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Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition)

Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition)

Titel: Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taylor Stevens
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und spreizte die Finger. »Nicht einmal so viele«, sagte sie. »Nicht einmal so viele Menschen könnten erfassen, was Sie gerade eben gesagt haben.« Und dann, nach einem weiteren, kurzen Schweigen. »Das Seltsame ist, dass ich denen immer nur die Wahrheit gesagt habe.« Sie schüttelte den Kopf. »Es ist doch absolut zum Verrücktwerden. Du bittest um Hilfe und wirst für unzurechnungsfähig erklärt.« Sie schob die Perlenarmbänder an ihrem linken Handgelenk zurück und drehte die Hand um. »Die Narbe ist echt, genau wie alle anderen, aber keine einzige habe ich mir selbst beigebracht.« Dann drehte sie die unversehrte rechte Hand um und legte sie neben die linke. »Wenn ich etwas mache, dann richtig.«
    »Es gibt vieles, was ich nicht weiß, Michael«, sagte er. »Ich weiß zum Beispiel nicht genau, was Sie den Ärzten erzählt haben, und aus meinem Dossier geht ja ziemlich eindeutig hervor, dass ich über Ihre Teenagerzeit absolut nichts herausgefunden habe. Ich weiß nur, dass Sie nach Ihrer Ankunft in den Vereinigten Staaten Mühe hatten, sich anzupassen, und später von der Highschool geflogen sind.«
    Munroe nickte und machte eine auffordernde Handbewegung.
    »Im gleichen Jahr sind Sie auch aus diversen Eskrima-Schulen und praktisch aus jedem Kampfsportkurs, den Sie besucht haben, ausgeschlossen worden. Das mit der Highschool konnte ich ja noch nachvollziehen, aber das mit den Waffen- und Kampfkünsten hat mich neugierig gemacht … vor allem angesichts der Kurse, die Sie besucht haben. Das sind ja alles harte Typen dort, die sich nicht so leicht einschüchtern lassen und gerne mal zurückschlagen, wenn man zu weit geht. Ich habe zwar eine Weile gebraucht, aber irgendwann habe ich Ihren ersten Balisong-Lehrer aufgetrieben. Er hat sich sehr gut an Sie erinnert, aber alles andere als liebevoll. Er hat gesagt, dass Sie ihn ein paarmal beinahe umgebracht hätten, dass Sie das auch ohne weiteres gekonnt hätten und dass er immer noch nicht ganz begreifen kann, warum Sie es nicht getan haben. Die anderen haben im Prinzip ganz ähnliche Geschichten erzählt.« Bradford nippte kurz an seinem Kaffee. »Diese Fähigkeiten und dazu dieser immer wieder aufflackernde Wahnsinn, der sogar den härtesten Typen eine Heidenangst einjagt, das alles hat einen bestimmten Grund, Michael. Und ich bin mir ganz sicher, dass Ihre Narben genau denselben Grund haben.«
    »Sehr scharfsinnig beobachtet«, erwiderte sie. »Vielleicht lasse ich Sie noch eine Weile in meiner Nähe sein … Möglicherweise wissen Sie ja zu schätzen, was der nackte Wille zum Überleben bei einem Menschen alles bewirken kann.«
    Der Flug ging von Frankfurt über Paris, und sie landeten abends um halb acht in Douala. Munroe trat aus dem kühlen, trockenen, klimatisierten Flugzeugrumpf in die nicht überdachten Betonhallen des Flughafenterminals und wurde von einem Schwall feuchtwarmer Luft empfangen. Es war, als hätte sie gerade ein Dampfbad betreten.
    Die Passagiere gingen in einer langen, unregelmäßigen Reihe durch die Hallen in Richtung Passkontrolle. Die Feuchtigkeit kondensierte auf Munroes Haut, legte sich auf ihre Haare und beschlug die Brille eines Touristen neben ihr. Und dann, als ob die Hitze sich um ihre Körper gelegt und ihre Gliedmaßen schwer gemacht hätte, verlangsamten sich die Schritte. Als die ersten Reisenden bei der Impfausweis-Kontrolle angelangt waren, hatten sich bereits nasse Flecken unter ihren Achseln und am Rücken gebildet; etliche zeigten schon Anzeichen von Erschöpfung.
    Munroe ließ sich Bradfords Reisepass geben. Bei der Impfkontrolle angelangt, schob sie ihren gelben Impfausweis und beide Pässe über die Tischplatte. Zwischen den Seiten lugte der rosig rote Rand eines Zehn-Euro-Scheines hervor. Sie sagte zu der Frau auf der anderen Seite des kleinen Schalters: »Anscheinend haben wir einen unserer Impfpässe verloren.« Gemächlich blätterte die Frau die beiden Reisepässe durch, und als sie damit fertig war und sich Munroes gelbem Heft zuwandte, sah sie es sich gewissenhaft an und erwiderte schließlich: »Ihre Impfungen sind abgelaufen.«
    Die Frau gab ihr den Impfausweis zurück, Munroe legte noch einen Zehn-Euro-Schein hinein und schob ihn noch einmal über den Tresen. »Das war mir gar nicht aufgefallen.«
    Die Frau notierte sich etwas. Dann bekam Munroe beide Reisepässe zurück und dazu zwei neue, gelbe Impfpässe, voll mit Ärztestempeln und Unterschriften, sowie zwei von Hand zurechtgeschnittene Zettel mit

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