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Mission Munroe 03 - Die Geisel

Mission Munroe 03 - Die Geisel

Titel: Mission Munroe 03 - Die Geisel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taylor Stevens
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und praktisch menschenleer. Lumani hatte sie von den Landstraßen herunter in dicht besiedeltes Gebiet und schließlich auf die Küstenstraße gelotst, die parallel zum Mittelmeerufer verlief. Also nicht auf die schnellere Autobahn, die durch mehrere Tunnel auf direktem Weg zur französischen Küste führte, sondern auf die kleinere Provinzstraße ohne Mautstationen, die dem kurvigen Verlauf der Küste folgte.
    In beiden Richtungen waren zahllose Lichtpunkte auf dem Meer zu erkennen. Überall gab es Häfen und Buchten, wo kleine und große Boote, angefangen bei einfachen Nussschalen bis hin zu obszönen Luxusjachten, ankern konnten, um am nächsten Tag ihre Fahrt fortzusetzen. Erneut erfuhren Munroes strategische Überlegungen eine Veränderung: Wenn Neeva vom Land in den Bauch einer Jacht verfrachtet wurde, würde man nie wieder etwas von dem Mädchen sehen.
    Als sie durch Ventimiglia fuhren, setzte die Morgenröte ein und brachte das Blau des Meeres zum Vorschein, sodass es nun vom Himmel zu unterscheiden war. Auf den Straßen war es immer noch ruhig, aber lange würde es nicht mehr dauern, bis die Zivilisation sich regte. Da war es zumindest hilfreich, dass Neeva wieder eingeschlafen war. Die letzte Adresse in der langen Folge von SMS -Meldungen befand sich in Menton, wenige Kilometer hinter der französischen Grenze.
    Munroe fuhr auf den Zollposten zu, der große Ähnlichkeit mit dem Posten hatte, den sie auf dem Weg von Kroatien nach Slowenien passiert hatten: nicht mehr als eine überdachte Fahrspur mit Wärterhäuschen. Sie verlangsamte ihre Fahrt, hielt Lumanis Papiere griffbereit, falls irgendjemand von ihr verlangte, dass sie anhalten sollte, doch die beiden Wärterhäuschen lagen einsam und verlassen da, und so war der Wechsel von Italien nach Frankreich genauso spektakulär wie eine Straßenüberquerung.
    Das Handy am Armaturenbrett vibrierte. Munroe nahm es, las sich die neueste SMS durch und starrte die neuen Vorgaben an. Nahm den Fuß vom Gaspedal, schaltete runter und suchte sich eine freie Parklücke am Straßenrand. Sie zog die Handbremse an und schaltete den Motor aus. Neeva schlief weiter, darum zog Munroe den Schlüssel ab und stieg aus.
    Widerwillig wählte sie Lumanis Nummer, und er meldete sich beim zweiten Klingeln. Ohne Begrüßung, ohne Wie geht’s, wie steht’s oder Bist du eigentlich komplett durchgeknallt? , sagte sie: »Das ergibt doch keinen Sinn. Warum soll ich sie denn da reinbringen? Das widerspricht doch jeder Logik.«
    »Deine Meinung interessiert mich nicht«, gab Lumani zurück. »Du hast einen Auftrag zu erfüllen und Anweisungen zu befolgen, mehr nicht.«
    Munroe holte tief Luft, kniff sich in den Nasenrücken, holte sich zurück in die Gegenwart und schob ihre Erschöpfung und die emotionale Überlastung beiseite. So selten, wie ihre Kontakte mit Lumani waren, zählte jetzt jede Sekunde.
    Sie saugte ihn ein, nahm ihn auf, in ihren Kopf und in ihre Lunge.
    »Du hast recht«, sagte sie dann mit sanfterer Stimme und in reumütigem Tonfall. »Du hast recht – ich habe nur meinen Auftrag zu erfüllen. Und ich glaube, dass es dir nicht anders geht als mir … ich will nur noch, dass es vorbei ist. Aber trotzdem, Valon, verrat mir eines: Aus einer professionellen Perspektive betrachtet, fühlt sich das wirklich richtig an? Wir sind schon so weit gekommen, riskieren wir damit nicht, dass wir kurz vor Schluss noch alles zerstören?«
    »Es ist nicht gerade ideal«, gab er zu.
    Munroe bückte sich, um nach Neeva zu sehen, dann sagte sie: »Du hast auch keine Wahl, genau wie ich, stimmt’s?«
    »Der Klient stellt die Regeln auf«, gab Lumani zurück. »Es gibt nichts weiter zu sagen. Du weißt, wo es hingehen soll. Sobald wir das Ziel erreicht haben, gibt es weitere Anweisungen.«
    »Aber für jedes Versagen musst du bezahlen.«
    »Ja«, erwiderte er, kaum lauter als ein heiseres Flüstern.
    Sie nahm seinen Geist in sich auf, fühlte, was er fühlte.
    »Es liegt daran, dass ich diese Verspätung erzwungen habe, nicht wahr?«, sagte sie.
    »Deshalb ist es jetzt Tag«, erwiderte er.
    »Aber wenn wir jetzt durch meine Schuld bei Tag reinfahren müssen und dann etwas schiefgeht, musst du dafür bezahlen.«
    »Und du auch«, fügte er hinzu.
    »Es ist ein schreckliches Gefühl, wenn man für die Entscheidungen eines anderen Menschen verantwortlich gemacht wird«, sagte sie. »Es tut mir leid, dass ich dir solche Schwierigkeiten bereitet habe. Sollte diese Lieferung nicht den gewünschten

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