Mission Munroe 03 - Die Geisel

Titel: Mission Munroe 03 - Die Geisel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taylor Stevens

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und im Einklang mit der Stille der frühmorgendlichen Straßen, war er ein Erwachsener im Körper eines Kindes gewesen.
    Lumani atmete einmal mehr den Duft des Lehms ein, dann verdrängte er die Erinnerungen.
    Dieser Hauch von Freiheit lag schon lange zurück.
    Auf der Terrasse des Restaurants, wo noch vor einer Minute die helle Panik ausgebrochen war, rückten die Gäste die Möbel zurecht. Manche wandten sich wieder ihrem Essen und ihren Getränken zu, andere verfielen in lebhafte Gespräche, aber es wirkte alles wieder normal. Lumani wechselte erneut seine Position und kehrte wieder an die Stelle zurück, wo er vor fünf Minuten mit seinem Gewehr gelegen hatte … obwohl es sich so anfühlte, als seien seitdem gut und gerne drei Stunden vergangen.
    Er bewegte sich ruhig und kontrolliert, um seine Atem-und Pulsfrequenz im Griff zu behalten. Die Fahrerin wusste, dass er auf dem Dach war. Sie wusste, dass er die ganze Aufregung mitverfolgt hatte, und wenn sie vorhatte, sich abzusetzen und das Päckchen alleine zu lassen, dann war jetzt, nach all den Ablenkungen und dem Durcheinander, der geeignete Zeitpunkt.
    Er würde es niemals zulassen.
    Sie war schlau. Sie war verschlagen. Sie war fähig. Aber er war besser.
    Er legte das Gewehr an die Schulter, um besser sehen zu können, und musterte aufmerksam ihr Gesicht, während sie das Puppenmädchen zum Wagen brachte. Ihr Gesichtsausdruck hatte sich verändert, als sei die Maske der Zartheit abgefallen und durch Wut und Ärger ersetzt worden. Als sie sich schließlich der Tankstelle näherten, waren ihre forcierten, langen Schritte so schnell geworden, dass das Puppenmädchen beinahe rennen musste, um mit ihr Schritt zu halten.
    Dann blieb die Fahrerin stehen und kniete sich hin, sodass das Puppenmädchen sich ebenfalls bücken musste. Sie hob einen Schuh auf, reichte ihn dem Mädchen und ging weiter, um auch den zweiten zu holen.
    Dabei fiel Lumani auf, dass die Puppenkleider zum größten Teil unversehrt geblieben waren, die Strumpfhose jedoch zerrissen war, völlig zerfetzt, mit großen Löchern und Laufmaschen von den Füßen bis nach oben. Sie hatte zwar noch Ersatzsachen dabei, aber für Onkel würde das nicht das Entscheidende sein. Versagen, ganz egal wie groß oder klein, ganz egal unter welchen Umständen oder wie groß die restlichen Erfolge sein mochten, war und blieb immer nur eines: Versagen.
    Lumani seufzte. Mit rebellierendem Magen überlegte er einen kurzen Moment lang, ob er dem Onkel diese Einzelheit vorenthalten sollte.
    Aber es hätte sowieso keinen Zweck gehabt.
    Sobald Arben oder Tamás ihren Bericht abgaben, würde die Wahrheit ans Licht kommen, und Lumani würde für sein Schweigen büßen müssen. Lieber beichtete er jetzt gleich, dann hatte er es hinter sich.
    Seltsamerweise empfand er einen vollkommen unerklärbaren Schmerz, und zwar, so weit er sich erinnern konnte, zum ersten Mal nicht für sich selbst, sondern für einen anderen Menschen: für die Frau namens Michael, die er einerseits hasste, von der er aber auch so etwas wie Anerkennung erfahren hatte. Schmerz wegen der Leiden, die sie zur Strafe für ihr Versagen würde erdulden müssen.

    Kapitel 19
    Las Colinas, Texas
    Der konkrete Beweis dafür, dass sie endlich auf Logans Fährte waren, löste den gleichen Adrenalinstoß aus wie der erste Schuss am Beginn eines Feuergefechts.
    Miles Bradford zog sich rückwärts aus dem Badezimmerflur zurück.
    Jahan nickte kurz mit dem Kopf, zum Zeichen, dass er verstanden hatte, und gemeinsam traten sie den Rückzug an. Sie ließen alles genau, wie es war, und machten sich nicht die Mühe, die Eingangstür wieder abzuschließen.
    Im Wagen, während sie so schnell, wie es ohne Verstoß gegen die Verkehrsregeln möglich war, von dort verschwanden, sagte Jahan: »Was zum Teufel sollte denn das? Warum haben die sich die Mühe gemacht und die Wand abgewischt, wenn sie dann die Hose im Waschbecken liegen lassen?«
    »Vielleicht waren sie in Eile. Oder weil sie sich die Hose jederzeit holen können, ohne irgendwelche DNA -Spuren zu hinterlassen.«
    »Vielleicht haben sie sie auch vergessen«, sagte Jahan. »Unfähige Idioten. Obwohl, die Plane, mit der sie den Boden abgedeckt haben, die haben sie mitgenommen.«
    Bradford rieb sich mit den Handflächen über die Augen. Gut möglich, dass Logan, noch während er und Walker Veers Transport und die Lagerhalle in der Nähe ausspioniert hatten, hier in diesem Büro gewesen war. Dann hatten sie ihn nur um