Mission Munroe 03 - Die Geisel
und davon gehe ich aus, da er seit einiger Zeit spurlos verschwunden ist –, dann könnten Sie mir einen großen Gefallen tun, indem Sie ihn beseitigen. Das Mädchen in Texas hat zumindest noch einen gewissen Wert. Mit ihr lässt sich ein angemessener Preis erzielen, aber Valon ist einfach nur ein Versager. Vollkommen wertlos.«
»Sind Sie sich da wirklich ganz sicher?«, erwiderte Munroe. »Weil Sie das nämlich unter keinen Umständen mehr rückgängig machen können. Wenn Sie auch nur das kleinste bisschen über mich wissen, muss Ihnen klar sein, dass ich kein Problem damit habe, Leute wie Sie umzubringen. Ganz ohne Gewissensbisse. Er hat mir eine Menge Kummer bereitet, wenn Sie ihn also nicht austauschen wollen, dann kann ich nichts mehr mit ihm anfangen. Dann bringe ich ihn um.«
»Ganz wie es Ihnen beliebt«, antwortete der Puppenmacher.
»Wenn das so ist, bin ich bereit, Ihnen Ihr Multi-Millionen-Dollar-Päckchen zurückzugeben, wenn ich von Ihnen im Gegenzug das Mädchen bekomme, das niemand vermissen wird«, sagte Munroe. »Das müsste doch ein attraktives Angebot sein.«
»Ich habe den Zustand der Ware gesehen«, sagte er. »Sie ist schwer beschädigt. Wertlos.«
»Das ist kein Problem«, erwiderte Munroe. »Ich weiß, mit wem wir es zu tun haben, ich weiß, wer der Empfänger ist, weil ich ihn in Monaco gesehen habe. Ich bin verletzt, so schwer, dass ich in ein Krankenhaus gehen muss. Logan ist frei, ich habe keine Verwendung mehr für Ihre Ware und muss zusehen, dass ich alle Indizien loswerde. Ich bin mir sicher, dass er sie nehmen würde, wenn Sie ihm mit dem Preis ein bisschen entgegenkommen. Haare wachsen ziemlich schnell nach. Ich kann natürlich auch selbst mit ihm verhandeln und mir das Geld holen. Dann hätten Sie keinen Valon mehr – und damit niemanden, der Ihnen neue Mädchen besorgt –, das gesamte Geld wäre weg und ich auch. Dreimal verloren.«
Der Puppenmacher schwieg lange, dann sagte er: »Aber was, verehrte Listenreiche, haben Sie davon, wenn Sie mir die Puppe überlassen?«
»Ich habe weniger Blut an den Händen.«
»So, so, dann sind diese Menschen Ihnen also doch nicht gleichgültig«, meinte er. »Nun gut, ich übernehme die Puppe und gebe Ihnen im Gegenzug Ihre Nichte. Bringen Sie sie zu mir.«
»Ich brauche ein bisschen Zeit, um ein paar Vorkehrungen zu treffen, nur um sicherzugehen, dass Sie Ihren Teil der Abmachung einhalten.«
»Mein Wort ist Garantie genug.«
»Dann sind Sie vermutlich auch einverstanden damit, wie ich die Sache handhabe. Ich bringe die Ware zu Ihnen und rufe Sie an, sobald ich bereit bin. Und jetzt noch einmal im Ernst: Was ist mit Valon?«
»Machen Sie mit ihm, was Sie wollen«, sagte er. »Ich habe keine Verwendung mehr für ihn.«
Munroe legte das Telefon weg und wandte sich zu Lumani um. Sie hatte geahnt, dass das Gespräch ungefähr so ablaufen würde, aber die Heftigkeit hatte auch sie überrascht. Der Schmerz, der sich auf Lumanis Gesicht abzeichnete, war tiefer als bei Neevas Messerstich. Und Munroe litt mit ihm, trotz der Umstände.
Sie stand auf und nahm die Wasserflasche in die Hand, schraubte den Deckel ab und setzte das Mundstück an Lumanis Lippen. Er trank und trank, bis die Flasche leer war. Wasser rann ihm über das Kinn, und obwohl er mit aller Macht versuchte, sie zurückzuhalten, entwischten ihm auch ein paar Tränen.
Munroe setzte sich wieder auf das Bett, dann beugte sie sich nach vorn und sah ihn an. Blieb stumm, genau wie er, bis die Stille fast mit Händen zu greifen war. Dann sagte Neeva, die von hinten Stück für Stück näher an Munroe herangerutscht war: »Bringen wir ihn um?«
»Ich glaube, das wird nicht nötig sein«, erwiderte Munroe.
Neeva, der all die unausgesprochenen Gefühle und Gedanken, die in der Stille mitgeschwungen hatten, offensichtlich entgangen waren, sagte: »Na ja, wir können ihn nicht eintauschen, und verraten will er uns auch nichts. Er wird wahrscheinlich Lärm machen, sodass die Leute auf uns aufmerksam werden. Er ist ein Killer und ein Verbrecher und ein totales Arschloch. Also was haben wir davon, wenn wir ihn am Leben lassen?«
»Wirst du reden?«, sagte Munroe zu Lumani. »Was kann er dir bieten, was du nicht auch irgendwo anders bekommst? Er wird dich niemals lieben, ganz egal, was er dir alles verspricht. Er ist gar nicht dazu fähig, dir zu geben, wonach du dich sehnst.«
»Gelegentlich ist es schon vorgekommen«, erwiderte Lumani.
»Aber für ihn war das nur ein amüsantes
Weitere Kostenlose Bücher