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Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition)

Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition)

Titel: Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taylor Stevens
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gegenüber der glühenden Leidenschaft, die zwischen den beiden auf der anderen Seite des Tisches schwelte. Sie gab ein exzellentes Ziel ab.
    Wenn alle anderen Faktoren unentschieden standen, waren weibliche Zielpersonen Munroe lieber. Männer mussten bestochen oder erpresst werden, oder man musste ihr Misstrauen irgendwie überwinden, während man ihnen bei ein paar Drinks ihre Geheimnisse entlockte, aber Frauen redeten einfach von Natur aus gerne. Natürlich waren Männer bereit, praktisch alles auszuplaudern, wenn sie nichts anderes mehr im Kopf hatten, als zwischen die Beine einer Frau zu kriechen. Aber so arbeitete Munroe nicht. Frauen wiederum wussten eine gewisse Aufmerksamkeit zu schätzen, und wenn sie in Gestalt eines Mannes auftrat, dann umging sie jede Verunsicherung, die ein weibliches Gegenüber hervorrufen würde, und konnte direkt in den Geist einer Frau vordringen. Das Problem war nur, dass die anderen Faktoren sehr selten unentschieden standen.
    Munroe tippte sanft mit dem Finger auf den Tisch und beobachtete die drei über den Rand ihres Reiseführers hinweg. Das Mädchen bot den einfachsten Zugang zu den Eltern und von dort aus zum Rest der Gemeinschaft.
    Sie stand auf, ging mit dem Reiseführer in der Hand zu dem Tisch, stellte sich erst in gebrochenem Französisch und dann in fließendem Englisch als Michael vor und bat um eine nähere Erläuterung des einen oder anderen Eintrags in ihrem Reiseführer. Sie sprach mit dem Bruder, doch zwischen den einzelnen Sätzen nahm sie Blickkontakt mit der Schwester auf und lächelte sie ein-, zweimal einladend an. Der Bruder gab sich sehr hilfsbereit, aber schließlich war es die Schwester, die Munroe aufforderte, sich zu ihnen zu setzen. Nachdem eine Dreiviertelstunde vergangen war, hatte Munroe eine Einladung zum Abendessen am nächsten Tag bei ihnen zu Hause bekommen. An einem anderen Ort, in einem anderen Klima, wäre eine solche Einladung ihr vielleicht ein bisschen zu vorschnell erschienen, aber nicht in der Welt der kamerunischen Exilantengemeinde, die klein war und sehr, sehr weit von zu Hause entfernt.
    Das Mädchen hieß Zemira Eskin. Mit dieser Information sowie der Telefonnummer und der Wegbeschreibung, die sie ihr gegeben hatte, machte Munroe sich auf den Weg ins britische Kulturzentrum. Sie brauchte weniger als eine halbe Stunde, um bei lockerem Smalltalk herauszufinden, dass sie eine Einladung ins Haus von Oberst Lavi Eskin erhalten hatte, dem Oberbefehlshaber der israelischen Truppen in Kamerun.
    Daraufhin stellte Munroe sämtliche Aktivitäten in Yaoundé auf der Stelle ein. Es gab keinen Grund mehr, noch weiter nachzuforschen. Zu viele Kontakte brachten nur Nachteile. Sie hatte keine andere Wahl als abzuwarten, und in der Einsamkeit, die sich nun einstellte, kam ihr Francisco in den Sinn. Er störte die absolute Konzentration auf den morgigen Tag, die sie eigentlich dringend benötigte, riss Löcher in das Netz aus Informationen, das ihr Gehirn zu spinnen versuchte.
    Munroe konnte sich nicht mehr konzentrieren. Sie versuchte, Kate Breeden zu erreichen, was ihr nach zahlreichen Versuchen auch gelang. Das Telefonat dauerte nicht lange. Munroe erhielt die Bestätigung, dass das Geld auf das Konto in Douala überwiesen worden sei, und versicherte Kate, dass sie wirklich wohlauf war und nicht vorhatte, nach Äquatorialguinea zurückzukehren, zumindest nicht vor Bradfords Eintreffen.
    Und dann rief sie Francisco an. Der Klang seiner Stimme hüllte sie in einen warmen Kokon, dort war es dunkel, vertraut und sicher. Das Gespräch war nur kurz, diente ausschließlich dazu, ein paar Daten durchzugeben, aber sie wollte nicht auflegen, wollte, dass es länger dauerte, nur um seine Stimme noch etwas länger zu hören. Und eigentlich hatte sie nur einen Wunsch: nach Douala zurückzukehren, zu ihm zurückzukehren.
    Munroe legte auf und schlug die Hände vors Gesicht. Das waren gefährliche Gedanken. Aus solchen Gedanken entstanden schwere Fehler, wegen solcher Gedanken mussten Geschäft und Gefühl unbedingt voneinander getrennt werden, wegen solcher Gedanken hätte sie sich an jenem Abend vor Bata unbedingt innerlich abschotten müssen. Sie konnte es immer noch tun – sie musste es tun –, aber sie wollte nicht. In der Stille hallten Stimmen durch ihren Kopf, aber es waren nicht die Dämonen aus ihrem Inneren – es war Francisco.
    Um kurz vor sieben Uhr am nächsten Abend stand Munroe vor dem großen Tor des Hauses, das Zemiras Beschreibung

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