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Mission Munroe 03 - Die Geisel

Mission Munroe 03 - Die Geisel

Titel: Mission Munroe 03 - Die Geisel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taylor Stevens
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starrte das Messer in ihrer Hand an. Drehte die Klinge so, dass die Spitze nach unten auf Lumanis Bein zeigte. Sie ließ es sinken, bis die Spitze ihn beinahe berührte, und verharrte dort. Dann sagte sie: »Wer muss sterben?«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Wer muss sterben, wenn du deiner Verpflichtung nicht nachkommst?«
    Er senkte den Blick.
    »Du bist ein Arschloch«, fuhr Neeva fort. »Du degradierst unschuldige Mädchen zu menschlichem Vieh, und dann schaffst du es auch noch, dich selbst zu bedauern. Du solltest dich schämen, anstatt nach Ausreden zu suchen, wieso du gar nichts dafürkannst.«
    Neeva packte das Messer fester, immer fester, so lange, bis ihre Knöchel weiß wurden. Und dann stieß sie es in Lumanis Oberschenkel und zog es zur Seite weg. Zwei, vielleicht zweieinhalb Zentimeter tief, ohne den Knochen zu treffen, in weiches Gewebe.
    Das tat weh.
    Lumani schrie, und Neeva zog das Messer heraus. Starrte die blutverschmierte Klinge an, während die Wunde anfing zu nässen. Munroe trat zu ihr und nahm ihr behutsam, fast schon zärtlich, das Messer aus der Hand. »Geht es dir jetzt besser?«, fragte sie.
    »Ein bisschen.«
    Lumani fluchte und zappelte mit zusammengebissenen Zähnen, die Hände fest um die Enden der Armlehnen gekrallt.
    »Willst du noch mal?«, fragte Munroe.
    »Dass ich ihm gesagt habe, dass er ein Arschloch ist, hat sich besser angefühlt, als ihm den Schnitt zu verpassen.«
    Munroe gab ihr das Messer zurück. »Bring mir doch mal ein Handtuch. Und dann wäschst du das Messer ab, und zwar gründlich. Da sind deine Fingerabdrücke und sein Blut drauf, und wir sind in Italien, nicht in den Vereinigten Staaten.«
    Neeva nahm den Messergriff zwischen Zeigefinger und Daumen und ging ins Badezimmer, kam mit dem Handtuch kurz noch einmal zurück und ging wieder hinaus.
    Munroe nahm das Klebeband vom Schreibtisch. Legte das Handtuch über die Wunde in Lumanis Bein und machte es mit dem letzten Rest Klebeband fest. Kniete sich hin, um sich noch einmal auf Augenhöhe mit ihm zu befinden. »Ich möchte die Namen deiner Kollegen erfahren«, sagte sie. »Und ich möchte, dass du mir alles sagst, was du über die Unternehmungen deines Onkels weißt, sowohl hier als auch in den Vereinigten Staaten. Ich möchte wissen, wie die Klienten heißen und wie die Organisation strukturiert ist.«
    Lumani atmete flach. Dann unterbrach er den Blickkontakt und sah zu Boden.
    Munroe stand auf und kehrte zum Bett zurück. Setzte sich und musterte ihn eindringlich, während im Badezimmer immer noch das Wasser lief.
    Schmerzen oder Tod, ja, selbst Neeva mit dem Messer in der Hand, das alles kratzte seine Seele nicht. Er hatte keine Angst vor diesen Dingen, die niemals stärker sein würden als das, was ihn antrieb.
    Der Wasserhahn im Badezimmer verstummte, und Neeva kehrte zurück. Sie hatte das Messer in ein Handtuch gewickelt. »Leg es einfach in die Tasche«, sagte Munroe und holte das Smartphone hervor. Wählte die Nummer des Puppenmachers. Schaltete den Lautsprecher ein.
    Es war sechs Uhr morgens, und sie rechnete nicht damit, dass er sich sofort meldete, zumal sie zum ersten Mal von diesem Handy aus anrief, aber dann nahm doch jemand ab, und die Stimme, schlaftrunken und ohne jeden Zweifel er selbst, sagte: »Kush?«
    »Ihre vermisste Freundin«, sagte Munroe auf Englisch, Neeva zuliebe. Sie hörte, wie er sich bewegte, hörte das Knistern, als Stoff am Telefon entlangstreifte.
    »So voller List und Tücke«, sagte der Puppenmacher. »Das Problem, das Sie eigentlich beheben sollten … Sie haben es nur noch schlimmer gemacht.«
    »Ihre Bestrafung stand in keinem Verhältnis zur Tat, deshalb habe ich die Dinge selbst in die Hand genommen.«
    »Meine Philosophie ist ganz einfach«, erwiderte er, und seine Stimme klang jetzt nicht mehr schläfrig, sondern trällerte amüsiert. »Wer die Regeln bricht, wird selbst gebrochen.«
    »Na dann, herzlichen Glückwunsch, das haben Sie geschafft«, entgegnete sie. »Aber darüber hinaus ist noch sehr viel mehr in die Brüche gegangen. Was wollen Sie dagegen tun? Die ganze Welt zerstören?«
    »Sie haben mich angerufen«, sagte er. »Haben Sie einen Vorschlag zu machen, oder sind Sie bloß eine Frau, die mit sinnlosem Geplapper meine Zeit verschwendet?«
    »Ich möchte Ihren Valon gegen das Mädchen eintauschen, das Sie in Texas gefangen halten.«
    Das spontane Lachen war so laut, dass es das gesamte Zimmer erfüllte. Lumani hob den Kopf.
    »Falls Sie ihn wirklich haben –

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