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Mission Munroe 03 - Die Geisel

Mission Munroe 03 - Die Geisel

Titel: Mission Munroe 03 - Die Geisel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taylor Stevens
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Verletzungen behandeln zu können. Nach allem, was sich bei der Spedition abgespielt hatte, konnten sie nicht riskieren, mit dem Sattelzug bei einer Notaufnahme vorzufahren.
    Würgend unter dem Ansturm des durchdringenden Gestanks wich Bradford, so gut es ging, dem Urin, den Exkrementen, dem Blut und dem Erbrochenen aus und kniete sich hinter Logan auf den Boden, brachte seine Lippen dicht an Logans Ohr, sodass er mit der Brust seinen Kopf stützen konnte, und flüsterte ihm die gleichen tröstenden Worte ins Ohr wie eine Mutter oder ein Vater, die ihr völlig verängstigtes Kind wieder zur Ruhe bringen wollten: Sie würden ihn hier rausschaffen, er würde wieder gesund werden – musste wieder gesund werden.
    Die Matte, so verdreckt sie auch war, wurde zum Transportmittel.
    Logan schrie kein einziges Mal, gab keinen Laut von sich, aber während sie ihn langsam aus der engen Zelle zogen, Zentimeter um Zentimeter, um die Erschütterungen so gering wie möglich zu halten, da spiegelte sich in seinen glasigen Augen eine Mixtur aus Schmerz und Dankbarkeit, die keiner Worte bedurfte.
    Stück für Stück gelang es ihnen, die Matte mitsamt Logans zerschundenem Körper durch die Tür und in den Anhänger des Sattelschleppers zu bugsieren. Hier konnten sie wenigstens atmen, und so hielten sie kurz inne, um zu beratschlagen, was als Nächstes geschehen sollte. Das Capstone-Team drängte sich dicht zusammen, damit Lockreed sie nicht hören konnte, aber das wäre im Grunde genommen nicht nötig gewesen. Seitdem der Fahrer sich in die schmale Zelle gedrängt und seine menschliche Fracht gesehen hatte, achtete er ganz von selbst darauf, ausreichend Abstand zu halten.
    So schmiedeten sie in seinem Rücken und in entschlossenem Flüsterton ihre Pläne.
    Bradford holte den Explorer und fuhr ihn rückwärts an den Anhänger heran, damit sie Logan möglichst leicht von einem Fahrzeug ins andere heben konnten. Walker verlud sämtliche Waffen in den Trooper. Sie würde in die Capstone-Zentrale zurückkehren und das Büro besetzen, während Jahan und Bradford mit Logan über die Staatsgrenze fahren und ihn in Oklahoma City in ein Krankenhaus bringen wollten. Bis dort war es von hier aus auch nicht viel weiter als bis nach Dallas, und gleichzeitig würde Logan dort nicht so schnell mit den Ereignissen in Texas in Verbindung gebracht werden. Aber angesichts der vielen noch ungeklärten Fragen hatten sie nicht vor, lange dort zu bleiben.
    Mit Hilfe der Decken, die bereits im Explorer lagen, und der überall auf dem Boden verteilten Kartons baute Jahan im Kofferraum des großen SUV eine gepolsterte Liegefläche. Dann machte er sich zusammen mit Walker daran, Logan möglichst behutsam darauf zu betten. Bradford nahm Lockreed beiseite, um zu versuchen, möglichst wenig konkrete Spuren zu hinterlassen.
    Der Fahrer des Sattelzuges ging, die Hände tief in die Taschen vergraben, pausenlos hin und her, ein paar langsame Schritte in die eine und dann wieder in die andere Richtung. Dabei murmelte er unablässig dieselbe Frage vor sich hin: »Was soll ich bloß machen? Was soll ich bloß machen?«
    Bradford wusste nicht, was er sagen sollte, und ließ den Mann in Ruhe, bis er irgendwann genug hatte von dem absurden Drama. »Hör zu, du hast ja wirklich nicht viel Auswahl.«
    Lockreed blieb stehen. Wandte sich Bradford zu.
    »Erstens: Du warst am Schauplatz der Schießerei. Zweitens: Du hast gesehen, was du da geladen hast. Deine Arbeitgeber werden das wissen und werden versuchen, dich umzubringen. Aber selbst wenn ihnen das nicht gelingen sollte, betrachten die Behörden dich wahrscheinlich als Mittäter.« Bradford unterbrach sich kurz. »Es ist wirklich das Beste, wenn du zur Polizei gehst und denen alles erzählst, was heute Abend passiert ist.«
    Lockreed zog die Hände aus den Taschen und steckte sie wieder hinein. »Und was ist, wenn sie mich nach Ihnen fragen? Wer Sie sind und wo Sie hingefahren sind? Wollen Sie mich denn nicht auch umbringen?«
    Bradford schüttelte den Kopf. »Ich will gar nichts von dir«, sagte er. »Sag denen einfach die Wahrheit.« Er richtete sich auf und ging zum Explorer. »Sag ihnen, dass du keine Ahnung hast.«

 
    Kapitel 25
    Hinter Montebruno, Italien
    Der Beweis des Lebens kam auf dieselbe Weise, wie die Nachricht des Todes gekommen war: mit einem Geräusch, das die Stille durchschnitt, einem Aufblitzen des Displays, einer gleißenden Offenbarung. Munroe starrte lange darauf, ohne sich zu rühren, ohne zu

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