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Mission Munroe 03 - Die Geisel

Mission Munroe 03 - Die Geisel

Titel: Mission Munroe 03 - Die Geisel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taylor Stevens
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und zugleich voller Panik, versuchte, die Quelle der Blutung zu finden.
    »FedEx-Paket«, flüsterte sie.
    »Pschscht«, sagte er.
    Er zerriss ihr das T -Shirt. Sah ihre entblößte Haut. Riss den Mund auf und stopfte das Shirt in des größte Loch.
    Hilflos. Er war hilflos.
    Ihre Haut war feuchtkalt. Er griff nach ihrem Handgelenk und suchte nach dem Puls.
    »FedEx-Paket«, wiederholte sie.
    Voller Zärtlichkeit legte er sie flach auf den Boden. Suchte vergeblich nach etwas, was er ihr unter die Füße legen konnte. »Halte durch«, sagte er. »Ich habe Hilfe gerufen.«
    Er beugte sich nach vorn auf die andere Seite des Tresens. Suchte nach Jahan. Wich zurück, während ihn Bilder aus einer anderen Welt, einem anderen Leben umschwirrten. Unaussprechliche Dinge, die er gesehen und erfahren hatte, verkohlte, zerstückelte Leichen, Erinnerungen an Schlachten, lange begraben, und das wären sie auch besser geblieben. Schweiß und Tränen bedeckten seine Haut, während Jahan – beziehungsweise das, was von Jahan übrig war – zur Unkenntlichkeit verstümmelt, zumindest in den Augen all jener, die mit dem Alptraum des Krieges nicht vertraut waren, am Tresen Wache hielt.
    Der Gestank. Das Blut. Die Zerstörung.
    Jahan hatte die volle Wucht der Explosion abbekommen und war sofort tot gewesen.
    Bradford zog die Jacke aus und legte sie über Walkers Brustkorb. Löste die Schnallen und den Gürtel ihrer Cargo-Hose. Ihr Blut bedeckte seine Hände, seine Hose. Sie hatte die Augen geschlossen. Er streichelte ihr die Wange. Nahm ihren Kopf in die Hand, drehte ihn, sodass er sie ansehen konnte, und sprach das, was in seinem Kopf ein schrilles Kreischen war, mit fester Stimme und ohne hörbaren Schrecken aus: »Samantha.«
    Sie schlug langsam die Augen auf.
    »Hör zu«, sagte er.
    Erneut ließ sie die Lider flattern.
    »Die Sirenen sind schon unten. Hörst du sie? Hör genau hin!«
    Unten – sie mussten doch jetzt unten sein.
    Hilfe war unterwegs. Musste doch unterwegs sein.
    »Hier«, flüsterte sie mit klappernden Zähnen.
    »Bitte«, bat er sie. »Sie sind gleich da. Halte durch.«
    »Jack«, sagte sie. »Paket.«
    »Pschscht«, machte er, während im Hintergrund Donner ertönte und Farben in sein Blickfeld eindrangen. Stiefel statt Stille. Rettung.
    Hände schoben ihn beiseite, aber er wehrte sich. »Ausweise!«, brüllte er. »Ich will eure Ausweise sehen!« Die Antworten stellten ihn zwar nicht vollkommen zufrieden, aber sie reichten aus, dass er sie losließ, sich in den Hintergrund des Geschehens zurückzog, während Gliedmaßen und Körper sich zu Mustern verwoben und Walker auf eine Trage gehoben wurde.
    Bradford folgte ihnen zur Tür hinaus. Setzte sich neben sie in den Krankenwagen, während ringsumher hektische Aktivität herrschte, ein hastiger und methodischer Kampf um ihr Leben. Blieb bei ihr auf dem Weg vom Krankenwagen in die Notaufnahme, bis andere Hände ihn irgendwann aufhielten und er auf eine Tür starrte, zu der ihm der Zugang verwehrt war. Halb blind brachte man ihn in eben jenen Warteraum, den er vor vier Tagen zusammen mit Walker auf der Suche nach Munroe betreten hatte.
    Er hatte schon Schlimmeres gesehen, keine Frage. Was die Ausmaße anging, von den visuellen oder den sinnlichen Eindrücken her, waren die Erlebnisse dieses Tages nicht einmal annähernd vergleichbar mit dem Anblick von Massengräbern mit halb verfaulten Leichen oder von misshandelten Kindern oder Minenopfern und brennenden Fahrzeugen. Aber hier und heute ging es um Menschen, die ihm sehr, sehr nahestanden, Menschen, für die er große Opfer gebracht hatte. Das hier war sein Land und sein eigenes Territorium, das Büro war seine zweite Heimat. Diese Leute waren keine Fremden, und es war nicht auf einem Schlachtfeld geschehen.
    Bradford suchte sich einen Stuhl. Sank mehr darauf, als dass er sich setzte, und starrte auf den Boden. Ruckweise drang Luft in seine Lungen. Er würde nicht ins Büro zurückkehren, wo es nur noch ein Massaker zu sehen gab. Im Augenblick war dieses Wartezimmer alles, was er hatte: Er konnte nirgendwohin gehen, konnte keine Mission erfüllen. Alle, die ihm nahestanden, waren im Laufe der vergangenen vier Tage weggerissen worden und hatten nur riesige Löcher und dumpfe Leere zurückgelassen.
    Er musste von hier verschwinden, bevor er implodierte. Er musste zurück zur Garage und den Trooper mit den Kriegsgeräten wegschaffen, bevor die Ermittlungsbehörden anfingen, tief genug zu graben.
    Einen Fuß vor den

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