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Mission Eureka

Titel: Mission Eureka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: McGill Gordon
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kriegt.«
    Waldegg sprang auf, weiß vor Wut. »Sie sind also zu mir gekommen, um mich auszuspionieren!« rief er mit bebender Stimme.
    Meike
schüttelte den Kopf. »Leben Sie wohl, Graf Waldegg.« Sie machte auf dem
Absatz kehrt und ging mit erhobenem Kopf aus einem Büro, bevor er sie
weiter beschimpfen, verdächtigen und kaltlächelnd abservieren konnte.
    Waldegg
starrte ihr hinterher. Frauen, dachte er, ein Greuel. Journalisten
waren ein Greuel. Und Journalistinnen waren noch schlimmer, eine
Kombination, die der Teufel erfunden hatte.
    Sein
Sprechgerät summte. Seine Mitarbeiter seien jetzt vollzählig im
Konferenzraum versammelt, erinnerte ihn seine Sekretärin. Er schaute
auf das Foto an der Wand, ein Gruppenbild des wissenschaftlichen
Personals: Altenburg, Swann, Gibbs, Lapra. Altenburg war bereits
gegangen. Die anderen hatten ihre Kündigungen eingereicht. Deserteure,
alle miteinander, dachte Waldegg grimmig. Er ging ins Badezimmer, um
sich im Spiegel zu mustern. Ein müdes, erschöpftes Gesicht blickte ihm
entgegen. Er öffnete das Wandschränkchen, träufelte sich Tropfen in die
Augen, massierte sich eine Fingerspitze Creme ins Gesicht und kämmte
sich. Er kam sich vor wie ein Schauspieler, der sich für seinen
Auftritt zurechtmacht, und als er das Badezimmer verließ und sich zum
Konferenzraum begab, wurde ihm klar, daß er einen oscarreifen Auftritt
hinlegen mußte.
    Sein Lächeln schien ihm ins Gesicht
gemeißelt, als er die Tür zum Konferenzraum aufstieß und durch die
Menge zum Podium schritt. Er schüttelte Hände, klopfte Schultern,
beugte sich zu Swann hinunter und fragte ihn, wie es ihm ginge, zwang
sich, sein Lächeln beizubehalten, als Swann »Geht so« knurrte; als er
auf das Podium stieg und sich ihnen zuwandte, drängte sich ihm ein Bild
auf. Er zwang sich, es rasch wieder aus seinen Gedanken zu
verscheuchen: das Bild einer Herde von Schafen, die teilnahmslos zu ihm
aufblickten. Und noch während er sie begrüßte, dachte er an Altenburg
und den Stapel von Kündigungsschreiben â€¦ alle diese Schafe, die
ihrem Hirten folgten, so daß er, Leo Graf Waldegg, dazu gezwungen war,
sich vor ihnen zu erniedrigen, vor ihnen zu Kreuze zu kriechen.
    Â»Vielleicht«,
begann er, »ist es nicht immer einfach, für einen Mann wie mich zu
arbeiten.« Die Worte kamen stockend über seine Lippen. Sich zu
entschuldigen war ihm von Grund auf wesensfremd. Wie hatte John Wayne
einmal in einem Western gesagt? Entschuldige dich niemals; das ist ein Zeichen von Schwäche. Aber er hatte keine andere Wahl. Diese Schafe, die da vor ihm standen,
waren die besten wissenschaftlichen Hirne, die zur Verfügung standen.
Er konnte nicht zulassen, daß sie ihn im Stich ließen. Er schluckte
schwer, räusperte sich und fuhr fort: »Aber ich respektiere Leistung,
und Sie alle haben wahrlich Großes geleistet und können mit Fug und
Recht stolz auf sich sein. Die europäische Raumfahrt, meine Damen und
Herren, hat einen gewaltigen Sprung nach vorne getan. Mit der Plattform
Pegasus haben wir uns ein Sprungbrett geschaffen, von dem aus wir den
Sprung in neue, bisher unvorstellbare Bereiche wagen können. Wir können
Gebäude errichten, die bis dato undenkbar waren. Wir können in Reiche
der Schöpfung vorstoßen, die die Phantasie der Menschen über
Jahrhunderte hinweg beflügelt und inspiriert haben. Wir können, um
einmal ein altes, aber hier durchaus angemessenes Bild zu gebrauchen,
nach den Sternen greifen.« Er hielt inne und ließ seinen Blick über die
Gesichter der Anwesenden schweifen. Schafe. Seine Worte sollten sie
begeistern, inspirieren. Es waren poetische Worte, Worte, die an die
Phantasie appellierten, an die Gefühle. Aber das einzige, was diese
Leute im Kopf hatten, waren ihre verdammten Gleichungen, ihre
mathematischen und physikalischen Formeln. Ihre Hirne waren schon
selbst die reinsten Computer; eingleisige Fachidioten, alle
miteinander. In ihrem Schädel war kein Platz für Phantasie, für Poesie.
Er änderte die Taktik. »Ob Sie mich mögen oder nicht, ist unwichtig.
Bleiben Sie bei mir. Überlassen wir die Früchte unserer Arbeit nicht
den anderen. Werfen wir jetzt nicht all das weg, was wir erreicht
haben. Gemeinsam können wir es schaffen, Europa dorthin zu bringen, wo
es hingehört: in die vorderste Reihe auf dem Marsch durchs Universum.«
    Er
hielt

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