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Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition)

Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition)

Titel: Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taylor Stevens
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wurzelte, sie zu beschützen, sondern vielmehr darin, dass er sie nicht gehen lassen wollte. Sie küsste ihn, dann machte sie sich von ihm los. »Wenn ich in zehn Tagen nicht zurück bin, ist mir etwas zugestoßen«, sagte sie. »Ich werde dich nicht verlassen.« Und dann, als seine roten Rücklichter endlich den Busbahnhof hinter sich gelassen hatten und die Straße entlangglitten, bis sie nicht mehr zu sehen waren, nahm sie sich ein Taxi und fuhr ins Stadtzentrum zurück.
    Allein.
    Sie war beinahe vier Wochen lang ununterbrochen in Begleitung gewesen, weswegen die Einsamkeit zunächst einmal ein Gefühl der Nacktheit auslöste, gefolgt vom Hochgefühl der Freiheit. Auf der Avenue de Gaulle entdeckte sie einen Barbier, der einen guten Eindruck machte. Sie setzte sich auf die Türschwelle, um zu warten, bis der Laden aufmachte. Es war Zeit umzukehren. Und dann war es Zeit einzukaufen und danach kam die vierstündige Fahrt in die Hauptstadt.

Kapitel 16

    Yaoundé, Kamerun
    Um kurz nach fünf Uhr nachmittags bog der Bus in den Busbahnhof ein, einen Platz aus festgefahrener Erde, umgeben von niedrigen Gebäuden, und es wimmelte von Menschen, ihren Kisten und Taschen, Händlern mit ihren Waren, Taschendieben und Straßenräubern.
    Munroe stieg aus und schwang den schweren Rucksack auf den Rücken. Sie trug ein kurzärmeliges Hemd über der ausgebleichten Jeans sowie schwere Stiefel mit flachen Sohlen, die nicht leicht zu finden gewesen waren. Ihr Haar war militärisch kurz geschnitten. Eine breite elastische Bandage schnürte ihren schmalen Oberkörper ein. So war sie damals auch auf die Santo Domingo gekommen. Außerdem hatte sie ein kräftiges, maskulines Parfüm aufgelegt. Ansonsten hatte sie nichts weiter verändert. Die Kleidung und die Haare waren unauffällige Signale, die dem Auge einen ersten Eindruck vermittelten, und auch die unterbewusste Wirkung eines Duftes war nicht zu unterschätzen, aber solange sie nicht älter als neunzehn wirken musste, war ihr die Täuschung stets vor allem durch ihre Haltung und ihr Benehmen gelungen.
    Sie fuhr mit dem Taxi ins Hilton Yaoundé, das beste Hotel der Stadt. Mit seinen elf Stockwerken aus weißem Beton thronte es wie ein gigantischer Monolith über den niedrigen Häusern, die in alle Richtungen die Straßen säumten. Yaoundé war zwar die Hauptstadt, aber dennoch kleiner und weniger entwickelt als ihre große Schwester an der Küste. Doch hier lebte der Präsident, und deswegen waren hier auch die Elitetruppen stationiert, genau wie die israelischen Militärs, die diese Elitetruppen ausbildeten. Sie wollte in ihrer Nähe sein, ihre Sprache und ihr Verhalten studieren und nach Möglichkeit auch beobachten, wie sie mit den Männern umgingen, die sie auszubilden hatten.
    Wäre sie in einer verzweifelten Lage gewesen, hätte sie vielleicht versucht herumzuschnüffeln, sich auf das Gelände zu schleichen, zu spionieren. Genau davon ging Francisco jedenfalls aus. Aber das war nicht nötig. Es gab bessere Methoden, schneller und weniger riskant.
    Munroe duschte, schlief ein paar Stunden und setzte sich am späteren Abend in die Hotel-Bar. Es gab nur drei Möglichkeiten, wo das, was sie suchte, zu finden war: in den Kulturzentren und Botschaften anderer Staaten, an internationalen Schulen sowie in dem spärlichen Nachtleben, das die Stadt zu bieten hatte. Das Hilton war für den Anfang ebenso geeignet wie alles andere.
    Zwei Tage lang prüfte sie die verschiedensten potenziellen Informationsquellen, dann tauchte der erste, vielversprechende Ansatzpunkt auf. Nach ein paar Nächten, die bis in die frühen Morgenstunden gedauert, und Vormittagen, die nur kurze Zeit später begonnen hatten, saß sie im La Biniou beim Essen, zu spät für den Mittagstisch, aber noch zu früh zum Abendbrot. Da schnappte sie etliche Bruchstücke einer Sprache auf, definierbar, aber ohne dass sie ihnen eine Bedeutung geben konnte. Die Stimmen gehörten drei Teenagern. Es war klar zu erkennen, dass es sich um Bruder und Schwester handelte, und der Körpersprache nach zu urteilen war die Dritte im Bunde die Freundin des Mädchens und die heimliche Geliebte des Bruders.
    Munroe beobachtete das Grüppchen und achtete besonders auf die Schwester. Sie war sechzehn, höchstens siebzehn Jahre alt, mit dunklen Locken, dunklen Augen, einem wunderschönen Lächeln und einer munteren Art. Sie war das jüngere der beiden Geschwister und, kein Zweifel, mit ihrer Freundin hier. Außerdem war sie vollkommen blind

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