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Mission Munroe. Die Sekte

Mission Munroe. Die Sekte

Titel: Mission Munroe. Die Sekte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taylor Stevens
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hereinkamen. Ihre Hände kribbelten in Erwartung des bevorstehenden Kampfes. Sobald das Blutvergießen begann, würde das angestaute Adrenalin sich in wilder Ekstase entladen.
    Sie jonglierte mit den Messern und ließ sie in einer bestimmten Folge durch die Finger gleiten. Die Klingen waren ihre Freunde, sie brachten Sicherheit und Kontinuität in eine Welt, die ansonsten in Trümmern lag.
    Der Lichtstreifen erlosch.
    In einer einzigen fließenden Bewegung kam Munroe auf die Füße, stellte sich gespannt und sprungbereit neben die Tür. Die Klinke bewegte sich, die Tür wurde zentimeterweise aufgedrückt. Sie spürte den anderen, noch bevor der Strahl der kleinen Taschenlampe suchend über die Matratze glitt. Jetzt war er komplett im Raum. Sie warf sich mit voller Wucht gegen die Tür, rammte sie ins Schloss und schob den Riegel vor.
    Nun war es nicht mehr dunkel, sondern pechschwarz.
    Der Körper war groß und kräftig und stank nach Schweiß und Alkohol. Nur von ihrem Instinkt getrieben sprang sie vorwärts und traf ihn frontal in die Magengrube. Die Wucht ihres Angriffs riss ihn von den Beinen. Sein Kopf knallte gegen die Wand. Er sackte zu Boden. Sie stieß ihm das rechte Knie in die Weichteile und hörte, wie die Luft aus seinen Lungen entwich. Er wollte sich aufrappeln. Sie kniete auf seiner Brust, ein Messer an seiner Kehle, das andere an seinen Lenden.
    Und dann hörte sie das laute Klopfen, das bis zu diesem Augenblick nicht in ihr Bewusstsein vorgedrungen war. Die Tür wurde aufgebrochen, gleißend helles Licht drang herein. Geblendet und orientierungslos machte sie sich auf das gefasst, was kommen sollte.
    Munroe schnappte nach Luft, drückte den Rücken durch, sog Luft in die Lungen, als sei sie soeben der Wasserfolter entronnen. Sie öffnete die Augen und wäre beinahe in erleichtertes Lachen ausgebrochen.
    Der Film war einfach abgerissen, ohne Schuldgefühle, ohne Schmerz, ohne dass Logan wieder tot in ihren Armen lag, ohne den tödlichen Schrecken. Bradford starrte sie an. Sein Blick war besorgt, aber nicht so panisch wie bei den ersten beiden Malen.
    »Wollte ich dich umbringen?«, fragte sie. Ihre Stimme klang heiser, und sie erschrak beim Klang ihres eigenen Flüsterns.
    »Nein«, erwiderte er. »Diesmal nicht.«
    »Du hast mich nicht aufgeweckt.«
    »Ich wollte es nicht noch schlimmer machen«, sagte er, »und du hast niemandem geschadet.«
    Sie nickte und schloss die Augen. Ihr Herz raste noch immer mit der doppelten Schlagzahl, und es würde eine Weile dauern, bis ihr Körper das Adrenalin wieder abgebaut hatte.
    »Wen siehst du?«, fragte Bradford. »Wen siehst du da in deinen Träumen?«
    »Die Morde, die ich begangen habe«, sagte sie.
    »Du machst das alles noch mal durch?«
    »Immer und immer wieder. Aber die Toten am Schluss sind immer Menschen, die mir sehr viel bedeuten.«
    »Wie lange geht das schon so?«
    Sie ließ einen Augenblick verstreichen. »Vor ein paar Monaten hat es angefangen.«
    »Aber warum jetzt, nach so vielen Jahren?«
    Sie zuckte mit den Schultern.
    »Afrika?«
    »Ich weiß es wirklich nicht«, erwiderte sie.
    »Sie verfolgen dich?«
    »An jedem Tag meines Lebens.« Sie hielt inne, wandte sich zu ihm, musterte sein Gesicht. »Wie fühlst du dich, wenn du jemanden umgebracht hast?«
    Er schwieg für einen Moment, starrte sie an, als wollte er versuchen, die wahre Bedeutung ihrer Worte zu entschlüsseln, als suchte er nach einer verborgenen Botschaft. Schließlich sagte er: »Ich bin Soldat, Michael. Und das Töten ist ein Teil des Krieges.«
    »Verfolgen sie dich auch manchmal? Die, die du getötet hast?«
    »Es gibt eine Menge Dinge, die mich verfolgen«, erwiderte er. »Die Brutalität, die Kinder, die Frauen, die unschuldigen Opfer – unaussprechliche Dinge –, Freunde, die blutend in meinen Armen gestorben sind, das Gefühl, wie sie ihren letzten Atemzug gemacht haben, die Frage: Warum sie und nicht ich? Ich habe immer noch das Knirschen der Panzerketten im Ohr, den Geruch nach Feuer und Blut und Angst in der Nase.«
    »Aber deine Opfer nicht?«
    Sein Blick ging zu der gegenüberliegenden Wand. »Ich kann mich an jedes einzelne Gesicht erinnern. Von mir aus nenn mich herzlos, aber ich empfinde keinerlei Bedauern. Das waren alles keine netten Menschen. Verfolgt werde ich von denen, die ich nicht beschützen konnte.« Er schaute ihr wieder in die Augen. »Ein Kfz-Mechaniker repariert Autos, ein Soldat bringt Menschen um. Das ist nicht besonders schön, aber genau

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