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Mission Munroe 03 - Die Geisel

Mission Munroe 03 - Die Geisel

Titel: Mission Munroe 03 - Die Geisel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taylor Stevens
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anderen setzend, fast ziellos, verließ Bradford das Wartezimmer und betrat die Welt. Nahm sich ein Taxi und rief noch einmal Munroe an, sehnte sich nach ihrer Stimme, nach einem Lichtstrahl in der Finsternis, voller Furcht vor dem, was er ihr sagen würde, falls sie sich tatsächlich meldete, voller Furcht vor sich selbst und dem langsamen Sterben seiner Gefühle – etwas, was noch viel bedrohlicher war als aller Zorn, den er in sich trug.

 
    Kapitel 29
    Außerhalb von Le Gayan, Peille, Frankreich
    Raus aus Monaco, rein in die Berge, Kreisverkehr um Kreisverkehr, so entfernte Munroe sich immer weiter von der Küste. Im Rückspiegel war keine Spur von Lumani zu sehen, aber das war auch nicht nötig. Sie wusste, dass er da war, dass er ihr folgte, wie der Schatten dem Leuchtfeuer, wie der Haifisch dem Duft des Blutes. Solange sie in Bewegung war, drohte keine Gefahr, aber irgendwann musste sie anhalten, und dann wurde es gefährlich.
    Wenn sie sich Lumani noch eine Weile vom Hals halten konnten, hatten sie eine Chance, sich in Sicherheit zu bringen. In Nizza, der nächstgelegenen größeren Stadt, gab es ein US -amerikanisches Konsulat – nicht so gut gesichert wie eine Botschaft, die als souveränes Gebiet auf fremdem Territorium von Marinesoldaten bewacht wurde, aber trotzdem eine sichere Zuflucht.
    In Nizza könnte Neeva zu ihren Eltern Kontakt aufnehmen. Dort würde sie einen Reisepass bekommen und könnte nach Hause fliegen. In Nizza könnte Munroe Kontakt mit Bradford aufnehmen. Herausfinden, was mit Logan los war. Sich neu sortieren. Nachdenken. Schlafen. Gott, sie musste unbedingt schlafen. In Nizza gab es einen Unterschlupf, einen Ort, wo sie zumindest für eine begrenzte Zeit nicht mehr auf der Flucht zu sein brauchte, aber mit dem Opel würde sie es bis dorthin nicht schaffen. Nicht mit all den Indizien, die sie mit dem Mord in Monaco in Verbindung brachten, einem Mord, für den sie auf keinen Fall für den Rest ihres Lebens auf der Flucht sein wollte.
    Aufmerksam, mit geschärften Jagdinstinkten, suchte Munroe die Umgebung ab, während sie im Kopf die Sekunden zählte. Bei jeder Abzweigung, jeder Kreuzung nahm sie die kleinere Straße, bis sie weit ins Hinterland vorgedrungen waren. Sanfte Hügel mit fein säuberlich gepflegten Feldern hoben und senkten sich vor ihren Augen. Vereinzelte Bauernhöfe lagen am Straßenrand, und der Verkehr war bestenfalls sporadisch zu nennen.
    Vor ihr blitzte etwas Rotes auf, und sie lenkte den Opel von der Straße auf einen Feldweg, fuhr etwa fünfzehn Meter weit, vorbei an zum Trocknen aufgehängter Wäsche und gepflegten Gemüse-und Blumenbeeten, denen man immer noch ansah, dass der Frühling gerade erst begonnen hatte, und gelangte auf einen Innenhof zwischen einem dreistöckigen Bauernhaus und einer Scheune. Sie blieb neben dem Motorrad stehen, das ihre Aufmerksamkeit geweckt hatte – der Farbklecks vor der weißen Hauswand.
    Munroe schaltete den Motor aus. Wartete auf eine Reaktion aus dem Haus. Aber es wurden keine Vorhänge beiseite geschoben, keine Köpfe zu Fenstern oder Türen herausgestreckt, und es kam auch kein Hund zur Begrüßung angelaufen. Darum stieg sie aus.
    Auf der Straße war nur das leise Summen der Natur zu hören, sonst nichts. Vögel, die kreischend ihr Territorium verteidigen wollten, kamen aus einem Beerenbusch in der Nähe hervorgeflattert, aber alles in allem war es ruhig. Ein näher kommendes Auto war in jedem Fall gut zu hören. Das bedeutete, dass alle, die den Opel gehört hatten, einen kurzen Blick aus dem Fenster geworfen und ihn auch gesehen haben mussten. Ganz egal also, wie abgeschieden dieser Hof sein mochte, irgendjemand hatte bemerkt, wie sie hier abgebogen war, und war jetzt neugierig geworden.
    Sie brauchte nur fünf Minuten, vorausgesetzt, sie fand, was sie suchte.
    Munroe beugte sich zum Wagenfenster hinunter, legte die Finger an die Lippen und bedeutete Neeva, ihr zu folgen. Sie schlenderte über den geschotterten Parkplatz und stieg die Eingangstreppe des Bauernhauses hinauf.
    Spähte durch die Glasscheibe, klopfte an den Türrahmen, erntete Stille.
    Der Mensch war ein ziemlich berechenbares Wesen, daher ging sie davon aus, dass der Zündschlüssel für das Motorrad im Haus lag oder hing. An einem leicht zugänglichen, gewöhnlichen Ort: auf einem Schreibtisch, in einer Küchenschublade, an einem Schlüsselbord oder in einem hübschen Schälchen. Schließlich wollten die Besitzer nicht ständig danach suchen.
    Munroe

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