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Mission Munroe 03 - Die Geisel

Mission Munroe 03 - Die Geisel

Titel: Mission Munroe 03 - Die Geisel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taylor Stevens
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des Puppenmädchens gelegt. Sie gingen im Gleichschritt, der mittlerweile fast zur Routine geworden war, zurück zum Opel. Lumani hoffte, dass sie noch einmal zu ihm heraufsahen, bettelte fast darum, wollte noch einmal gesehen und akzeptiert werden, aber sie stieß lediglich das Puppenmädchen vorwärts.
    Und dann passierte es – eine Bewegung, so schnell, dass Lumani sie nur begreifen konnte, nachdem er sie vor seinem inneren Auge noch einmal in Zeitlupe hatte ablaufen lassen. Nicht die Fahrerin rannte mit einem Mal davon, sondern das Puppenmädchen.
    Es machte eine ruckartige Bewegung.
    Schlug ihre Kidnapperin mit dem Ellbogen ins Gesicht.
    Riss sich los, während die Frau namens Michael noch eine Sekunde brauchte, um sich zu erholen, und rannte davon. Weg von der Tankstelle. Wurde schneller. Während die Frau namens Michael ihm hinterherrannte, ohne dass sie den Abstand verringern konnte. Das Puppenmädchen war schnell.
    Lumani verfolgte es mit dem Zielfernrohr. Er durfte nicht schießen, durfte die Ware nicht beschädigen, solange sie wiederbeschafft werden konnte. Er atmete gegen die Nervosität an, gegen das Mantra der Unvollkommenheit, des Versagens und der Wertlosigkeit, das sich nun durch seine Gedanken fraß.
    Das Puppenmädchen änderte jetzt die Richtung, rannte eine schmalere Straße entlang, von Arben weg. Bald schon würde Lumani es nicht mehr sehen können. Er schob sich rückwärts aus seiner Stellung, schlang das Gewehr auf den Rücken und krabbelte auf Händen und Füßen das Lehmziegeldach hinunter und ein anderes hinauf, das im rechten Winkel zu seinem vorherigen Ausguck stand.
    Das Puppenmädchen rannte, so schnell es konnte, mit wehenden Haaren und bauschigem Kleid, die Frau namens Michael nach wie vor etliche Schritte dahinter. Lumani gab Arben Anweisung, ihr den Weg abzuschneiden, teilte ihm die Koordinaten mit, und dann änderte das Puppenmädchen schon wieder die Richtung, bog auf eine andere, belebtere Straße ab und steuerte direkt auf eine Restaurant-Terrasse zu, wo die Gäste in Dreier-und Vierergrüppchen die Nachmittagssonne genossen.
    Zu viel Aufmerksamkeit.
    Falls Arben sich ihr jetzt in den Weg stellte, würde Onkels Operation schlagartig in den Mittelpunkt des Interesses rücken. Das Puppenmädchen war das Problem der Fahrerin. Sie würde dieses wilde Tier wieder einfangen und bändigen, das so viel Geld wert war und ihnen schon so unendlich viel Ärger bereitet hatte. Lumani brauchte nur Sekundenbruchteile, um die Situation zu analysieren und diese Entscheidung zu fällen. Klar und eindeutig. Das war die jahrelange Prägung durch die Hand seines Onkels. Zum zweiten Mal innerhalb von zwei Minuten nahm Lumani seine Anweisung an Arben zurück. »Lass sie laufen«, sagte er.
    Das Puppenmädchen wurde müde. Die Frau namens Michael kam näher. Allerdings würde sie, wenn sie dieses Tempo beibehielt, die Kleine erst im Restaurant erwischen. Lumani wollte sich gerade an den Abstieg machen, da zögerte er. Er musste auch den Schluss noch mit eigenen Augen sehen, weil Onkel mit Sicherheit alles genau erfahren wollte.
    Die Gäste des Restaurants wurden auf die schnellen Bewegungen und den Lärm aufmerksam. Aufgesperrte Münder und aufgerissene Augen, während das Mädchen auf sie zu rannte und aus voller Kehle irgendetwas kreischte – auf Englisch natürlich. Lumani brauchte ihre Worte nicht zu verstehen, um das zu wissen – bescheuerte Amerikaner. So sehr in ihrer Welt-Dominanz gefangen, dass sie in den seltensten Fällen mehr als eine Sprache beherrschten oder benötigten. Aber da Englisch eben tatsächlich überall auf der Welt gesprochen wurde, war es jederzeit möglich, dass sie das Glück und er das Pech hatte, dass irgendjemand in diesem Kleinstädtchen ihre Worte verstand. Die Frau namens Michael brüllte jetzt auch irgendetwas, aber das konnte Lumani verstehen, trotz des dämpfenden Kleiderstoffs und der lauten Schritte auf dem Bürgersteig.
    Sie sprach Italienisch.
    Lumanis Anspannung löste sich zumindest ein kleines bisschen.
    Die Chance, dass hier in diesem Ort kurz vor der Grenze Italienisch gesprochen wurde, war viel höher, als dass jemand Englisch sprach.
    Und dann kam es zum Zusammenstoß. Lumani sah es wie in Zeitlupe.
    Die Restaurantgäste standen auf. Schreck, Entsetzen und der Wunsch, möglichst schnell aus dem Weg zu gehen, spiegelten sich auf ihren Gesichtern. Stühle wurden verschoben. Tische ruckten. Bier-und Weingläser fielen um, Kleider wurden nass, und all

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