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Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition)

Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition)

Titel: Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taylor Stevens
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entsprach. Es war eine Gegend mit vielen großen Anwesen. Die oberen Stockwerke und die Lehmziegeldächer überragten die zweieinhalb bis drei Meter hohen Schutzmauern, die jedes Grundstück umgaben. Wie in den meisten Städten des Landes gab es auch in Yaoundé weder genaue Wohnadressen noch Hausnummern. Die Post wurde nicht bis an die Haustür gebracht – nicht einmal von DHL oder FedEx. Die Angaben erfolgten vielmehr mit Hilfe von Straßennamen und auffälligen Orientierungspunkten, Entfernungen und Wohnvierteln, Türfarben und Hausbeschreibungen. Und das, was Munroe hier sah, passte zu den Angaben, die sie bekommen hatte.
    Bewaffnete Wachposten öffneten eine kleine Fußgängertür in dem großen Tor und telefonierten erst mit jemandem im Haus, bevor sie ihr Zutritt gewährten. Zemira nahm sie an der Haustür in Empfang, und Munroe begrüßte sie mit einem Kuss auf die Wangen, gerade so lang, dass die Fantasie eines Teenagers angeregt wurde. Dann überreichte sie ihr einen Blumenstrauß. »Für deine Mutter«, sagte Munroe.
    »Ima« , rief Zemira über die Schulter ins Haus. »Das hier ist Michael.«
    Zemiras Mutter war eine zierliche Frau und hätte genauso gut ihre ältere Schwester sein können. Es gab keinen Zweifel, von wem die Tochter das gute Aussehen geerbt hatte. Sie stellte sich vor, nahm den Blumenstrauß anmutig lächelnd entgegen und stellte Munroe ein paar höfliche Fragen, bevor sie sich wieder in den Teil des Hauses zurückzog, aus dem sie gekommen war.
    Erst nachdem sie sich alle um den Tisch versammelt hatten, lernte Munroe den eigentlichen Anlass ihrer Reise nach Yaoundé kennen. Oberst Eskin betrat den Raum, erblickte Munroe, streckte ihr die Hand entgegen, und sie stand auf, um seinen Handschlag zu erwidern. Seine Lippen lächelten, während seine Augen sagten: Wenn du meine Tochter anrührst, wirst du kastriert , und der Rest des Tisches hörte: »Willkommen.« Er war einen Meter achtzig groß, besaß grau melierte Haare und einen, wie Munroe später bemerkte, wunderbar trockenen Humor. Er entsprach in jeder Hinsicht dem Bild eines ganz gewöhnlichen Ehemannes und Vaters, der mit seiner Familie beim Abendessen sitzt. Falls er es gewöhnt war, Befehle zu erteilen und Gehorsam zu erwarten, dann ganz offensichtlich nicht in seinen eigenen vier Wänden.
    »Also, Michael«, sagte er und schöpfte sich den Teller voll. »Zemira hat erzählt, Sie seien neu in Yaoundé. Wie lange sind Sie denn schon in Kamerun?«
    »Dieses Mal erst seit ein paar Wochen. Aber ich wurde hier geboren.«
    Die Mutter reichte eine Schüssel an ihre Tochter weiter. »Wie interessant. Waren Ihre Eltern beim Militär? Oder im diplomatischen Dienst?«
    »Missionare«, erwiderte Munroe achselzuckend. »Ich finde es ziemlich spannend, wieder hier zu sein. Er ist erstaunlich, wie wenig sich im Lauf der Jahre verändert hat, zumindest, soweit ich mich erinnern kann.«
    »Wie lange wollen Sie bleiben?«, fragte der Oberst.
    »Nur noch eine Woche, leider. Aber ich komme bestimmt bei Gelegenheit wieder.« Die Wahrheit, egal wie verschleiert, war immer die beste Lösung. Sie wurde am wenigsten in Frage gestellt und ließ sich am leichtesten verändern.
    Unter dem Tisch berührte Zemira vorsichtig Munroes Hand und Munroe zwinkerte ihr zu. So begann der Drahtseilakt dieses Abends. Munroe hatte keinerlei Hintergrundrecherchen durchgeführt, hatte keine Ahnung, wer dieser Mann war, welche Geschichte, welche Interessen, welche Leidenschaften er besaß. Daher war sie voll und ganz auf das Tischgespräch angewiesen. Als die einzelnen Teile des großen Ganzen schließlich langsam erkennbar wurden, verwandelte sie sich in eine Persönlichkeit, der die Zuneigung der Mutter ebenso zuflog wie das Wohlwollen des Vaters. Gleichzeitig sorgte sie dafür, dass Zemira innerlich nie richtig zur Ruhe kam. Munroes Geist war ununterbrochen in höchster Alarmbereitschaft, rationalisierte und berechnete und arbeitete die jeweils passenden Antworten aus. Als der Abend schließlich zu Ende war und der Oberst ihr angeboten hatte, sie von seinem Fahrer ins Hotel zurückbringen zu lassen, war sie psychisch und körperlich vollkommen erschöpft. Sie hatte mehr erreicht, als sie gehofft hatte: Der Oberst hatte sie für morgen zum Mittagessen in sein Büro eingeladen, um ihr seine Sammlung von Militärflugzeugmodellen zu zeigen.
    Der Schlaf kam schnell und dauerte lange. Das war notwendig und resultierte aus der gesunden Erschöpfung, die ein Auftrag mit sich

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