Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition)
und das wuchernde Blattwerk. Er schaltete den Motor aus, und Munroe zog schnell den Zündschlüssel ab, löste ihn vom Schlüsselring, gab ihn Beyard zurück und behielt das restliche Schlüsselbund in der geschlossenen Faust.
Drei Soldaten näherten sich dem Wagen. Zwei hatten ihre Waffen auf die Insassen gerichtet, während der dritte die Wagenpapiere sehen wollte. Beyard reichte die Dokumente durch das geöffnete Fenster. Als der Mann mit den Papieren zu einem der Fahrzeuge ging, konnte Munroe einen Blick auf sein Profil werfen und erkannte ihn als den Mann, der ihr auf dem Boot einen Fußtritt verpasst hatte. Während die Papiere herumgereicht wurden, stieg Beyard aus dem Wagen. Er achtete darauf, dass seine Hände immer gut sichtbar waren, deutete auf den Kofferraum und hob anschließend zwei Finger an den Mund. »Ich hab meine Zigaretten vergessen«, sagte er.
Der Soldat nickte in Richtung Wagenheck und folgte Beyard mit der Waffe im Anschlag. Beyard holte den ganzen Karton heraus und stellte ihn auf den Fahrersitz, wo er umständlich ein Päckchen herausfummelte. »Hinter uns, in der Kurve, haben sie noch ein Fahrzeug aufgestellt«, sagte er. »Zwei Mann, gleiche Ausrüstung.«
»Mindestens einer von den Typen war neulich mit mir auf dem Boot«, sagte sie. »Sonst habe ich bis jetzt noch niemanden erkannt.«
»Falls du einen Befehlshaber ausmachen kannst, zeig ihn mir«, sagte er.
»Vielleicht in dem Geländewagen. Da sind Schatten.«
Jetzt kam aus derselben Richtung, aus der sie gekommen waren, ein Buschtaxi angefahren. Darin saßen sechs Personen. Das Dach des Wagens war unter einem riesigen Bündel an Gepäckstücken überhaupt nicht mehr zu erkennen. Zwei Soldaten näherten sich dem Taxi von der anderen Straßenseite her und warfen einen Blick durch die Fenster. Anschließend räumten sie, ohne nach den Papieren zu fragen, die Straßensperre beiseite und winkten den Wagen durch.
Beyard schüttelte eine Zigarette aus der Packung und spielte damit herum. »Wenn du gerade das Gleiche gesehen hast wie ich, dann haben wir ein Problem.«
»Ich hab’s gesehen«, sagte sie. »Ich habe eine Aufenthaltsgenehmigung dabei, die ich unbedingt loswerden muss. Die sollen keine offizielle Bestätigung in die Finger bekommen, dass ich tatsächlich diejenige bin, die sie suchen.«
Beyard holte ein Feuerzeug aus dem Aschenbecher, zündete sich eine Zigarette an, gab ihr das Feuerzeug und stellte sich dann mit etlichen Marlboropäckchen in der Hand vor das Auto. Er lehnte sich mit dem Rücken an die Fahrertür, legte die Zigarettenpackungen auf die Motorhaube und sagte zu dem Soldaten, der ihm am nächsten stand: »Möchten Sie vielleicht eine?« Der Mann blieb regungslos stehen, reagierte in keinster Weise auf Beyards Angebot. Daraufhin begann Beyard einen lauten Monolog, sodass die Soldaten in seiner Nähe jedes Wort verstehen konnten – über das Wetter, das Essen in der Stadt, über alles und nichts, es spielte keine Rolle, einfach nur, um zu reden.
Munroe legte die Aufenthaltsgenehmigung vor sich auf den Fußboden und zündete eine Ecke davon an. Es ging nur langsam voran. Die Plastikhülle kräuselte sich und sonderte giftige Dämpfe ab. Als die Flamme ein Drittel der Karte und damit das Foto sowie den größten Teil der persönlichen Angaben vernichtet hatte, schlug draußen die Stimmung um. Munroe trat die Flamme aus und schob die Überreste ihrer Aufenthaltsgenehmigung in das Sitzkissen.
Der Soldat, der die Fahrzeugpapiere an sich genommen hatte, kam mit leeren Händen zurück. In der Sprache, die sie aus jener Nacht, in der sie angeschossen worden war, noch kannte, bellte er den beiden Soldaten neben dem Wagen einen Befehl zu, und sie ließen Munroe aussteigen. Beyard nahm einen tiefen Zug aus seiner Zigarette und stieß den Rauch in die Luft. Nicht gut. Beyard war Nichtraucher und dass er jetzt etwas tat, was ihm zutiefst zuwider war, war ein vertrautes Zeichen, eine Warnung. Gehorche.
Jetzt kamen drei Soldaten über die Straße und stellten sich zu den dreien, die schon da waren. Einer befahl Munroe und Beyard, sich auf den Boden zu legen, spreizte ihnen mit Fußtritten die Beine, riss ihnen die Hände auf den Rücken und legte ihnen Handschellen an. Mit vorgehaltener Waffe wurden sie und Beyard auf die Ladefläche eines Pick-up verfrachtet. Sie mussten sich auf den Bauch legen, während die Soldaten sich auf den Rand setzten und ihre Waffen auf die Gefangenen richteten. Der Wagen ruckte
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