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Mission Munroe 03 - Die Geisel

Mission Munroe 03 - Die Geisel

Titel: Mission Munroe 03 - Die Geisel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taylor Stevens
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Bradford mit ihr zwar nicht riskiert, aber die Aufgaben, mit denen er normalerweise betraut wurde, machten ein solches Niveau auch nicht erforderlich.
    Sie ließ sich von der Heckklappe gleiten und nahm das Gewehr entgegen. Hielt es genauso zärtlich und bewundernd im Arm wie eine Mutter ihr Neugeborenes.
    Bradford holte noch das Zweibein und das Zielfernrohr aus dem Schrank, dann machte er ihn wieder zu.
    »Was ist mit Plastiksprengstoff?«, fragte Walker.
    Sie dachte an eine kontrollierte Explosion. Bradford schloss den Safe noch einmal auf und griff nach mehreren Paketen und den dazugehörigen Zündern. Er zeigte sie ihr.
    »Das müsste reichen«, sagte sie.
    Er legte den Sprengstoff in die Tasche und schloss die Panzerschränke ab. Walker half ihm, die Sachen in den Explorer zu laden.
    Obwohl sein Herz ihn zu etwas anderem drängte, würde er die restliche Dunkelheit dieses Morgens nutzen, um Logan zu suchen – nicht Michael, sondern Logan. Weil Logan hier war und Munroe nicht. Und wenn es ihnen gelang, Logan zu retten, bevor die Leute des Puppenmachers ihm den Todesstoß versetzten, dann war es vielleicht noch nicht zu spät, um auch sie zu retten.
    Zagreb, Kroatien
    Valon Lumani stand vor der Puppenwand. Er hatte die Hände auf dem Rücken gefaltet und war voll und ganz auf Onkel konzentriert, der am Schreibtisch saß und Papiere studierte. Vor dreißig Minuten war er hereingerufen worden. Seither hatte Onkel nicht einmal seine Anwesenheit zur Kenntnis genommen.
    Er würde hier stehen bleiben und auf einen Hauch von Anerkennung warten, irgendetwas , das ihm zeigte, dass er in den Augen des einzigen Vaters, an den er sich erinnern konnte, zumindest ein bisschen Wert besaß. Und er würde weiter schweigen. Wenn er jetzt sprach und ignoriert wurde, wie ein Gespenst unter den Lebenden, unsichtbar, unhörbar, würde das seine Wertlosigkeit nur noch spürbarer machen, und das wäre unendlich viel schmerzhafter gewesen.
    Also stand Lumani da und wartete, während die Ereignisse der vergangenen Nacht immer wieder wie ein Film in seinem Kopf abliefen, begleitet vom Geflüster der Männer, das den Soundtrack dazu lieferte. Worte, die nach Kränkung klangen, nach Anklage, weil Onkel ihn angeblich bevorzugte, weil er sein Versagen mit Schweigen bestrafte und nicht mit blutigen Wunden.
    Die Männer würden es nie verstehen.
    Gegen die körperlichen Schmerzen gab es Schmerzmittel, die das Leiden linderten, gegen die emotionalen Qualen aber gab es nur die immerwährende Betäubung mit Drogen und Alkohol: eine Schwäche, die seine Unzulänglichkeit noch zusätzlich unterstrich und seinen erniedrigenden Mangel an Perfektion bloßlegte. Körperliche Schmerzen wären ihm sehr viel lieber gewesen – sie waren leichter auszublenden und auszuhalten.
    Die Zeit verging. Onkel raschelte mit immer neuen Papieren, während die Ereignisse, die Lumani in die Knie gezwungen hatten, immer wieder vor seinem inneren Auge abliefen. Trotz seiner Ausbildung, trotz des vielen Trainings hatte sie ihn wie eine Marionette benutzt, um Onkel etwas zu beweisen. Sie war so schnell gewesen, dass er nicht einmal Zeit gehabt hatte zu reagieren, hatte sich des Überraschungsmoments bedient, um zu erfahren, wo seine versteckte Waffe war, die er, hätte er die Warnungen ernst genommen, überhaupt nicht bei sich gehabt hätte.
    Vor Onkels Augen war er erniedrigt worden, und er hatte versagt. Der erfolgreiche Abschluss seiner letzten Mission, die perfekte Organisation in Texas, all seine Erfolge waren jetzt meilenweit weg – ein Nichts, ausgelöscht wie Fußspuren an einem Sandstrand. Das Einzige, was zählte, war der Augenblick, und für ihn war dieser Augenblick Versagen.
    Onkel ließ seine Papiere einen Moment lang ruhen und streichelte einer Puppe über das Haar, beiläufig und friedlich, selbstzufrieden, so wie eine alte Frau vielleicht eine Katze streichelte. So war er schon immer gewesen: Die toten Dinge wurden mit Liebe und Aufmerksamkeit überschüttet, aber atmendes Fleisch und Blut fand keinen Platz in seinem Herzen.
    Es klopfte, dass die Tür vibrierte. Lumanis Herz fing an, schneller zu schlagen. Gestern Abend war er von einer Frau gedemütigt und überlistet worden, auf eine Art und Weise, wie es keiner von Onkels Männern je geschafft hatte. Er wollte das, was sie hatte, auch wenn sie nur eine Frau war, und diese Erkenntnis brachte einen Anflug von Angst mit sich – und noch mehr … den Rausch, sich lebendig zu fühlen.
    Die Tür ging

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