Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mission Munroe 03 - Die Geisel

Mission Munroe 03 - Die Geisel

Titel: Mission Munroe 03 - Die Geisel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taylor Stevens
Vom Netzwerk:
immer vorausgesetzt, die Morsezeichen waren trotz all der Nebengeräusche erkennbar: Sie musste das Würgehalsband loswerden, musste wissen, dass Logan frei und in Sicherheit war. Die Kommandozentrale hatte sie eindringlich darum gebeten, auf keinen Fall Kontakt mit ihr aufzunehmen, bevor Logan gerettet war. Aber das alles war natürlich sinnlos, wenn Bradford ihre Nachrichten gar nicht entschlüsseln konnte.
    Von der Rückbank her sagte Neeva: »Ich habe Hunger«, aber Munroe ignorierte sie, wie schon die ganze Zeit, seitdem sie sie vor ein paar Stunden auf der Tankstelle mit unsanftem Druck wieder ins Auto geschoben hatte. Zugegeben, Munroe hatte jetzt das Handy, und zwar nachdem sie Neeva absichtlich die Gelegenheit zum Fluchtversuch gegeben hatte, trotzdem war das Mädchen mit schuld an der Strafe, die diese Aktion unter Garantie nach sich ziehen würde.
    Es war riskant gewesen, Neeva so dicht in die Nähe einer Menschenmenge laufen zu lassen, aber da Lumani sie, so gut es ging, von Ortschaften fernhielt, war das die einzige Möglichkeit gewesen, ein Handy zu ergattern. Munroe hatte sich ganz auf die menschliche Natur verlassen, auf den jedem Menschen innewohnenden Wunsch, das zu glauben, was am leichtesten verdaulich war, auf die Fähigkeit des menschlichen Geistes, alles Fragwürdige auszublenden und durch etwas Angenehmeres zu ersetzen. Und so waren sie alle bereit gewesen zu glauben, dass die kreischende junge Frau, die da vor ihren Augen getröstet wurde, Munroes trauernde Schwester war, die soeben erfahren hatte, dass ihr Geliebter sich umgebracht hatte. Niemand war auf den Gedanken gekommen, dass sie vielleicht das Opfer eines Menschenhändlerrings sein könnte.
    Die menschliche Natur hatte sich durchgesetzt, aber dieser eine Fluchtversuch war das Äußerste, was Munroe ertragen konnte. Als eindeutige Warnung vor jedem weiteren Versuch hatte sie Neeva das Knie in die Magengrube gerammt und ihr, obwohl sie sich gewehrt hatte, die Daumen auf die Halsschlagadern gedrückt, bis sie ohnmächtig geworden war.
    Zu kämpfen und zu unterliegen, sich zu wehren und im Kampf unterzugehen, dem Gegner zumindest Schwierigkeiten zu bereiten und ihm Schaden zuzufügen, und sei er noch so klein, das war eine Sache. Etwas ganz anderes war es, in den hilflosen Zustand einer Ohnmacht gezwungen zu werden. Der Unterschied war ein psychologischer und sehr beängstigender, diese Lektion hatte Munroe am eigenen Leib erfahren müssen. Sie hatte Neeva wieder gefesselt, sie auf die Seite gelegt und die Decke fest um sie herumgestopft, und zwar so lange das Mädchen noch nicht wieder voll bei Bewusstsein war.
    Seitdem waren Stunden vergangen, ohne dass Lumani sich auch nur einmal gemeldet hätte, nicht einmal, nachdem sie Neeva seine Stellung auf dem Dach gezeigt hatte. Und auch vom Puppenmacher hatte sie nichts mehr gehört – sie wusste nicht, wann es so weit sein würde, aber sie war sich sicher, dass ihr vermeintliches Versagen eine Bestrafung nach sich ziehen würde.
    Begleitet vom hypnotisierenden Summen der Reifen schwebte Logan wieder über die Windschutzscheibe, nahm einen Billard-Queue in die Hand und deutete lächelnd auf eine Ecktasche. Dann trat er durch die Tür in die Nacht hinaus und bestieg eine Ducati, stürzte sich mit einem Fallschirm auf dem Rücken neben ihr von der New River Gorge Bridge, riss ihr das Röhrchen mit den Oxycodon-Tabletten aus der Hand, als sie sich nur noch mit Drogen zu helfen wusste, um mit dem Trauma fertigzuwerden, das sie vor vielen Jahren aus Äquatorialafrika in die Vereinigten Staaten getrieben hatte.
    Von Schlägen gezeichnet und voller Blut, als lebendige Fata Morgana auf der Windschutzscheibe, ohne zu flehen, ohne zu betteln, nickte Logan ihr zu, als Bestätigung ihrer innigen Verbindung, der Nähe zweier Außenseiter, und während ihre Blicke zwischen dem Navigationsgerät, der Straße und dem kleinen Ort am Horizont hin und her huschten, streckte sie die Finger nach dem Handy aus, das unter ihrem Oberschenkel lag.
    Jetzt kam ihr zum ersten Mal seit mehreren Kilometern wieder ein Auto entgegen, mit eingeschalteten Scheinwerfern. Die Abenddämmerung hatte eingesetzt. Solange die Leute des Puppenmachers ihr keine anderen Anweisungen gaben, würde sie die ganze Nacht durchfahren, bis sie ihr Ziel erreicht hatte.
    Munroe schätzte mit Hilfe des kleinen Monitors die Entfernung ab und nahm den Fuß vom Gas, um sich die Zeit bis zur nächsten Kreuzung genau einzuteilen. Schob das Handy in

Weitere Kostenlose Bücher