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Mission Munroe 03 - Die Geisel

Mission Munroe 03 - Die Geisel

Titel: Mission Munroe 03 - Die Geisel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taylor Stevens
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drückte die Klinke. Die Tür ging auf, und sie trat ein. Bedeutete Neeva, auf der Schwelle stehen zu bleiben – einerseits, um den Ausgang frei zu halten, aber vor allem, damit sie nichts anfasste oder irgendwo Fußspuren hinterließ.
    Die Tür führte in einen langen, holzgetäfelten, mit Teppich ausgelegten Flur. Es roch nach einer Mischung aus Bohnerwachs und Staub. Munroe blickte den Flur entlang. Dort, an einem Regal, hingen mehrere Schlüsselbunde. Behutsam schlich sie darauf zu, nahm sie an sich, steckte sie ein und ging zurück in die Küche. Sie durchsuchte Schränke und Regale, war sich jeder verschwendeten Sekunde schmerzhaft bewusst, und nahm Folgendes mit: einen langen Besen, eine Flasche Wodka, eine Flasche Cognac, eine große Schale mit Mehl, ein Päckchen Streichhölzer und ein Messer.
    Kehrte mit vollen Armen zur Haustür zurück und scheuchte Neeva, die sie nur fragend und wenig hilfsbereit anstarrte, mit einer Kopfbewegung beiseite. Neben dem Auto ließ sie ihre Beute auf den Boden fallen. »Warte hier«, sagte sie und ging zur Wäscheleine. Zog ein trockenes Bettlaken herab und brachte es Neeva. Dann schob sie dem Mädchen mit dem Fuß das Messer zu. »Schneide das Laken in Streifen«, sagte sie. »Immer der Länge nach. So schnell du kannst.«
    Neeva machte sich an die Arbeit, ohne nach dem Grund zu fragen, und Munroe ging zu dem Motorrad. Besah sich die Reifen. Probierte die Schlüssel aus, bis sie den richtigen gefunden hatte, und ließ den Motor an. Warf einen Blick auf die Tankanzeige, schaltete die Zündung wieder aus und ließ die übrigen Schlüssel einfach auf den Boden fallen, wo sie leicht zu finden waren. Sie hatte ihren Ausweg gefunden, auch wenn sie dadurch einen Teil ihres Vorsprungs einbüßte und riskierte, ein paar kriminaltechnisch verwertbare Spuren zurückzulassen.
    Sie kehrte zum Opel zurück. Kippte den Schnaps über die Sitze und nahm dann drei der Stoffstreifen, die Neeva vorbereitet hatte. Knüpfte sie zu einem Zopf, während die Zeit ihr unerbittlich zwischen den Fingern zerrann.
    Erneut hielt sie inne und lauschte: Kein Auto zu hören. Kein Lumani in Sicht. Zumindest noch nicht. Ihre anfänglich geschätzten fünf Minuten waren verstrichen, und obwohl sie wusste, wie er dachte, obwohl ihr klar war, dass er sich zurückhalten und sie laufen lassen würde, war ihr auch bewusst, dass sie ihre Führung mittlerweile eingebüßt hatten und dass er jetzt anfangen würde, sie einzukreisen, um irgendwann zuzuschlagen.
    Munroe schraubte den Tankdeckel des Opel ab und stopfte den größten Teil des Laken-Zopfs in den Tank. Nachdem er sich vollgesogen hatte, zog sie ihn heraus und wiederholte den Vorgang mit dem anderen Ende. Holte den Rucksack von der Rückbank und warf ihn Neeva zu. Kurbelte das hintere Fenster des Opel so weit herunter, dass sie den Docht weit genug in den Innenraum schieben konnte, um ihn in eine Schnapspfütze zu legen. Als sie damit fertig war, ging sie zur Fahrertür.
    Sie kniete sich auf den Fahrersitz und verstreute das Mehl im gesamten Innenraum des Wagens, warf es gegen die Fenster, verteilte es über das Armaturenbrett, etliche Kilogramm davon, bis der Innenraum voller Mehlstaub war. Sie ließ den Behälter auf den Boden fallen und schlug die Tür zu. »Jetzt geh mal ein paar Schritte zurück«, sagte sie. Kaum hatte Neeva das getan, zündete Munroe ein Streichholz an und setzte den Docht in der Mitte in Brand.
    Nahm Neeva am Ellbogen und brachte sie mit schnellen Schritten zum Motorrad.
    Die Flammen fraßen sich in beide Richtungen am Docht entlang. Die Staubexplosion im Inneren des Wagens war lauter und spektakulärer als das brennende Benzin im Tank, und dennoch reichte beides nicht aus, um das Fahrzeug in einem riesigen Feuerball aufgehen zu lassen. Aber es reichte, um sämtliche Fasern und Haare schmelzen zu lassen, und das Benzin würde das Feuer am Brennen halten, bis die Temperatur im Fahrzeug so hoch war, dass das Plastik sich verzog und keine Fingerabdrücke mehr darauf zurückblieben.
    Neeva starrte den Opel mit offenem Mund an.
    »So was geht? Mit Mehl?«, sagte sie.
    Munroe gab ihr einen leichten Schubs. »Wir müssen uns beeilen«, sagte sie. »Los geht’s.«
    Zweirad war nicht gleich Zweirad. Das Motorrad, das im Grunde genommen eher ein Motorroller war, entstammte einer anderen Welt als die Ducati, die sie in Dallas zurückgelassen hatte – ganz in Schwarz, Geschwindigkeit und Drehmoment und Adrenalinrausch inklusive –, aber im

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