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Mission Eureka

Titel: Mission Eureka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: McGill Gordon
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Sie haßte es, zusammen mit der übrigen Meute vor Türen
herumzustehen. Sie haßte es, vor der Tür des EUREKA-Ratsgebäudes in
Brüssel zu stehen, während drinnen die Abgeordneten der EG-Länder über
die Finanzierung EUREKAS diskutierten.
Sie hatte versucht hineinzukommen, indem sie dem Pförtner mit ihrem
Presseausweis vor der Nase herumgewedelt und ihm erzählt hatte, sie
hätte eine Sonderakkreditierung von Gräfin Waldegg, aber der Kerl war
stur geblieben. Der einzige Trost war, daß es auch keinem von der
Konkurrenz gelungen war hineinzukommen. Außerdem war da ja noch immer
Tommy, ein Kontaktmann aus Zürich, Angehöriger des Schweizer
Konsulatspersonals. Er schuldete ihr noch einen Gefallen. Er würde ihr
einiges erzählen müssen.
    Sie stand eine Stunde
lang da und wartete. Als die Delegierten das Gebäude verließen und in
ihre wartenden Limousinen stiegen, wurde sie mit den anderen hinter
eine Polizeiabsperrung gedrängt. Sie erkannte Kegel, den Delegierten
der Bundesrepublik, Lord Montacute aus Großbritannien, Chambertin, den
Franzosen, den Belgier de Groot und Petrinelli, den Berufscharmeur, bei
dessen Anblick sie jedesmal ein Jucken auf der Haut spürte. Die anderen
kannte sie nicht. Sie hatte gehört, daß die Spanier ebenfalls vertreten
waren, und sogar Luxemburg hatte einen Delegierten geschickt.
Vielleicht hatten sie vor, Geld in das Projekt zu stecken, Pesetas und
Francs. Sie fragte sich, wieviel das kleine Luxemburg wohl
hineinstecken würde und welchen Nutzen sich das Großherzogtum davon
versprach.
    Sie entdeckte Tommy und versuchte, sich
durch heftiges Winken bemerkbar zu machen. Er sah sie nicht, aber sie
wußte, in welchem Hotel er abgestiegen war. Dort würde sie ihn später
anrufen. Jetzt schloß sie sich erst einmal der Meute an, die in das
Gebäude stürmte. Jetzt, wo keiner von den wichtigen Leuten mehr da war,
durften sie hinein. Im Presseraum wurden sie mit der überaus
inhaltsschweren Mitteilung abgespeist, daß kein Kommunique vorliege; es
habe sich, so geruhte der junge Pressesprecher ihnen mitzuteilen, um
ein reines Sondierungsgespräch gehandelt, bei dem keine Beschlüsse
gefaßt worden seien.
    Nichts, dachte Meike, reine Zeitverschwendung. Doch dann hatte er immerhin auch eine brauchbare Information für sie: E UREKA werde am nächsten Tag eine kurze Pressekonferenz in Rom geben.
    Aha, dachte Meike: interessant.
    Und jetzt rasch Tommy anrufen.
    So
gegen neun, sagte Tommy, hätte er Zeit; nicht viel, aber auf einen
schnellen Drink könnten sie sich treffen. Meike flirtete ein bißchen,
aber nicht zu demonstrativ. Tommy kannte die Spielregeln. Meike
versorgte ihn gelegentlich mit dem einen oder anderen Klatsch, der für
ihn nützlich war. Als Gegenleistung informierte er sie über das, was in
den rauchgeschwängerten Sitzungsräumen der Mächtigen ablief â€“
natürlich alles streng vertraulich und ohne Nennung von Namen.
    Aus
dem schnellen Drink wurde ein ausgiebiges Abendessen in einem ruhigen
Bistro. Doch erst als der Kellner mit dem Brandy kam, begann Tommy zu
erzählen. Das war sein kleines Spielchen, sie auf die Folter zu
spannen, ihr ein Essen rauszuleiern â€“ auf Spesen, versteht
sich â€“ und erst einmal so zu tun, als hätte er nichts für sie.
Nachdem er aber erst einmal mit dem Erzählen angefangen hatte, hörte er
gar nicht mehr auf. Als der Kellner schließlich die Rechnung brachte,
hatte Meike erfahren, daß die Italiener sich für die Finanzierung von
nichtleitender Keramik ins Zeug legten, daß die Spanier in Erwägung
zogen, dem Club unter der Bedingung beizutreten, daß sie Gelder für ihr
Programm zur Wiederherstellung der Ozonschicht erhielten, daß die
Luxemburger an Mikrobiologie interessiert waren, die Franzosen an
irgend etwas anderem â€“ Tommy konnte sich nicht mehr erinnern, was
es war; daß die Briten â€“ treuloses Albion, wie immer â€“ ihre
Beiträge für das Raumfahrtprogramm kürzen wollten und daß es eine
kleine Auseinandersetzung zwischen Kegel und de Groot wegen Waldeggs
Ansuchen gegeben hatte: Kegel war dafür, de Groot dagegen.
    Â»Im
Grunde geht's darum«, sagte Tommy, »daß alle Länder Etatschwierigkeiten
haben. Der Grundtenor war: sparen, das Pendel nicht zu weit ausschlagen
lassen.«
    Â»Danke, Tommy«, sagte Meike, während sie den Amexco-Schein

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