Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition)
brachte, eine Erschöpfung, die ihr einen klaren Blick auf die Gegenwart ermöglichte, die ihre inneren Stimmen verstummen ließ und jeden Gedanken an Francisco aus ihrem Kopf verbannte.
Aus dem Mittagessen am folgenden Tag wurde eine Führung über einen Teil des Geländes, und während der Oberst den Fremdenführer spielte, unterhielt er sie mit kleinen Anekdoten aus dem Alltag der Ausbildung der Elitetruppen. Bei ihrer Rückkehr ins Hotel hatte Munroe alles gehört und gesehen, was sie wissen musste.
Es gab nichts, was sie in Yaoundé noch festhielt, keinen Grund zu bleiben. Sie war nicht verpflichtet, sich zu verabschieden, aber es gab auch keinen Grund, sich wie ein Arschloch zu benehmen und einfach zu verschwinden. Daher rief sie Zemira an, lud sie zum Essen ein und brachte sie so früh nach Hause, dass der Oberst voll und ganz zufrieden sein konnte. Anschließend, weil sie keine Lust hatte, auf den Bus am nächsten Morgen zu warten, mietete sie sich ein Taxi, bezahlte für eine komplette Hin- und Rückfahrt und ließ Yaoundé hinter sich. Sich nachts auf diese Straßen zu wagen, war ein Risiko. Ein kalkulierbares Risiko. Francisco lockte.
Bei ihrer Ankunft in Douala war es schon nach Mitternacht. Sie hatte Francisco gesagt, dass sie in zehn Tagen zurück sein würde, aber jetzt hatte sie alles in sechs Tagen erledigt. Sie stand vor seiner Wohnungstür, den Schlüssel in der Hand, und klopfte an. Erst dann steckte sie den Schlüssel ins Schloss. Die Tür wurde von innen geöffnet, und Francisco stand ihr gegenüber, mit nacktem Oberkörper und barfuß, starrte sie regungslos an. Die Wohnung war dunkel, nur eine Tischlampe beschien eine Seite des Wohnzimmersofas. Allem Anschein nach hatte er gerade gelesen.
»Willst du mich reinlassen?«, fragte Munroe.
Francisco trat beiseite. Sie trat ein und ließ ihren Rucksack auf den Boden fallen. Er machte die Tür zu und drehte sich zu ihr um. Der Schock auf seinem Gesicht war wieder der Neutralität gewichen.
»Falls das für dich ein Problem ist«, sagte sie und deutete zuerst auf ihren Kopf und dann auf ihren Körper, »ich habe andere Klamotten und eine Perücke dabei.« Als Antwort zog er sie an sich, drückte ihren Kopf an seine Schulter und legte ihr die Hand auf den Nacken. »Ich habe dich vermisst«, sagte er.
»Ich weiß«, erwiderte sie. »Ich dich auch.« Und dann: »Kannst du nicht schlafen?«
Er nickte, presste seine Lippen auf ihre, und als sie seinen Kuss erwiderte, schob er sie wieder weg und hielt sie auf Armeslänge fest. Er knöpfte ihr das Hemd auf und streifte es ihr über die Schultern.
»Ich bin immer noch dieselbe«, sagte sie, doch ein Blick in sein Gesicht verriet ihr, dass jedes weitere Wort überflüssig war. Er löste die Bandage um ihren Brustkorb, sodass das elastische Gewebe zu Boden fiel, dann drängte er sie gegen die Tür. Jede Zurückhaltung, jede Beherrschung war von ihnen gewichen. Sie schlang die Beine um seine Hüften und küsste ihn ebenfalls, mit derselben Hingabe. Er umfasste ihr Gesicht, ihren Mund und irgendwie, nachdem er zuerst gegen die Flurtür und dann gegen die Wand geprallt war, brachte er sie ins Schlafzimmer. Aber bis zum Bett schafften sie es nicht mehr.
Danach, als sie auf dem Fußboden lagen, in Bettlaken gewickelt, die Kissen in alle Richtungen verstreut, sagte er zu ihr: »Vielleicht finden wir ja einen Kompromiss, fahren mit dem Kutter auf irgendeine Insel, irgendwohin, wo wir miteinander leben und die ganze Welt einfach vergessen können.«
Lächelnd wälzte sie sich herum und setzte sich mit gespreizten Beinen auf ihn. Sie hatte keine Worte für das, was sie empfand: die Fürsorge, das Verlangen, die Angst, den Schmerz, der in der Gewissheit lag, dass es um seinet- und um ihretwillen irgendwann einen Abschied geben musste. Sie beugte sich nach vorne, küsste ihn auf die Stirn, das Kinn, den Mund, und dann, ohne ein Wort zu sagen, legte sie sich neben ihn, den Kopf an seiner Schulter.
Am nächsten Morgen war es spät, das wusste sie, noch bevor sie die Augen aufgeschlagen hatte. Als sie es schließlich tat, lag Francisco neben ihr und schaute sie an. Sie lächelte und flüsterte ihm zu: »Wie lange hast du mir schon beim Schlafen zugeschaut?«
»Eine Ewigkeit und einen Augenblick«, sagte er und fuhr mit dem Finger über ihre Stirn bis hinunter zu ihrem Kinn. »Versprich mir, dass du niemals weggehst, ohne mir vorher Bescheid zu sagen. Wenn du mir das versprichst, dann kann ich es
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