Mission Munroe. Die Sekte
meinte Gideon. Aber als er merkte, dass Logan das Zimmer verlassen wollte, setzte er sich auf. »Wo willst du denn hin?«
»Ich will Michael suchen.«
Gideon ließ sich wieder auf die Matratze sinken und zog die Decke bis ans Kinn. »Viel Glück.«
Logan hielt inne und starrte Gideon an wie zuvor das Telefon. »Ach übrigens, Miles lässt dir noch eine Kleinigkeit ausrichten«, sagte er.
Gideon wälzte sich noch einmal herum und schlug ein Auge auf.
Logan ging in die Knie und band sich die Schnürsenkel. Fest. Alte Gewohnheit. »Michael kennt nicht nur die exakten Standorte aller Oasen hier in Buenos Aires«, sagte er. »Sie hat auch mehrere Tage lang Video- und Audioaufnahmen gemacht, hat eine Liste mit der aktuellen Hierarchie innerhalb der Sekte sowie massenhaft Namen zusammengetragen. Ich weiß nicht, was ihr beiden abgemacht habt, das geht nur dich und sie etwas an. Aber Miles sagt, dass du nur dann etwas von dem Material bekommst, wenn sie dir die Sachen persönlich in die Hand drücken kann.«
Gideon stieß einen derben Fluch aus, warf die Bettdecke beiseite und stand auf, wobei er irgendetwas von Erpressung vor sich hin murmelte. »Also gut. Und was sollen wir machen, wenn wir sie gefunden haben? Einfach reinmarschieren
wie zwei Vollidioten und sagen: ›Da wären wir, knallt uns ab, aber lasst sie laufen.‹?«
»Miles hat uns anscheinend ein Geschenk hinterlassen. Es liegt im Kofferraum eines Taxis, und das gehen wir jetzt suchen.«
Logan hielt inne. Er baute sich direkt vor Gideon auf und rührte sich nicht von der Stelle, so lange, bis Gideon den Kopf hob. »Was denn?«
»Michael ist meine beste Freundin, Gideon – mehr als das –, sie ist meine Familie. Die einzige, die ich habe. Sie hat mir mehr als einmal das Leben gerettet, und sie hat bei der Suche nach Hannah ihr Leben aufs Spiel gesetzt, nur weil ich sie um Hilfe gebeten habe. Ich gehe jetzt auf jeden Fall los und suche sie, egal, ob du mitkommst oder nicht. Das bin ich ihr schuldig. Du kannst entweder mitmachen, oder du lässt es bleiben.«
Gideon hob die Hand. »Ist ja gut«, sagte er. »Zeigen wir den Typen mal, wo der Hammer hängt.«
Das Taxi stand genau da, wo Bradford gesagt hatte. Nur der Parkplatz war nicht ganz so leer wie beschrieben. Die Nacht war bald zu Ende. Logan fischte den Schlüssel unter dem Sitz hervor, öffnete den Kofferraum und zog vorsichtig den Reißverschluss der länglichen Sporttasche auf.
Einen Moment lang standen er und Gideon nur da und starrten auf das angekündigte Geschenk.
Logan warf einen raschen Blick über die Schulter und sah nach, ob sie allein waren, dann hob er die Tasche heraus und klappte den Kofferraum wieder zu.
Gideon sagte: »Wo zum Teufel hat er das her? Und wenn sie das ganze Zeug dagehabt haben, wie ist Michael dann überhaupt geschnappt worden?«
»Waffen sind Miles’ Spezialität«, erwiderte Logan. Ächzend hievte er die Tasche auf den Rücksitz und drückte die Tür langsam und mit Nachdruck zu. »Miles hat überall Beziehungen.« Dann blieb er nachdenklich stehen und versuchte sich zusammenzureimen, was in der Nacht wohl geschehen sein mochte. Er wusste nicht viel über Miles, aber Michael kannte er besser als jeder andere sie je kennen würde.
»Sie wollte nicht mit der Waffe im Anschlag da reinstürmen«, sagte Logan. »Um Hannah nicht zu gefährden. Michael geht sowieso lieber mit List vor als mit Blei.« Er deutete mit dem Kopf auf die Tasche. »Das da ist auf Miles’ Mist gewachsen … sie hat wahrscheinlich nicht einmal gewusst, dass sie diese Dinger dabeihaben.«
Sie setzten sich in das Taxi, Logan auf den Fahrersitz und Gideon daneben. Logan hielt noch einmal nachdenklich inne, dann startete er den Motor und reihte sich in den dichter werdenden Verkehr ein. Die Fahrt bis zum Hotel würde eine Weile dauern. Währenddessen besprachen sie die Strategie. Logan beschrieb Gideon alles, was er über das Hotel und die Sicherheitsmaßnahmen wusste, wiederholte jeden Satz, den er von Bradford gehört hatte.
Gideon kletterte auf die Rückbank. Er schob die Tasche auf den Boden und wühlte sie durch, bis er gefunden hatte, was er wollte. Anschließend suchte er für Logan weiter. Die meisten leichteren Waffen stammten aus Argentinien, verschiedene Bersas, zuverlässige Neun-Millimeter-Pistolen, auch wenn sie außerhalb Südamerikas kaum bekannt waren. Außerdem gab es noch zwei spanische Star-Z-84-Maschinenpistolen, ebenfalls neun Millimeter, einen Block
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