Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mission Munroe 03 - Die Geisel

Mission Munroe 03 - Die Geisel

Titel: Mission Munroe 03 - Die Geisel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taylor Stevens
Vom Netzwerk:
nach wie vor sehr lebendig, aber das galt auch für die Düsternis, die bereits über die Ränder lugte, die sie anflehte, endlich freigelassen zu werden.
    Sie wollte sich wirklich auf gar keinen Fall damit belasten.
    Ihre emotionale Welt war ohnehin schon undurchsichtig genug.
    Munroe griff nach dem Handy des Puppenmachers, weckte das Display aus dem Schlaf, warf einen Blick darauf und schaltete es wieder aus.
    Immer noch nichts.
    In den Stunden seit Neevas Fluchtversuch hatte Lumani sich lediglich gemeldet, um ihr Instruktionen zum Tanken zu geben. Munroe hatte zwar versucht, aus seiner Stimme etwas herauszuhören, irgendeinen Hinweis auf die Strafe, die sie zu erwarten hatte, aber es war ihr nicht gelungen.
    Als es dann schließlich so weit war, kam der Stich ins Herz nicht per Telefonanruf, sondern in Form eines Bildes. Es klingelte so schrill, dass Neeva von dem Geräusch schlagartig wach wurde. Munroe nahm den Blick sehr viel länger von der Straße, als erlaubt war, nahm den Fuß vom Gaspedal und starrte auf das Display. Neeva wand sich gähnend auf ihrem Sitz, sah zunächst Munroe an und folgte dann ihrem Blick zum Handy. Munroe griff nach dem vibrierenden Telefon und wappnete sich gegen das, was sie Logan angetan haben konnten. Sie starrte das Foto auf dem Display an, starrte in leblose Augen. Zwei Einschusslöcher in der Stirn, zwei kleine Rosenblüten, zweieinhalb Zentimeter voneinander entfernt, wie Blumen des Todes, die nicht blühten, sondern farbige Spuren über das bleiche Gesicht zogen.
    Die Zeit implodierte.
    Stand dann vollkommen still. Dunkelheit senkte sich über sie.
    Die Luft vibrierte.
    Zerriss.
    Und die inneren Stimmen, die Sendboten einer barbarischen Vergangenheit, die seit fast zwei Jahren geschwiegen hatten, ein unglaublicher Druck, der abgeschirmt und unhörbar gewesen war, all das brach sich nun in einer Flut des Wahnsinns Bahn. Irgendwo in der Ferne durchdrangen Scheinwerfer die Dunkelheit, und neben ihr ertönte ein Kreischen, laut und wild und ungezähmt, während sich gleichzeitig Katzenkrallen in ihren rechten Arm bohrten und daran zogen und zerrten.
    Und dann, mit einem Mal, stand alles still.
    Munroe kratzte an der Tür, suchte nach dem Griff, bis die Barriere endlich fiel und die Kühle der Nacht hereindrang. Munroe kippte hinaus auf den Asphalt. Taumelte um die Motorhaube herum auf die andere Seite des Wagens, wo ihre Knie endgültig nachgaben. Sie wand sich in schnell aufeinanderfolgenden Krämpfen. Ihr leerer Magen förderte nichts als Galle zu Tage. Worte, bedeutungslose Worte stürzten in ihrem Kopf durcheinander und prallten aufeinander. Es dauerte lang, bis sie sich wieder geordnet, bis sie Form und Inhalt wiedergewonnen hatten.
    Alsdann wird er einem jeglichen vergelten nach seinen Werken.
    Hinter ihr wurde die Autotür geöffnet.
    Munroe machte die Augen nicht auf. Hörte Neevas einen Schritt und wusste, obwohl ihr Bewusstsein weit, weit von der Realität entfernt war, dass die Füße des Mädchens immer noch gefesselt waren.
    Die innere Dunkelheit hielt sie in Beschlag, und Munroe drehte sich mit geschlossenen Augen zum Wagen um, nur so weit, dass ihre Stimme zu hören war. »Wenn du wegläufst, bringe ich dich um.«
    Neeva gab keine Antwort. Kleider raschelten, und die Hände der jungen Frau berührten hinter Munroes Füßen den Boden.
    Sie kennen den Weg des Friedens nicht, und Unrecht ist auf ihren Pfaden.
    Neeva kauerte neben Munroe. Ihr Atem ging flach und schnell, und ihre Haut roch nach Angst. Munroe öffnete die Augen, gerade so lange, um das Handy in ihrer Hand zu sehen – und ihren Blick, der starr auf das Display gerichtet war. Dann schloss sie die Augen wieder.
    Neeva sagte: »Haben sie dir damit gedroht?« Ihre Stimme zitterte, als hätte sie, trotz allem, was sie bisher erlebt hatte, erst in diesem Moment begriffen, wie fest der Puppenspieler die Fäden des Lebens in der Hand hielt. »Haben sie dich damit erpresst?«
    Munroe, die Hände auf die Oberschenkel gestützt, den Kopf nach unten gerichtet, schüttelte den Kopf. Nein. Das war ein Tod, den sie nicht hatte kommen sehen, den sie unmöglich hatte vorhersehen können, als sie sich überlegt hatte, welche Figuren in diesem irrwitzigen Spiel wohl wie manipuliert werden könnten.
    Noah Johnson. Ein marokkanisch-stämmiger US -Amerikaner, den sie vor zwei Jahren zufällig kennengelernt hatte. Daraus hatte sich eine sechsmonatige Beziehung entwickelt, die bis zum Schluss zärtlich und kostbar geblieben

Weitere Kostenlose Bücher