Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition)
Christofs Mutter, während sie selbst im ersten Stock auf der Suche nach Informationen gewesen war, im Erdgeschoss vergeblich versucht hatte, die Tränen zurückzuhalten.
Am nächsten Morgen ließ Munroe die Fotos mit den Seiten aus dem Reisepass vergrößern. Während der Wartezeit kaufte sie sich eine große Landkarte von Afrika. Anschließend suchte sie noch ein Labor auf und ließ Christofs Tablette analysieren.
Als sie wieder im Hotel war, schob sie die Möbel vor der einen Zimmerwand beiseite und klebte stattdessen die Afrikakarte sowie die Vergrößerungen an die Tapete. Mit Hilfe der Ein- und Ausreisestempel sowie Burbanks Berichten folgte sie Emilys Reiseroute quer durch Afrika.
Sie ging systematisch vor und überprüfte den Verlauf jeder einzelnen Etappe gewissenhaft. Sie kam zum selben Ergebnis wie am gestrigen Abend. Die Route verlief durch die Stadt Oyem in Gabun nach Äquatorialguinea, in die Stadt Mongomo direkt hinter der Grenze, und wieder zurück nach Oyem. Den Schlusspunkt setzte ein Ausreisestempel, der in der gabunischen Hauptstadt Libreville ausgestellt worden war. Das offensichtliche Problem bei der ganzen Sache: Es gab keinen Stempel, der die Ausreise aus Äquatorialguinea bescheinigte.
Munroe zog einen roten Kreis um das Gebiet Oyem/Mongomo und stutzte. Mongomo. Sie schüttelte den Kopf.
Das wäre doch wirklich zu einfach.
Sie nahm sich die Protokolle der Gespräche zwischen Christof Berger und den Ermittlern vor, achtete nicht auf die englische Übersetzung, sondern las den deutschen Text. Wo das Geld vergraben war.
Konnte es wirklich so simpel sein?
Mit dem Stift markierte sie die Stadt auf der Landkarte und ließ sich auf das Bett sinken, die Arme im Nacken verschränkt. Dabei starrte sie die Karte an. Mongomo .
Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. Noch zwei Stunden, dann war in Houston die Nacht zu Ende. Dann war es Zeit für ihren obligatorischen Anruf bei Burbank, um ihn über ihren nächsten Schritt zu informieren. Sie griff zum Telefon und wählte Kate Breedens Nummer.
Die Worte am anderen Ende der Leitung klangen benommen. Die übliche Atemlosigkeit in Breedens Stimme fehlte auffallend.
»Ich habe den einen oder anderen Hinweis gefunden«, sagte Munroe, »und werde demnächst verreisen. Du musst etwas für mich erledigen.«
»Klar.«
»Vor ungefähr fünf oder sechs Jahren habe ich dir einen Briefumschlag gegeben, den du für mich aufbewahren solltest. Wie schnell kannst du den besorgen?«
»Im Lauf des Vormittags.«
»Schick ihn mir per Overnight-Kurier.«
»Wird erledigt«, gab Breeden zurück. »Sag Bescheid, wenn du sonst irgendwas brauchst … Du weißt, ich bin immer für dich da.«
»Danke«, entgegnete Munroe. »Ich melde mich.«
Als Nächstes suchte Munroe das Analyselabor auf. Der Angestellte, mit dem sie auch am Morgen gesprochen hatte, gab ihr das Foto von der Tablettenverpackung und die Probe zurück. Nachdem sie bezahlt hatte, reichte er ihr einen zweiseitigen Computerausdruck. »Vereinfacht ausgedrückt«, sagte er dabei, »handelt es sich um Mefloquin-Hydrochlorid. Diese Tablette hier wird unter dem Markennamen Lariam vertrieben – ein Mittel, das normalerweise zur Bekämpfung des Plasmodium falciparum verschrieben wird, das ist der Erreger der Malaria tropica. Manchmal wird es auch zur Prophylaxe eingesetzt.«
Das hörte sich schlüssig an. Nachdem Emily an Malaria erkrankt war, hatte sie prophylaktisch Medikamente genommen. Lariam wurde damals vorzugsweise in Gegenden angewendet, wo Falciparum-Erreger mit Chloroquin-resistenten Stämmen verbreitet waren, und wenn es auf der Welt eine Gegend gab, auf die diese Beschreibung zutraf, dann war das die west-zentralafrikanische Küstenregion. Lariam. Das Mittel wurde heutzutage nicht mehr oft verschrieben – die Nebenwirkungen konnten ausgesprochen brutal sein: Selbstmordgedanken, Halluzinationen und psychotische Schübe, um nur einige zu nennen. Die schlimmsten Auswirkungen traten zwar nur selten auf, aber das spielte keine Rolle, wenn man selbst oder ein geliebter Partner plötzlich einem unkontrollierbaren Wahn verfiel. Das konnte eine plausible Erklärung für Christofs Verhalten sein. Allerdings deutete alles darauf hin, dass er erst lange, nachdem er die Medikamente abgesetzt hatte, zusammengebrochen war.
Zurück im Hotel wählte Munroe Burbanks Büronummer. Sie ging eigentlich davon aus, dass sie sich von einer seiner Sekretärinnen verbinden lassen musste, hatte aber zu ihrer
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