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Mission Munroe 03 - Die Geisel

Mission Munroe 03 - Die Geisel

Titel: Mission Munroe 03 - Die Geisel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taylor Stevens
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sich wieder und trat ein paar Schritte zurück. In ihrem Rücken raschelte die Bettdecke, und sie brauchte sich nicht umzudrehen, um zu wissen, dass Neeva aufgewacht war und zusah. »Alles das machst du«, sagte Munroe. »Und zwar jedes Mal, wenn du deinem Onkel wieder ein Mädchen beschaffst.« Sie hielt inne. »Wer hat Noah umgebracht? Warst du das?«
    »Noah?«, sagte er.
    »Der Marokkaner. Meine Bestrafung nach Neevas Fluchtversuch.«
    »Nein, das war ich nicht«, erwiderte Lumani. »Das war mein Kollege.«
    »Wie habt ihr ihn gefunden – den Marokkaner?«
    »So wie dich«, sagte er.
    »Die Frau im Gefängnis?«
    Lumani nickte. Seine Bestätigung fühlte sich an wie ein brutaler Messerstich, gefolgt von einer schmerzstillenden Spritze. Sie holte tief und lange Luft, durch den Schmerz hindurch zum Morphium: Immerhin hatten sie nicht Logan gefoltert, um ihm die Information abzupressen. Und doch – obwohl Kate Breeden im Gefängnis saß, von aller Welt abgeschnitten, hatte sie einen Weg gefunden, um Munroes Spur zu verfolgen. Einem Menschen, der Zeit hatte, unendlich viel Zeit, was blieb dem noch außer ein Grund und ein Motiv, um seine Rache zu planen?
    Munroe verfluchte ihre eigene Schwäche, dass sie es versäumt hatte, das vorauszusehen, dass sie sich nicht abgesichert hatte. Wenn sie irgendjemandem an dieser ganzen Situation die Schuld geben konnte, dann nur sich selber. Sie hätte es besser wissen müssen.
    Sie wandte sich wieder Lumani zu. »War Noah von Anfang an tot?«, fragte sie ihn. »Habt ihr ihn schon umgebracht, bevor das alles angefangen hat, einfach nur, um dieses Bild jederzeit zur Verfügung zu haben, für den Fall, dass ihr mich gefügig machen müsst?«
    Lumani hob den Blick und sah ihr in die Augen. »Keine Ahnung«, sagte er. »Möglich ist es, aber ich weiß es wirklich nicht. Das ist eine Frage, die du jemand anderem stellen musst.«
    »Wie viele Kollegen hast du?«, fragte sie.
    »Wir sind zu dritt«, erwiderte er. »Aber ich bin der …« Seine Stimme versagte, und er brachte den Satz nicht zu Ende.
    »Der Beste?«, vollendete Munroe für ihn. »Du solltest stolz auf dich sein.« Sie drehte sich zu Neeva um. »Willst du dich rächen? Willst du wissen, wie sich das anfühlt? Du darfst ihn nicht umbringen, aber wenn du glaubst, dass es dir irgendwie guttun würde, bitte sehr, er gehört dir.«
    Neeva rutschte vom Bett herunter, während Munroe den Stoffbeutel durchwühlte und das Taschenmesser herausholte. Sie klappte die Klinge auf, die ganzen zehn Zentimeter, und obwohl es nur ein kleines Messer war, wirkte die Schwere des Metalls in ihrer Hand beruhigend, tröstend: ein vertrautes Wiegenlied des Todes, das Frieden über die Welt brachte.
    Neeva fragte: »Kann ich das haben?«
    »Ja.«
    »Den Elektroschocker auch?«, wollte Neeva wissen. »Oder vielleicht die Pistole. Ich könnte ihm ins Bein schießen.«
    »Nein«, antwortete Munroe. »Wenn du wissen willst, wie es sich wirklich anfühlt, dann musst du es selber machen, und zwar ganz direkt. Alles andere wäre zu billig und zu einfach.«
    Neeva griff nach dem Messer. Sehr zaghaft. Vielleicht so wie jemand, der zum ersten Mal im Leben eine Pistole in die Hand nimmt. Mit spitzen Fingern, als könnte das Ding sich im nächsten Augenblick in eine Schlange verwandeln und zubeißen. Aber dann warf sie den Kopf in den Nacken und richtete sich auf, packte entschlossen den Messergriff, ging um das Bett herum auf Lumani zu und blieb lange vor ihm stehen, während ihr Blick immer wieder von der Klinge zu ihm und wieder zurück zu der Klinge wanderte. Sie schien zu überlegen, was sie wirklich fühlte und was sie tun sollte.
    Lumani beobachtete sie mit zusammengebissenen Zähnen und hartem Blick, als ob er sich auf den Schmerz einstellte, gegen den zu protestieren er zu stolz war.
    »Du bist der Typ, der mich entführt hat, stimmt’s?«, sagte Neeva.
    Lumani blickte stoisch geradeaus und gab keine Antwort.
    »Ich könnte auch zustechen«, sagte Neeva. »Ich habe keine Angst davor, und es würde mir nichts ausmachen, dich leiden zu sehen. Aber ich möchte mit dir reden. Also, es ist ganz allein deine Entscheidung. Stechen oder Sprechen.«
    »Ich war einer davon«, sagte Lumani.
    »Dann ist das also dein Job? Die Entführung von jungen Frauen?«
    Sein Kopf ruckte trotzig nach oben. »Das ist kein Job. Es ist eine Verpflichtung. Und außerdem rühre ich die Mädchen niemals an.«
    »Oh, und das heißt, dass du besser bist als die anderen?« Neeva

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