich den letzten Rest des Inhalts über Lippen und Gesicht. Jedes Mal, wenn etwas von der Flüssigkeit über seine offenen Wunden rann, zuckte er zusammen. Die Stelle an seiner rechten Hand, wo die Metallfessel die Haut zerfetzt hatte, blutete noch immer. Und die Fingerknöchel hatten sich noch nicht in ihre gewöhnliche Form zurückverwandelt.
Er starrte an die Decke. Er benötigte Ruhe, doch die Kratzwunden in seinem Gesicht brannten wie Feuer und seine Augen waren gereizt. Er hustete einen Schleimklumpen von der GröÃe einer Fledermaus aus und spuckte ihn auf den Boden.
»Mrs Finchley ⦠helfen Sie mir«, wimmerte er. Er sehnte sich nach ihren beruhigenden Händen und liebevollen Worten. Sie hatte ihn getröstet, wenn er an Albträumen litt, nachdem er sich das erste Mal im Spiegel gesehen hatte. Modo wünschte sich von ganzem Herzen, sie würde jetzt durch die Tür kommen und sich um ihn kümmern. Vielleicht würde sie mit ihm nach Venedig fahren. Sie hatte ihm erzählt, wie viele Menschen in jener Stadt Masken trugen. Er würde gut dorthin passen. In Venedig würde niemand versuchen, ihn zu töten.
Modo rieb sich das Gesicht und griff nach dem schmuddeligen Laken, um Augen und Nase sauber zu wischen. Er betrachtete seine Hand im Mondlicht. Keine der Wunden war so tief, dass sie genäht werden musste. Aber es bestand die Gefahr, dass sie vereiterten.
Er hievte sich aus dem Bett, wankte zu den paar Flaschen hinüber, die auf dem Waschtisch standen, und mischte Liniment und Mehl zu einer Paste, die er mit einem Tuch auf die Schnitte presste. Das linderte den Schmerz ein wenig. Bei einem Blick in den Spiegel stellte er fest, dass die Wunden im Gesicht nicht so tief waren wie befürchtet.
Mithilfe einer Nadel und zwei Nägeln knackte er die Schlösser der Fesseln, während er die ganze Zeit über mit sich selbst schimpfte. Er hatte seinen Beutel auf dem Balkon des Hauses zurückgelassen und seine einzige Garnitur eleganter Kleidung ruiniert. Es würde teuer werden, sie zu ersetzen.
Bevor Modo die Zimmertür öffnete, blickte er durch das Guckloch, um sich zu vergewissern, dass niemand auf
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