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Mission Munroe 03 - Die Geisel

Mission Munroe 03 - Die Geisel

Titel: Mission Munroe 03 - Die Geisel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taylor Stevens
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gelegt hatte, der langsame, regelmäßige Schlag der Kriegstrommel ein, noch weit entfernt, aber dennoch unüberhörbar.
    »Welche Unschuldigen?«, fragte sie.
    Wieder machte er diese wegwerfende Handbewegung. »Unschuldige sind Unschuldige«, sagte er. »Ist ein Leben denn wirklich mehr wert als ein anderes?«
    Jetzt sprudelte die Angst an die Oberfläche, und sie wusste instinktiv Bescheid. Ein Mann in seiner Position konnte sich nur dann so diebisch darüber freuen, dass er sie in der Hand hatte, wenn er das, was ihr das Wertvollste war, in seiner Gewalt hatte. »Jedes Jahr sterben Millionen Unschuldiger. Niemand kann sie alle retten«, sagte sie.
    »Dann erlauben Sie, dass ich Ihnen etwas zeige.«
    Er drückte eine Taste an seinem Telefon. Aus dem Lautsprecher drang eine Stimme. Er bestellte die betreffende Person in einer Sprache, von der er glaubte, dass Munroe sie nicht verstehen konnte, in sein Büro. In der anschließenden Wartezeit ließ der Puppenmann sich zurücksinken, legte die gefalteten Hände in den Schoß und beobachtete sie mit seinem heimtückischen Lächeln.
    Munroe betrachtete ihre Fingernägel, während ihr innerer Amboss Pflugscharen zu Schwertern umschmiedete. Mit tiefen, kontrollierten Atemzügen bereitete sie sich auf das vor, was gleich kommen würde.

 
    Kapitel 7
    Munroe drehte sich nicht um, als die Bürotür aufging. Ihr Blick blieb an dem Puppenmann haften, während ein Ausdruck der Freude über sein Gesicht huschte, der aber genauso schnell, wie er aufgetaucht war, wieder verschwand.
    »Valon haben Sie ja bereits kennengelernt«, sagte der Puppenmann, ohne Munroe anzusehen. Es war der Englischsprecher aus dem Kerker, der Mann, der so wichtig war, dass er Leibwächter brauchte, der Mann, der eigentlich immer noch ein halber Junge war. Valon Lumani begrüßte den Älteren ehrerbietig, bevor er sich zu Munroe wandte und sie so lange musterte, bis der Puppenmann seine ganze Aufmerksamkeit forderte.
    Ihr Wortwechsel fand auf Albanisch statt. Der alte Mann gönnte Lumani einige wenige Worte der Anerkennung, worauf der Jüngere von einer Woge des Stolzes erfasst wurde. Doch dann änderte sich der Tonfall des Puppenmannes. »Zeig’s ihr«, sagte er, und Lumani zog ein Smartphone aus seiner Tasche. Sein Daumen hastete über das Display, und nachdem das Video lief und der Ton laut genug war, stellte er es vor Munroe auf den Tisch.
    Ihr gesamter Körper rebellierte. Ihre Lungen verkrampften sich, die Trommel schlug lauter, schneller, während Logan, übel zugerichtet und blutüberströmt, kein Wort sagte, wenn er dazu aufgefordert wurde, keinen Laut ausstieß, wenn er geschlagen wurde. Die Welt versank hinter einem schwarz-weißen Schleier, der alles ausblendete, bis auf den Mann hinter dem Schreibtisch.
    Der Amboss gab dröhnend den Befehl zum Töten.
    Munroe war geblendet, konnte nicht mehr klar sehen. Doch dann schob sie ihr inneres Tohuwabohu beiseite und zwang sich, das Video aufmerksam zu verfolgen, Logans Umgebung zu erfassen. Sie suchte nach Hinweisen auf seinen Aufenthaltsort und entdeckte sie in den wenigen Sekundenbruchteilen, in denen die verwackelten Bilder einen Tisch und ein Fenster im Hintergrund zeigten.
    Eine wiederverschließbare Plastiktüte und Jalousien mit fünf Zentimeter breiten Holz-Lamellen. Hauptbestandteile der US -amerikanischen Kultur, die sicherlich auch in anderen Erdteilen erhältlich waren, aber nicht mit der Selbstverständlichkeit und zu dem Preis wie in den Vereinigten Staaten. Zumindest nicht in Europa.
    In einem Haus oder einem Büro irgendwo in den USA empfing Logan gerade den nächsten Schlag. Noch mehr Blut, noch mehr geborstene Knochen. Eine Pistole an seinem Hinterkopf. Munroe ließ sich nichts anmerken, doch der Druck in ihrem Inneren wurde immer größer. Sie wollte explodieren, wollte aus dem Stuhl schnellen, über den Tisch hinweg, wollte dem Puppenmann die Hände an den Hals legen und zudrücken, bis sein Gesicht die Farbe veränderte und seine Zunge leblos im Mund baumelte.
    Lumani schaltete das Handy aus und steckte es ein.
    Munroe saugte in kontrollierten Zügen Luft in ihre Lunge. Sie hatte Angst zu atmen, Angst, sich den Schmerz und die Panik anmerken zu lassen, die durch ihre Adern tobten. Sie wappnete sich, wollte auf keinen Fall den unbändigen Zorn und Hass offenbar werden lassen, den sie gegenüber diesem Mann und seinem Schützling empfand.
    Schuld.
    Päckchen.
    Transport.
    Wenn sie den Puppenmann jetzt umbrachte, drückte sie damit

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