Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition)
verließ. Als er anklopfte, lag sie fertig angezogen und in Gedanken versunken auf dem Bett.
Sie frühstückten in dem kleinen Speisesaal des Hotels. Die Stimmung war entspannt, und die Unterhaltung freundschaftlich. Als sie fertig waren und auf ihre zweite Runde Kaffee warteten, stand Munroe auf. »Ich sehe mal nach, wo er bleibt«, sagte sie.
Der Kellner kam ihr auf dem Weg an ihren Tisch entgegen. Sie drückte ihm eine Kapsel mit Pulver und einen Zwanzig-Euro-Schein in die Hand. »Mein Freund weigert sich immer, seine Medizin zu nehmen«, sagte sie. »Wenn Sie ihm das da in den Kaffee schütten, dann gehört das Geld Ihnen. Aber ich rate Ihnen, die Tassen nicht zu verwechseln, sonst werden Sie es bitter bereuen.«
Wenige Minuten später waren die ersten Anzeichen von Müdigkeit zu erkennen. Munroe legte Miles die Hand auf die Stirn. »Ist alles in Ordnung?«, fragte sie. »Sie sehen nicht gut aus.«
»Ich fühl mich auch nicht besonders«, sagte er mit schwerer Zunge. »Ich bin so müde.«
»Vielleicht das Klima und der Jetlag«, meinte sie. »Das kommt vor. Es kann eine Weile dauern, bis man sich daran gewöhnt hat. Ich bringe Sie auf Ihr Zimmer.«
Als der Fahrstuhl auf ihrem Stockwerk ankam, war Bradford bereits an ihre Schulter gesackt. Es kostete sie etwas Mühe, ihn in sein Bett zu schaffen, ihm die Schuhe auszuziehen und dafür zu sorgen, dass die Klimaanlage gut funktionierte. Sie wusste, dass er nach dem Aufwachen Durst haben würde, und stellte ihm eine Flasche Trinkwasser auf den Nachttisch. Anschließend deckte sie ihn mit der leichten Decke zu.
Sie fühlte sich alles andere als wohl dabei und hätte gerne eine andere Methode gewählt, aber sie hatte Dinge zu erledigen, die niemanden etwas angingen. »Schlaf gut«, flüsterte sie. Sie ließ seinen Schlüssel im Zimmer liegen und schloss von außen mit einem Dietrich ab.
Dann warf sie einen Blick auf ihre Armbanduhr. Mit etwas Glück war sie vor Einbruch der Dunkelheit wieder zurück.
In den engen Straßen von Douala herrschten Lärm und Chaos. Fahrräder, beladen mit anderthalb Meter hohen Warentürmen, rangelten mit alten, zu Gruppentaxis umfunktionierten Peugeots um die Vorfahrt, in denen doppelt so viele Menschen saßen wie erlaubt. Autos fuhren in alle Richtungen, balgten um die besten Plätze, und ihre Fahrer betätigten die Hupe ebenso oft wie die Bremse. Fußgänger bevölkerten die Bürgersteige. Kolonialzeitbauten standen Seite an Seite mit modernen Gebäuden, und grüne Palmwedel lugten über Mauern hinweg, die die dahinter befindlichen Wohnhäuser vor der ganzen Kakophonie schützen sollten.
Ihr erstes Ziel war die Société Générale de Banques au Cameroun. Dort hatte sie, als sie vor vielen Jahren aus dem Land geflüchtet war, ein Bankkonto hinterlassen. Munroe rechnete eigentlich damit, dass es mittlerweile aufgrund fehlender Aktivitäten geschlossen worden war, das Geld sich in Luft aufgelöst hatte oder zumindest nicht mehr verfügbar war. Aber das Gegenteil war der Fall. Es war noch alles da, und sogar ein bescheidener Zinsertrag hatte sich angesammelt. Sie faltete den Kontoauszug zusammen und tauschte anschließend am Wechselschalter fünfhundert Euro in CFA-Francs um, die Währung der Zentralafrikanischen Wirtschafts- und Währungsgemeinschaft. Damit würde sie eine ganze Weile klarkommen, da die meisten Hotels und Fluggesellschaften Euros akzeptierten, in manchen Fällen sogar bevorzugten.
Zurück auf der Straße winkte Munroe etliche Taxis herbei und schickte sie wieder weg, bis sie ein neueres Fahrzeug gefunden hatte, dessen Motor nicht so viele Misstrauen erweckende Geräusche von sich gab, dessen Sitze immer noch fest und nicht schon von viel zu vielen Passagieren verschmutzt und zusammengepresst worden waren. Dann handelte sie mit dem Fahrer einen Festpreis für die Hin- und Rückfahrt nach Kribi aus, ein verschlafenes Ferienstädtchen drei Stunden südlich von Douala.
Kribi ist berühmt für seine unberührten Strände. Viele Monate im Jahr ist es dort ruhig und relativ leer, nur in der Urlaubszeit war es mitsamt seiner Umgebung vollkommen überfüllt. Dort, in Kribi, würde die Vergangenheit mit der Gegenwart verschmelzen. Sie brauchte bestimmte Dokumente, und der Mann, der ihr diese Dokumente besorgen konnte, war dort zu finden. Sie hatte gestern Abend mehrere Stunden lang telefoniert, um sich ihrer Sache absolut sicher sein zu können.
Nachdem sie Douala hinter sich gelassen hatten, gab es keine Staus mehr,
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