Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition)

Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition)

Titel: Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taylor Stevens
Vom Netzwerk:
Überraschung gleich Richard Burbank persönlich am Apparat. »Michael«, sagte er. Es klang abgehackt, als hätte er gerade ein Gespräch auf einer anderen Leitung abrupt beendet. »Ich habe nicht so schnell mit Ihnen gerechnet. Haben Sie gute Nachrichten für mich?«
    »Dafür ist es noch etwas früh«, erwiderte sie. »Aber hier in Europa habe ich jetzt alles erledigt. In ein paar Tagen mache ich mich auf den Weg nach Afrika. Und darüber wollte ich Sie gemäß unserer Abmachung informieren.«
    »Wo genau wollen Sie denn hin?« fragte er.
    »Ich fange in Kamerun und Gabun an, danach muss ich sehen, wie es weitergeht.«
    »Kamerun. Gabun.« Seine Stimme klang scharf wie ein Rasiermesser. »Soweit wir wissen, hat Emily Namibia nie verlassen. Warum fahren Sie nicht nach Namibia?«
    Munroe verzog den Mund zu einem angestrengten Lächeln, als säße sie ihrem Mandanten direkt gegenüber, und es dauerte einen Moment, bis sie ihm antwortete. »Mr Burbank«, sagte sie. »Sie haben mich für diesen Auftrag engagiert, weil bisher niemand ein vernünftiges Ergebnis zustande gebracht hat. Ich erstatte Ihnen Bericht, weil das im Vertrag so festgelegt ist. Aber darüber hinaus lassen Sie mich entweder meine Arbeit machen, ohne mir ständig reinzuquatschen, oder Sie schicken jemand anders auf die Suche nach Ihrer Tochter.«
    »Sie haben recht«, sagte er. »Bitte entschuldigen Sie. Ich bin eben einfach sehr nervös. Wann wollen Sie abreisen?«
    »Ich habe für übermorgen einen Flug gebucht.«
    »Ich will, dass Miles Bradford Sie begleitet«, sagte er. Die Forderung an sich kam nicht überraschend, aber der Zeitpunkt schon. Sie hatte erst in einem späteren Stadium damit gerechnet.
    »Dann erwarte ich ihn in Douala«, erwiderte Munroe. »Er muss sich noch verschiedene Visa besorgen. Dafür reicht die Zeit nicht vor meinem Abflug.«
    »Verlegen Sie Ihren Flug. Es dauert keine Woche, bis er in Frankfurt ankommt. Gabun und Kamerun, haben Sie gesagt? Er wird gültige Visa dabeihaben. Sie fliegen gemeinsam nach Afrika.«
    Munroe machte die Augen zu, schloss die Faust fest um den Telefonhörer und wartete kurz. »Wenn es unbedingt sein muss, bitte. Es ist schließlich Ihr Spesenkonto, Mr Burbank, und es ist Ihre Zeit.« Sie legte auf und stieß einen unterdrückten Fluch aus.
    Dann stopfte sie ein paar Habseligkeiten in ihren Rucksack und hängte das Bitte-nicht-stören-Schild an die Tür. An der Rezeption bezahlte sie für fünf Tage im Voraus und gab die Anweisung, alle Nachrichten und Päckchen bis zu ihrer Rückkehr aufzubewahren. Es war Burbanks Zeit und Burbanks Geld. Er konnte einen kleinen Ausflug zum Snowboarden in den Alpen verkraften, während sie auf ihren gottverdammten Babysitter namens Miles Bradford warten musste.
    Am Frankfurter Hauptbahnhof stieg sie in den nächsten Inter-City-Express nach Zürich.
    Vier Tage später am frühen Nachmittag traf Munroe wieder in Frankfurt ein. Der FedEx-Umschlag von Kate war mittlerweile eingetroffen, ebenso ein Fax von Burbank mit Bradfords Ankunftszeit.
    Munroe saß in ihrem Zimmer auf der Bettkante, den Umschlag in der Hand. Sie tippte immer wieder mit den Fingerknöcheln darauf, starrte ihn an und konnte sich nicht entschließen ihn zu öffnen. Schließlich warf sie ihn auf das Bett, stellte sich ans Fenster und blickte auf den Fluss und die Schiffe und die glücklichen Paare hinaus, die an den sorgsam gepflegten Ufern entlangspazierten.
    Es war ein malerischer Anblick, und sie überlegte, ob sie den Vertrag nicht einfach kündigen sollte. Das käme zwar einem Scheitern gleich, aber so etwas ließ sich nie ausschließen. Ihre Erfolgssträhne konnte ja nicht ewig so weitergehen, früher oder später musste es einen Rückschlag geben. Und wenn sie schon eine Pleite einfahren musste, dann war nun die Gelegenheit günstig.
    Die Rückkehr in ihre eigene Vergangenheit war jetzt unvermeidlich. Irgendwie war es ihr im Verlauf der vergangenen neun Jahre gelungen, sich auf dem Drahtseil zwischen Genialität und Wahnsinn zu halten, das schwarze, gähnende Loch des Abgrundes direkt unter sich. Dabei hatte sie sich mehr als einmal gefragt, ob es nicht am einfachsten wäre, sich einfach fallen zu lassen.
    Die Arbeit hatte sie vor dem Absturz bewahrt, sie hatte das Seil straff gehalten. Und so war es nicht die Angst, die sie vor Burbanks Auftrag zurückschrecken ließ, oder die Frage, wohin er sie führen würde. Es waren auch nicht die Symbole der Vergangenheit, die in diesem Briefumschlag

Weitere Kostenlose Bücher