Mission Munroe 03 - Die Geisel
die Suche nach Logan zu stecken.
Bradford wischte sich mit dem Hemd das Gesicht ab, blies imaginären Zigarettenrauch an die Decke, wartete eine Weile, bis die Übelkeit sich wieder gelegt hatte, dann richtete er sich auf und ging zu den anderen in die Kommandozentrale.
Jahan saß am Schreibtisch. Er hatte die Kopfhörer aufgesetzt. Walker stand mit verschränkten Armen neben ihm. Jahan hielt einen Stift in der Hand, machte abwechselnd Notizen und korrigierte dann wieder mit der Maus irgendwelche Einstellungen. Eine letzte Notiz, dann legte Jahan den Stift beiseite, gab Walker den Notizblock und, nachdem er Bradford gesehen hatte, setzte den Kopfhörer ab. »Es geht«, sagte er. »Aber zu den anderen Geräuschen fällt mir auch nichts ein.«
»Kannst du die Nummer rauskriegen?«
»Na ja, schon, aber was nützt uns das? Sie kann ja offensichtlich nicht telefonieren, also brauchen wir sie auch nicht zurückzurufen. Aber wir können davon ausgehen, dass sie in Europa ist.«
Bradford zuckte mit den Schultern. »Nur für den Fall«, sagte er. Dann ließ er sich mit einem tiefen Seufzer auf das Sofa sinken und starrte auf das Whiteboard, während Jahan und Walker und ihre gedämpfte Diskussion immer weiter in den Hintergrund rückten.
Sucht Logan. Rettet Logan.
Büro oder Haus.
Logan wurde benutzt, um Munroe die Hände zu binden, ganz wie er vermutet hatte. Aber den Beweis, dass Logan am Leben war, konnte sie nicht innerhalb der letzten drei Stunden erhalten haben. Nicht, wenn sie ihn in einem Haus oder einem Büro gesehen hatte.
Büro .
Akman.
Das musste es gewesen sein.
Mit dem Tisch, dem Paketband, dem Baseballschläger und den Plastiktüten.
Was erklären könnte, warum sie ihn zunächst einmal dorthin geschafft hatten. Sie hatten einen Ort gebraucht, wo sie ihn filmen konnten, ohne irgendeinen Hinweis auf das Zwischenlager preiszugeben.
Zwischenlager.
Logan.
Bradford lehnte sich auf dem Sofa zurück, den Kopf auf der einen, die Füße auf der anderen Seite, wehrte sich mit aller Kraft gegen die Erschöpfung, die von ihm Besitz ergreifen wollte, versuchte, diesen ungreifbaren Hinweis zu fassen, dieses namenlose Ding, das ihm ununterbrochen spöttische Bemerkungen zuraunte.
Lagerhalle.
Speditions-Depot.
Büro.
Haus.
Mit all ihren Bemühungen hatten sie nicht das Geringste erreicht. War es möglich, dass das Zwischenlager so gut versteckt war, dass Kate Breeden nie etwas davon mitbekommen hatte, so unverbunden mit allem anderen, dass es auch für die Kommandozentrale schlicht und einfach unsichtbar war?
Unsichtbar.
Bradford schwang die Beine von der Couch und setzte sich auf.
Sichtbar.
Walker und Jahan hörten auf zu reden und sahen ihn an.
»Die Kameras«, sagte er.
Jahan schenkte ihm den gleichen Psychiater-trifft-Selbstmordkandidaten-Blick wie heute morgen.
»Das einzige Mal, wo wir irgendwelche Kameras oder wenigstens halbwegs ernsthafte Sicherheitsvorkehrungen gesehen haben, das war bei Veers Transport«, sagte Bradford. »Und da waren die Kameras nicht nach innen, sondern nach außen gerichtet.«
Walker machte den Mund auf und wieder zu. Argumente torkelten ihr durch den Kopf, wollten in Worte gefasst werden, aber sie hielt sie zurück.
»Das Zwischenlager«, sagte Bradford, stand auf und ging zum Whiteboard. Tippte mit dem Zeigerfinger auf die entsprechende Indizienkette, um seinen Gedankengang deutlich zu machen. »Wir haben deshalb nichts gefunden, weil es gar nichts zu finden gibt. Wir haben das Versteck immer noch nicht entdeckt, weil es direkt vor unseren Augen lag – und irgendwie doch nicht.«
Er redete unverständlichen Unsinn. Er sah es ihren Gesichtern an.
»Passt auf«, sagte er. »Wir haben nur bei Veers zumindest halbwegs ernsthafte Sicherheitsmaßnahmen gesehen. Und dort sind die Kameras nach außen gerichtet, nicht nach innen. Im Inneren gibt es nichts Wichtiges. Das, was wichtig ist, ist draußen. Die Kameras sollen gar nicht die Frachtgüter überwachen, sondern den Parkplatz. Wir haben das Zwischenlager bis jetzt nicht entdeckt, weil es mobil ist.« Bradford schnappte sich einen Stift. Wischte eine Indizienkette von der Tafel ab. Ersetzte sie durch etwas anderes. »Wir suchen also einen ganz bestimmten Lastwagen, vielleicht sogar mehrere. Da waren zwar etliche auf dem Parkplatz, aber die Bewachung war ziemlich dürftig, weil nämlich der Lastwagen gar nicht da war.«
Walker entschränkte die Arme.
Jahan ließ sich gegen die Stuhllehne sinken, stellte die Füße
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