Mission Clockwork

schätze, das Knack ist die beste Lösung für uns beide.«
    Octavia versuchte, ihm den Ellbogen in den Magen zu rammen, doch er packte sie nur noch fester.
    Â»Na, na.«
    Als er einen Arm losließ, um sie stattdessen an den Schultern zu fassen, ließ sie sich auf den Boden fallen. Sie täuschte vor, zu weinen, in der Hoffnung, der Mann habe ein Fünkchen Mitleid im Herzen. Das schien ihn jedoch nur zu größerer Eile anzuspornen.
    Â»Ich mach’s ganz schnell, Miss. Versprochen!« Er legte seine Hand auf ihren Nacken. »Mein Vater hat mir das beigebracht. Bei Hühnern natürlich. Wir war’n ja keine mordlustigen Leute. Aber das Prinzip ist dasselbe.«
    Jetzt hatte er ihren Hals fest im Griff, aber ihre linke Hand war frei. Octavia ließ sie unauffällig in die Öffnung im Kleid gleiten und tastete nach ihrem Messer. Sie umklammerte den Griff, zog das Messer hervor und wollte es dem Mann ins Bein rammen. Er bekam jedoch ihr Handgelenk zu fassen und verdrehte es mit solcher Kraft, dass sie aufschrie. Das Stilett fiel klappernd zu Boden.
    Â»Du bist ja ’ne ganz Schnelle! Ich kann’s dir nich’ verübeln, dass du’s versucht hast.«
    Plötzlich ertönte draußen ein donnernder Lärm wie von einer Granatenexplosion, der die Fenster des Waggons zum Klirren brachte. »Ich beeil mich jetzt besser, sonst verpass ich alles. Sie haben uns ein großes Spektakel versprochen«, sagte der Mann.
    Octavia zerrte, trat um sich und versuchte, ihn zu beißen. »Es is’ besser, wenn du stillhältst. Es ist gleich vorbei, wenn ...«
    In diesem Moment schwang die Tür auf und krachte gegen die Wand. Fuhr stolperte schwitzend und bleich herein. Er war zerzaust, trug einen Umhang über seiner Kleidung und hatte die Hälfte seiner Haare verloren. Sein Kopf zuckte ruckweise hin und her, sein Blick schien aber nichts zu fokussieren. Genau genommen wirkte es auf Octavia, als sei er blind. Dann schien sein Blick klar zu werden und er fiel auf die Knie.
    Â»Wir haben Schwierigkeiten«, ächzte er, »da draußen.«
    Â»Was ist los, Sir?«
    Â»Das Gas. Es ist explodiert. Das Experiment. Gescheitert.«
    Er hielt sich mit den Händen am Schreibtisch fest und zog sich, schwer atmend, auf die Beine. Flecken verunstalteten sein Gesicht, als ob er Säurespritzer abbekommen hätte. Er wankte näher auf sie zu. Seine behandschuhten Hände waren zu Fäusten geballt. Octavia hörte noch einen Schlag und dann ein Stöhnen. Der Kerl, der sie festhielt, taumelte rückwärts.
    Â»Wofür is’ das denn, Sir?«, schrie er und stieß Octavia zu Boden.
    Sie wollte aufstehen, aber der Mann trat ihr in den Magen. Sie krümmte sich. Als sie aufblickte, sah sie, wie Fuhr dem Mann mit Wucht ins Gesicht schlug und ihm dann einen weiteren Fausthieb direkt auf den Kiefer versetzte. Der Mann ging zu Boden und krachte dabei mit dem Kopf gegen die Tischkante. Er blieb als regloser Haufen liegen.
    Octavia setzte sich mühsam auf die Knie und hielt sich den Bauch. Fuhrs Gesicht schien Blasen zu werfen. Er machte einen taumelnden Schritt vorwärts, als würde er jeden Moment auf sie fallen. Wo war ihr Messer? Da!
    Â»Kommen Sie nicht näher!«, zischte sie, während sie es rasch aufhob und auf ihn richtete.
    Er blinzelte, wich wankend zurück und fand sein Gleichgewicht wieder. »Octavia«, erklang eine wohlbekannte Stimme, »ich bin es. Modo. Ich … ich bin hier, um dich zu retten.«

 
30
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    Menschenopfer
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    M odo?« Erleichtert beobachtete er, wie das Entsetzen in ihren Augen einer tiefen Verwirrung wich. »Aber dein Gesicht! Du hast genau wie Fuhr ausgesehen!«
    Er wandte sich ab, suchte seine Maske, schob sie zurecht und zog rasch die Bänder fest. »Ein reiner Taschenspielertrick. Nur dass ich das Gesicht und nicht die Hände dafür benutzt habe.«
    Â»Es war mehr als das.«
    Er rubbelte sich den Backenbart aus dem Gesicht und zeigte ihn Octavia: »Hundehaar. Von einem der Foxhounds. Ich musste gerade eines der Biester abwehren. Es hätte beinahe meinen Arm verschlungen.« Er streckte seinen zerfetzten Ärmel vor, der von seinem eigenen Blut befleckt war. »Ich habe dem Hund eine Eisenstange ins Maul gerammt.«
    Octavia starrte ihn noch immer zweifelnd an, als ein weiteres lautes Wumm den Waggon erschütterte, gefolgt von einem anspringenden Motor.