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Mission Munroe 03 - Die Geisel

Mission Munroe 03 - Die Geisel

Titel: Mission Munroe 03 - Die Geisel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taylor Stevens
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war. Ein Geliebter, den sie neun Monate lang nicht gesehen oder gesprochen hatte, ein Tod, der so weit von ihrem gegenwärtigen Leben entfernt war, dass sie sich – anders als bei Logan, Bradford oder einem ihrer Familienangehörigen – unmöglich dagegen hätte wappnen können.
    Krumme Wege. Wer auf ihnen geht, der hat keinen Frieden.
    Unaussprechlicher Schmerz.
    Darum ist das Recht ferne von uns, und die Gerechtigkeit kommt nicht zu uns.
    »Wer ist das?«, flüsterte Neeva.
    »Er war mein Freund«, sagte Munroe und wischte sich mit dem Ärmel über den Mund. »Ich habe ihn geliebt.«
    Was immer Noahs Schwächen gewesen sein mochten, er war ein guter Mensch gewesen und hatte sie genauso sehr geliebt wie sie ihn. Sie hatte ihn nur verlassen, um ihn vor ihr selbst zu schützen. Er hatte sein Leben weitergelebt und jemand anderen gefunden. Und jetzt war er tot.
    Der Schock wollte einfach nicht nachlassen. Sie konnte diese Wahrheit nicht akzeptieren.
    Wir sind im Düstern wie die Toten.
    Munroe nahm Neeva das Handy aus der Hand.
    Wir harren auf Recht, so ist’s nicht da.
    Schaltete es aus und gab es ihr zurück.
    »Warum haben sie ihn umgebracht?«, fragte Neeva.
    Das Bild brannte unauslöschlich in Munroes Hirn: Zwei Kugeln in die Stirn. Blut tropft aus den Wunden. Die Leiche auf dem Beton-Bürgersteig zurückgelassen. »Damit ich das tue, was sie von mir wollen«, antwortete sie.
    Logan konnten sie noch nicht umbringen, weil sie zuerst das Päckchen brauchten. Aber sie konnten ihr mehr als genug Schmerzen bereiten, als Strafe und Motivationshilfe, damit sie gehorchte. Also hatten sie sich auch andere Menschen geholt, die sie liebte. Ziele, die ihr etwas bedeuteten.
    Unschuldiges Leben.
    Wen hatten sie noch alles im Visier?
    Falls Kate Breeden diese Strategie entworfen hatte, falls sie sie nach wie vor mit Informationen versorgte, dann würden sie Munroes gesamte Familie finden, ganz egal, wie vorsichtig sie im Lauf all der Jahre gewesen war.
    Ihre Werke sind Unheilswerke, an ihren Händen ist Frevel.
    Sie würden alle aufspüren, die ihr etwas bedeuteten, am schnellsten diejenigen, die sie am meisten liebte. Kate war einst ihre Freundin gewesen. Sie hätte ihr eine Kugel in den Kopf jagen sollen, als sie die Gelegenheit dazu gehabt hatte.
    Bradford unternahm keinen Versuch, auf ihre verschlüsselten Anrufe zu antworten. Die Sicherheit, die dieses Schweigen ihr bis eben noch gegeben hatte, wandelte sich nun zu Tod und Kälte, zu Übelkeit erregender Unwissenheit. Hatten sie auch ihn schon erwischt? Die Dunkelheit, die ohnehin in ihrem Kopf umherschwirrte, verband sich mit der Angst zu einer dichten Decke, die alles andere erstickte. Munroe schlang Neeva den Arm um den Hals und zog sie an sich. Gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Flüsterte: »Verzeih mir« und riss die junge Frau mit sich, bevor sie reagieren konnte.
    Irgendwo in der Dunkelheit, jenseits ihres Bewusstseins, verwandelten die Wut und das Adrenalin Munroes Hände zu Schraubstöcken und ihren ganzen Körper in eine Maschine, gesteuert von den Monstern in ihrem Kopf. Weder spürte noch beachtete sie Neevas Grapschen und Kreischen, während sie das Mädchen mit den gefesselten Füßen vom Straßenrand auf den Asphalt und mitten auf die Fahrbahn zerrte.
    Dort blieb sie stehen und riss Neevas Arm hoch in die Luft. Zog aus einer Tasche ein Stück Metall – das improvisierte Messer, mit dem Neeva einmal versucht hatte, sie zu verletzen – und hielt es an den Arm des Mädchens.
    Dann brüllte sie in die Nacht hinaus, wo Lumani irgendwo lauerte und sicherlich zuhörte: »Gib mir einen Beweis, dass Logan lebt. Sonst schlitze ich dein kostbares Päckchen hier und jetzt auf und lasse es verbluten! Ich schwöre bei Gott, dass ich es tun werde!«
    Ein Stück weiter die Straße entlang blitzten Scheinwerfer auf, nur kurz. Und dann fing das Handy an zu läuten. Das Handy, das Neeva immer noch in der Hand hielt, in der Hand, die Munroe gepackt hatte. Ohne ihren Griff zu lockern nahm Munroe das Telefon und drückte es ans Ohr. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie nicht mehr gekratzt und geschlagen wurde. Nur das Weinen und das Zittern gingen ungebremst weiter.
    »Logan lebt«, sagte Lumani. »Ich versichere dir, dass sonst niemand getötet wurde. Geh von der Straße. Setz dich wieder ins Auto und fahr weiter.«
    »Nicht ohne einen Beweis, dass er lebt. Sofort, ohne Ausreden.«
    Munroe beendete den Anruf, bevor er etwas erwidern konnte. Das Telefon klingelte erneut.

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