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Mission Munroe. Die Sekte

Mission Munroe. Die Sekte

Titel: Mission Munroe. Die Sekte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taylor Stevens
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gesenkten Augenlidern hervor an. Ihre Körpersprache signalisierte totale Unterwerfung. Nur ihr zorniger Blick forderte ihn auf, es noch einmal zu versuchen.
    Munroe wartete einen Augenblick, und als von den anderen keine Reaktion kam, wollte sie ihren Weg fortsetzen. Doch der Leibwächter, der ihre Reaktion bemerkt hatte, versperrte ihr den Weg.
    Unter anderen Umständen hätte so etwas unverzüglich eine erneute Reaktion provoziert, aber heute wollte sie das nicht. Sie wollte Hannah hier herausholen, und zwar sofort. Allerdings zerfiel ihr ursprünglicher Plan gerade in seine Einzelteile, nicht wegen der Zahl der potenziellen Gegner, sondern weil es, solange diese Bewaffneten in der Nähe waren, keinen schnellen und sauberen Weg nach draußen gab. Irgendjemand würde das Feuer erwidern, und es war nicht auszuschließen, dass Hannah dabei getroffen wurde.
    Der Boss flüsterte einem seiner Männer etwas zu, und dieser flüsterte einer der Frauen etwas zu. Munroe blieb, wo sie war, und wartete. Der Leibwächter stand ihr immer noch im Weg, und der Boss beäugte sie wie einen Partysnack.
    Die Frau zog eine düstere Miene, als ihr klar wurde, was die Männer wollten. Kaum war ihre Antwort zum Ausgangspunkt der Frage zurückgekehrt, trat der Leibwächter beiseite und machte Munroe den Weg frei.
    Sie ging zu ihrem Wagen und blieb lange Zeit regungslos vor dem Kofferraum stehen, starrte ins Nichts. Die kurze Unterbrechung im Flur hatte ihre Vernunft wieder zum Leben erweckt, und damit war auch das Schachbrett, die Strategie, der Plan in ihr Bewusstsein zurückgekehrt, alles
das, was sie sich bereits zurechtgelegt hatte, falls sie sich wenigstens noch so lange zusammenreißen konnte, bis die Nacht angebrochen war.
    Sie setzte sich auf den Fahrersitz des Wagens, holte das Notfallhandy aus der Tasche und wählte.
    Bradford nahm beim ersten Klingeln ab.
    »Ich habe nur eine Minute«, sagte sie. »Weißt du schon, wem diese Autos gehören?«
    »Ja, gerade eben ist die Antwort gekommen«, erwiderte er. »Halter ist die Cárcan-Familie, Geschäftsleute aus Buenos Aires, sehr gut vernetzt, mächtig, mit Verbindungen ins organisierte Verbrechen. Vordergründig geht es um Geldwäsche im großen Stil, aber es besteht der Verdacht, dass das längst nicht alles ist. Sie sind schwer zu greifen, äußerst reizbare Menschen, Leute, mit denen nicht zu spaßen ist.«
    Bradford machte eine kurze Pause, in der viele Fragen mitschwangen, zum Beispiel, woher sie diese Kennzeichen hatte und was zum Teufel bei ihr eigentlich los war, aber er stellte sie nicht. »Du hast in ein Wespennest gestochen«, sagte er. »Sei vorsichtig.«
    Munroe verharrte kurz, bedankte sich und klappte das Handy zu.
    Großartig.
    Sie starrte die Haustür an.
    Die Sprösslinge der Cárcan-Familie waren noch immer im Haus, und Munroe hatte kein Bedürfnis, so lange zu warten, bis sie herauskamen. Solange diese Leute auf dem Gelände waren, war an eine Entführung Hannahs nicht einmal zu denken. Und wenn sie sich die Option offen halten wollte, das Ganze in der Nacht durchzuziehen, hatte sie keine andere Wahl, als in die Küche zurückzukehren.
    Der Hausflur war menschenleer, und mit jedem entschlossenen Schritt zurück in Richtung Küche erkämpfte sie sich wieder ein kleines Stückchen der Selbstbeherrschung, die sie vor Hannahs Offenbarung besessen hatte.
    In der Küche war es genauso geschäftig und warm wie vorhin. In einer Viertelstunde sollte das Essen zur Ausgabe bereit auf dem Tresen stehen. Als Munroe eintrat, wurde sie lediglich gefragt, ob alles in Ordnung sei, und nachdem sie bejaht hatte, war alles genau wie zuvor.
    Munroe hatte auf Autopilot geschaltet. Mit einem freundlichen Lächeln überspielte sie das Tosen in ihrem Inneren und war froh darüber, dass jetzt alles schnell gehen musste und keine Zeit für Dinge war, die nicht unmittelbar mit der Arbeit zu tun hatten. Und dann kamen die Kellner aus dem Speisesaal, nahmen die Töpfe und Tabletts mit, und in der Küche, wo bis vor einem Augenblick noch das helle Chaos geherrscht hatte, wurde es schlagartig still.
    Mit einem theatralischen Seufzer wandte sich Morningstar an Munroe. »Mein Dad meinte, dass du heute hier übernachtest«, sagte sie.
    Munroe nickte, das künstliche Lächeln immer noch fest ins Gesicht gemeißelt.
    »Wir haben noch zehn Minuten bis zum Essen«, sagte Morningstar und machte einen Schritt in Richtung Tür. »Lass uns schnell deine Sachen holen, dann zeige ich dir, wo du schlafen

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