Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition)

Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition)

Titel: Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taylor Stevens
Vom Netzwerk:
lagen. Es war die Unsicherheit: Wenn das Seil reißen sollte, auf welcher Seite des Abgrundes würde sie landen? Eigentlich hatte sie erst dann zurückkehren wollen, wenn ihr die Antwort auf diese Frage gleichgültig geworden war.
    Munroe trat vor das Bett, griff nach dem Umschlag und riss das Klebeband ab. Vielleicht war es ihr ja nie egal, vielleicht gab es nie einen guten Zeitpunkt, vielleicht blieb sie für immer auf der Flucht. Carpe diem. Sie leerte den Inhalt des Briefumschlages auf das Bett und ließ die Finger über drei Dokumente von historischer Bedeutung gleiten: eine kamerunische Aufenthaltsgenehmigung, einen Impfpass und einen gefälschten spanischen Reisepass.

Kapitel 5

    Richard Burbank hatte ihr die Personalakten von insgesamt acht Personen zur Verfügung gestellt, und Munroe musste zugeben, dass Miles Bradford von allen acht der Geeignetste war – insbesondere hinsichtlich seiner praktischen Erfahrung bei der Durchführung vergleichbarer Operationen. In seiner Akte befanden sich viele ausgesprochen detaillierte Schilderungen seiner vielfältigen Engagements in zahlreichen Ländern, genauso unterschiedlich und abenteuerlich wie ihre eigenen. Persönliche Angaben waren jedoch nur sehr spärlich gesät. Sie hatte also kaum Material, um sich ein Bild von diesem Mann zu machen. Immerhin so viel wusste sie: Miles Bradford war Mitte dreißig und ehemaliger Angehöriger einer Spezialeinheit. Gegenwärtig war er als privater Sicherheitsberater im Hochrisiko-Sektor tätig.
    »Söldner«, etwas anderes fiel ihr zu dieser Beschreibung nicht ein. Ein Exsoldat, der sich und seine Fähigkeiten in den Dienst wechselnder Auftraggeber stellte. Und wie die Dokumente aus Kamerun, die sie in ihren Rucksack gesteckt hatte, so brachte auch dieser Begriff eine Menge unerwünschten Ballast mit sich.
    Schon bevor Bradford in Frankfurt landete, war Munroe am Flughafen. Unter die anderen Wartenden gemischt stellte sie sich vor eine Spiegelwand zwischen Wartebereich und Gepäckausgabe. Sie erkannte Bradford sofort. Kurz geschorenes, leicht rötliches Haar, schmutzig grüne Augen, durchschnittlich groß, aber überdurchschnittlich attraktiv. Sein Mantel ließ einen gut gebauten Körper erahnen, und er bewegte sich mit der lässigen Selbstsicherheit eines Mannes, der sein Ziel kannte und keine Eile hatte, dorthin zu gelangen. Er zog einen kleinen Rollkoffer hinter sich her und ging ohne anzuhalten am Gepäckband vorbei.
    Munroe verschwand, bevor er sie sehen konnte – immerhin wusste er genauso gut wie sie, nach wem er Ausschau halten musste. Er würde im Hotel Kontakt zu ihr suchen, aber sie würde nicht da sein. Er würde auf sie warten, er hatte keine andere Wahl – und genau das bezweckte sie damit.
    Am späten Nachmittag erwiderte sie seinen Anruf mit einer ziemlich faulen Ausrede und verabredete sich mit ihm zum Abendessen im Gargantua, einem Restaurant im Frankfurter Westend, wo sie einen Tisch reserviert hatte.
    Sie wollte ihn mit diesem Treffpunkt zwar nicht absichtlich ärgern, aber es war ein ganz bewusster Test. Mit dem Taxi war das Lokal natürlich problemlos zu finden. Aber wenn er sich mit öffentlichen Verkehrsmitteln auf den Weg machte, so wie sie es zu tun pflegte, dann würde sich das Ganze als ziemlich mühsame Angelegenheit erweisen. Das Restaurant Gargantua mitsamt seinen fünf Sternen lag wenige Minuten vom berühmten Palmengarten und dem benachbarten, im englischen Stil gestalteten Grüneburgpark entfernt, versteckt in einer baumbestandenen Wohngegend mit zahlreichen Vorkriegsbauten.
    Munroe saß zur verabredeten Zeit am Tisch, und als Bradford wenige Minuten später eintraf, erhob sie sich und gab ihm die Hand. Sie trug ein hautenges, schwarzes Kleid und zehn Zentimeter hohe Absätze, mit denen sie ihn um fünf Zentimeter überragte. Das eine Ende des hauchzarten, perlenbestickten Schals, der um ihren Hals lag, fiel locker über ihren bloßen Rücken. Es war eine Aufmachung, die Blicke und verrenkte Hälse provozierte, eine Fantasie, die viele Männer nur allzu gerne als Eroberung präsentiert hätten, um sie mit nach Hause zu nehmen und dann im Bett ein zweites Mal zu erobern. Sie hatte sich damit ganz bewusst so weit wie nur irgend möglich von den Fotos und den Informationen in ihrer Akte entfernt.
    Sein Händedruck war fest und selbstbewusst. Kein einziges Mal nahm er den Blick von ihrem Gesicht. »Miles Bradford«, sagte er, und nachdem sie sich gesetzt hatte, ließ er sich ihr gegenüber nieder,

Weitere Kostenlose Bücher