Mission Munroe 03 - Die Geisel
schneller Rückzug notwendig werden sollte. Dann lief er die Gasse entlang bis zur Rückseite des Hauses, wo ein zweieinhalb Meter hoher Holzzaun den Garten vor neugierigen Blicken schützte.
Bradford klopfte hier und da gegen die Bretter, lauschte, ob ein Bellen oder ein Knurren zu hören war, irgendein Anzeichen dafür, dass das Grundstück bewacht wurde, aber wie erwartet blieb alles ruhig. Veers Transport. Akman. Lastwagen. Sklavenhandel. Das alles deutete nicht gerade auf Menschen, deren Leben zumindest so viel Regelmäßigkeit aufwies, dass sie einen Wachhund versorgen konnten. Und gleichzeitig gab es nichts, was so schnell die unerwünschte Aufmerksamkeit der Nachbarschaft erregte, wie ein laut jaulendes, hungriges Tier.
Bradford drückte die Klinke des Gartentors.
Abgeschlossen.
Weder Bäume noch Büsche reckten ihre Spitzen über den Bretterzaun, und das Tor der Doppelgarage war ebenfalls geschlossen. Er zog sich am Zaun so weit in die Höhe, dass er einen Blick durch die schmalen Glasschlitze werfen konnte, die als Garagenfenster dienten. Dahinter war alles leer. Kein Lagerraum. Keine Fahrzeuge.
Jetzt ertönte Jahans Stimme in seinem Ohrhörer. Er näherte sich dem Eingang.
Bradford wartete, bis er das Klopfen hörte, dann zog er sich am Zaun hoch, nutzte die eine oder andere Kerbe im Gartentor, kletterte hinüber, landete im Garten und wartete geduckt ab, was passierte. Der Garten war nichts weiter als eine ungemähte Rasenfläche. Auf der nicht überdachten Terrasse standen ein verwitterter Tisch mit Sonnenschirm sowie zwei Stühle. Überall lagen Zigarettenstummel herum. Der Blick durch die Fenster und die Hintertür wurde durch geschlossene Jalousien verhindert.
Erneut klopfte es in Bradfords Ohrhörer.
Stille.
Eigentlich hätte er mehr Vorsorge treffen müssen, als nur einen raschen Blick durch das Fenster zu werfen, aber er war aufgedreht, konnte nicht mehr klar denken, hatte keine Zeit mehr, und außerdem empfand er Logans bluttriefende Hose als eine zutiefst persönliche Kränkung. Darum lief er jetzt los, so schnell er konnte, verließ die Grauzone und ging unter die Einbrecher.
Er rüttelte an der Tür.
Abgeschlossen.
Er wartete Jahans drittes Klopfen ab, aber als dann immer noch keine Reaktion aus der Wohnung erfolgte, trat er die Tür mit einem gezielten Tritt ein.
Jahan war der bessere Schlossknacker – und es war ja sowieso egal. Wer immer Logan in der Gewalt hatte, wusste, dass Bradford ihnen auf den Fersen war, also gab es auch keinen Grund mehr für Heimlichkeiten. Er ging ins Haus. Eine Sekunde später öffnete Jahan die Vordertür.
Mit gezogener Waffe sicherte Jahan den Flur, Bradford übernahm das Wohnzimmer.
Irgendwo piepste es – da wartete eine Tastatur auf die Eingabe der richtigen Zahlen-Buchstaben-Kombination. Vierzig bis sechzig Sekunden, maximal, dann ging der Alarm los. Danach im besten Fall noch einmal zwei Minuten, bevor die Sicherheitsfirma die Polizei losschickte.
»Du nach links«, flüsterte Bradford, »ich nehme die rechte Seite.«
Jahan verschwand.
Bradford sah sich jedes Zimmer an.
Das Haus war eindeutig bewohnt, jedes Zimmer wurde benutzt, wenn auch relativ unpersönlich und funktional. Was fehlte, war ein Hauch von Dauerhaftigkeit. Es wirkte eher wie ein Wohnheim, eine Art Zuhause mit beschränkter Laufzeit. Bradford ging den Flur entlang und hatte zwei Zimmer geschafft, als der Alarm losging. Es war ein ohrenbetäubendes Kreischen, das garantiert mehrere Häuser weit zu hören war.
Die meisten Nachbarn waren bestimmt bei der Arbeit.
Bradford ging weiter, durch das Schlafzimmer in das Badezimmer. Dann klingelte das Telefon: der erste Anruf der Sicherheitsfirma. Er ging den Weg zurück, den er gekommen war, suchte sorgsam Fußböden und Wände ab, ließ den Blick über die wenigen Möbelstücke gleiten und zählte dabei innerlich die Sekunden.
Er wollte auf keinen Fall mehr in der Nähe sein, wenn der Streifenwagen eintraf.
Auch hier, wie bei Veers Transport, deutete nichts auf Logan oder ein Zwischenlager hin, und Bradford, der die Enttäuschung kaum ertragen konnte, sagte: »Gehen wir.« Er war auf dem Weg zum hinteren Teil des Hauses, als Jahan ihm entgegenkam. Ging zur Hintertür hinaus, als Jahan die Haustür ins Schloss zog. Draußen war der Alarm zwar gut zu hören, aber nicht ganz so schmerzhaft wie drinnen.
Über die Terrasse in den Garten bis zum Zaun, dann über das Tor und die Gasse entlang, im gemütlichen Schlendergang, das
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