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Mission Munroe 03 - Die Geisel

Mission Munroe 03 - Die Geisel

Titel: Mission Munroe 03 - Die Geisel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taylor Stevens
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beschleunigte. Die Geräusche in ihrem Rücken verrieten ihr, dass sie verfolgt wurden, aber wer immer sich an ihre Fersen geheftet hatte, behielt lediglich den Abstand bei, ohne näher zu kommen.
    Draußen standen einige wenige Taxis in einer Reihe. Der Beschatter hielt sich so weit im Hintergrund, dass Munroe ihn nicht einmal dann zu sehen bekam, als sie sich bewusst umdrehte und nach ihm Ausschau hielt.
    Er war ein Scout. Nicht hier, um zu töten, sondern nur, um Bericht zu erstatten.
    Bradfords Anruf und das, was er ihr während der Fahrt mitgeteilt hatte, die Nachricht von Alexis’ Befreiung, hatten die Dynamik noch einmal verändert. Der Puppenmacher musste sich fragen, ob sie überhaupt auftauchen und, falls ja, Neeva mitbringen würde. Aber das war etwas, was er unbedingt wissen musste, um eine Strategie entwerfen und seine Schachfiguren neu platzieren zu können.
    Jetzt wusste er es.
    Die Fahrt ins Hotel war kurz. Munroe legte an der Rezeption ihre Papiere vor und füllte Formulare aus, bezahlte in bar und nahm den Zimmerschlüssel in Empfang. Sie gingen zum Fahrstuhl, fuhren hinauf in den sechsten Stock und stiegen dann auf direktem Weg über die Treppe wieder ins Foyer hinab. Munroe hakte sich bei Neeva ein und lenkte sie durch den Seiteneingang des Hotels ins Freie, wo sie ohne bestimmtes Ziel umherspazierten. Die Bürgersteige ähnelten denen, die Munroe vor dem Haus des Puppenmachers gesehen hatte. Das war nicht einmal eine Woche her.
    Sie gingen durch die Altstadt, in der sich auch der Unterschlupf des Puppenmachers befand. Saubere Sträßchen führten in regelmäßigen Abständen zwischen den Häuserblocks hindurch. Die drei-und vierstöckigen Gebäude besaßen aufwendig gestaltete Fassaden und Torbögen, die allesamt zu Innenhöfen wie dem des Puppenmachers führten.
    »Was sollte das denn?«, fragte Neeva.
    »Wir können nicht im Hotel bleiben. Da sind wir nicht sicher.«
    Der Puppenmacher wusste, dass sie hier war, wusste, dass sie sich irgendwo verkriechen musste, kannte die Namen, die in ihren Papieren standen, kannte vermutlich auch das Kennzeichen des Taxis, mit dem sie gefahren waren. Jetzt hatte er etwas, womit er sich beschäftigen und Pläne schmieden konnte.
    »Wo gehen wir dann hin?«
    Munroe verstummte. Schob Neeva in einen Torbogen und drehte sich zu ihr um. »Wir warten, bis es Tag wird«, sagte sie. »Und dann gibt es kein ›wir‹ mehr. Ich bringe dich zur US -amerikanischen Botschaft, und du kannst nach Hause zurückkehren.«
    »Das geht doch nicht«, sagte Neeva. »Ich bin doch mitgekommen, um dir zu helfen.«
    »Du hast mir geholfen. Du hast mir sogar unglaublich viel geholfen. Der einzige Grund dafür, dass du mitgekommen bist, war ja, dass ich dich als Tauschobjekt anbieten wollte. Aber jetzt gibt es niemanden mehr, gegen den ich dich eintauschen könnte.«
    »Was ist mit dieser anderen Person?« Neevas Stimme rutschte ein kleines Stück höher. »Die aus der SMS ?«
    »Sie ist in Sicherheit.«
    Neeva starrte zu Boden. »Also gut«, sagte sie dann. »Das verstehe ich. Trotzdem möchte ich beim nächsten Schritt dabei sein.«
    »Aber wozu? Du hast bewusst dein Leben aufs Spiel gesetzt – was sehr tapfer von dir war –, aber jetzt ist es vorbei, und du kannst nach Hause gehen und dein Leben weiterleben.«
    »Ich kann schießen. Ich kann dir Deckung geben.«
    Munroe schüttelte lächelnd den Kopf. »Du wärst dann nur eine Person mehr, um die ich mich kümmern müsste.«
    Neeva verschränkte die Arme vor der Brust, und die alte Neeva, die Neeva, die sie angespuckt und angesprungen hatte, die geflucht und gekämpft und um sich geschlagen hatte, der Teufelsbraten in Mädchengestalt kam nun wieder zum Vorschein. »Dann musst du mich aber mit Gewalt und unter Gebrüll zur Botschaft schleifen, und der Aufwand lohnt sich garantiert nicht.«
    »Ach komm«, sagte Munroe. »Nach allem, was wir gemeinsam durchgemacht haben? Jetzt sei doch nicht so zickig. Ich weiß, dass du das nachvollziehen kannst. Es passt dir zwar vielleicht nicht in den Kram, aber wenn du an meiner Stelle wärst, würdest du kein bisschen anders handeln.«
    »Ich bin nicht nur als potenzielles Tauschobjekt mitgekommen«, sagte Neeva. »Das war nur ein Teil.« Sie hob den Blick und sah Munroe voll ins Gesicht. »Na klar, du hast deine Gründe, aber nach allem, was wir durchgestanden haben, hast du kein Recht, mir das jetzt einfach wegzunehmen.«
    »Dir was wegzunehmen?«
    »Meine Rache.«
    »Heilige Scheiße, Neeva.

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