Mission Munroe. Die Sekte
den Plan halten. Aber mit einer kleinen Abweichung. Nur so würde sein Gewissen zulassen, dass er Munroes Wünsche erfüllte.
Jetzt war die Zeit gekommen, wo Logan seine Schuld begleichen musste.
Die Entscheidung, Logan mit ins Boot zu holen, fiel ihm nicht leicht. Er traf sie nicht aus dem Bauch heraus, obwohl er zugeben musste, dass er emotional sehr aufgewühlt war. Für Bradford jedoch waren die Bedingungen klar. Wenn er Munroe opfern musste, um Logans Kind zu retten, mussten alle einen Preis bezahlen. Ein Leben für ein Leben für ein Leben.
Und genau darin lag das Risiko, wenn er jetzt Logan oder womöglich auch noch Gideon einspannte. Sicher, in ihrer jeweiligen kleinen Welt konnten sie nach Belieben schalten und walten. Aber eine Gratwanderung zwischen Leben und Tod war etwas vollkommen anderes. Fähigkeiten rosteten ein, Muskeln wurden weich, und abgesehen von allem anderen lebten diese beiden immer noch ein mehr oder weniger bürgerliches Leben. Munroe hatte ihre Gründe, warum sie sie nicht in diesen Kampf hineinziehen wollte – nicht etwa, damit sie sich keine unnötigen Sorgen zu machen brauchte, sondern schlicht und ergreifend
deshalb, weil das Leben der beiden ernsthaft in Gefahr geraten wäre.
Ein Leben für ein Leben für ein Leben.
Bradford griff zum Handy. Tippte die Nummer ein.
»Ich habe Hannah«, sagte er.
Die Erleichterung am anderen Ende der Leitung war mit Händen zu greifen. »Wo seid ihr jetzt?«, fragte Logan.
»Sie haben Michael.«
Schweigen.
»Ich kann mich nicht um sie kümmern«, sagte Bradford. »Nicht, wenn ich gleichzeitig Hannah hier wegbringen muss. Im Moment steht das ganze Unternehmen auf der Kippe.«
Noch mehr Schweigen.
»Du hast die Wahl. Entweder du ziehst los und spürst Michael auf, oder ich lasse Hannah, wo sie ist, und gehe selbst los, und zwar sofort.« Bradford wartete kurz, bis sich das Gift in seiner Stimme abgebaut hatte.
»Warum gibst du Hannah nicht einfach mir?«, fragte Logan.
»Ausgeschlossen. Entweder alles oder nichts. Die Leute, denen wir Hannah gerade vor der Nase weggeschnappt haben, haben sehr viel Macht. Sie sind bösartig und sehr gut vernetzt. Ich habe alles vorbereitet, um deine Tochter sicher außer Landes zu schaffen, aber das Zeitfenster wird immer enger. Ich kann mich jetzt nicht mit dir herumstreiten. Entweder ich mache weiter wie geplant oder nicht.«
Noch eine Pause, dann sagte Logan: »Wo soll ich anfangen zu suchen?«
Bradford gab Logan die Adresse des Cárcan-Hotels und ein paar allgemeine Angaben, sagte ihm, wo das Taxi stand und was alles darin lag. Er erläuterte ihm den Grundriss
des Hotels und die Sicherheitsmaßnahmen und sagte ihm, womit er rechnen musste. Drängte ihn zur Eile. Munroe war noch dort, aber man konnte nicht wissen, wie lange noch.
»Und noch eine letzte Sache«, sagte Bradford. »Richte Gideon aus, dass er die Information, die Michael für ihn hat, nur dann bekommt, wenn sie am Leben bleibt.«
Ohne eine Antwort abzuwarten, klappte Bradford das Handy zu, warf es auf den Beifahrersitz und reihte sich in den spärlichen Verkehrsstrom ein. Vielleicht wäre Gideon auch so mitgekommen, einfach um Logan zu unterstützen, aber eine bessere Motivation als den Eigennutz gab es nicht.
Logan starrte das Telefon an wie eine Giftschlange. Sein Kopf war leer, in Schockstarre. Die Nachricht, auf die er acht Jahre lang gewartet hatte, versetzte ihn in eine unglaubliche Panik.
Er stand auf und zog die Klamotten an, die er erst vor einer Stunde abgelegt hatte. Da raschelte es im anderen Bett, und Gideon sagte: »War das Michael?«
»Miles.«
Gideon wälzte sich vom Rücken auf die Seite. »Gute oder schlechte Neuigkeiten?«
Logan stand keinen Augenblick lang still, sondern sammelte alle möglichen Dinge im Zimmer zusammen. Gürtel. Geldbeutel. Armbanduhr. »Beides«, sagte er.
Gideon knipste das Licht an. »Was ist denn los?«
»Hannah ist bei Miles«, antwortete Logan. »Das ist die gute Nachricht. Er schafft sie jetzt über die Grenze.« Dann drehte er sich zu Gideon um und sagte, beinahe so, als könnte er es selbst nicht fassen: »Aber Michael ist geschnappt
worden. Nicht von den ERWÄHLTEN , sondern von den Unterstützern, bei denen Hannah war … eine der führenden Mafia-Familien der Stadt.« Für einen kurzen Moment fehlten ihm die Worte. Er band sich seine Armbanduhr um. »Wahrscheinlich foltern sie sie, damit sie ihnen sagt, was sie weiß. Wenn sie sie nicht gleich umbringen.«
»Ihr Pech«,
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