Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition)
hart wie Stahl. Er war charmant und ein Meister der Worte, und jeder, der ihn reden hörte, mochte ihn. Aber seinen Augen war nicht zu trauen. Vom Tag seiner Ankunft an war sie ihm aus dem Weg gegangen.
Mit Franciscos Zustimmung hatte Pieter angefangen, ihr das Kämpfen beizubringen – »damit sie sich verteidigen kann«, das waren seine Worte gewesen, als er das erste Mal davon gesprochen hatte. Selbst wenn Pieter nach Südafrika zurückgegangen wäre, wäre er ihr noch zu nahe gewesen. Und jetzt wurde sie dazu gezwungen, tagtäglich mehrere Stunden mit ihm zu verbringen. Sie konnte sich nicht weigern. Francisco hatte den Befehl gegeben, und sie arbeitete für Francisco, ja, mehr noch, sie verehrte ihn. Die elf Jahre Altersunterschied machten aus ihm den älteren Bruder, den sie verloren hatte, bevor sie richtig begreifen konnte, warum.
Pieters Training hatte genauso begonnen wie versprochen – als Ausbildung. Ein Stück vom Lager entfernt fing er an, sie das Kämpfen zu lehren. Der Standort des Lagers wechselte, und manchmal wechselten sie sogar das Land, je nachdem, wo Lieferungen zu erwarten waren und Übergaben erfolgen sollten. Einzig Pieters Gegenwart war eine Konstante. Sie wusste nicht, wo er seine Technik gelernt hatte oder was genau er ihr eigentlich beibrachte. Er behauptete jedenfalls, ein Meister mehrerer Kampfkünste zu sein. Letztendlich konnte sie das sowieso nicht beurteilen. Sie wusste nur, dass sie, ganz egal wie viel sie dazulernte, am Schluss voller blauer Flecken, blutend und mit Schmerzen am ganzen Körper in ihre Hütte zurückkehren würde, ohne dass irgendjemand im Lager dazu etwas sagte.
Und das waren die guten Tage.
Mit der Zeit wurde sie besser und lernte sich zu wehren. Pieter setzte ihr jedes Mal so lange zu, bis sie sich vor Erschöpfung nicht mehr rühren konnte. Und jeder Tag endete genau gleich wie der davor – sie lag flach auf dem Rücken, und er drückte ihr ein Messer an die Kehle, während er sie vergewaltigte, ihr höhnische Worte ins Ohr flüsterte, Schweiß auf ihr Gesicht tropfen ließ.
Er drohte damit, ihre Familie ausfindig zu machen und umzubringen, sollte sie aus dem Lager flüchten. Sie hatte keine Zweifel, dass er seine Drohung wahr machen würde, und ganz egal, was sie für ihre Familie empfand – von einem sadistischen Wahnsinnigen gequält und getötet zu werden, das hatte sie nicht verdient. Ihre Angehörigen hatten keine Ahnung, wo sie war, und selbst wenn, sie hätten ohnehin nichts dagegen tun können. Der Einzige, dem es etwas ausgemacht hätte, wenn Pieter ihr die Kehle aufschlitzte, war Francisco … und körperlich war er Pieter niemals gewachsen. Keiner aus dem Lager war das.
Irgendwann führte Pieter dann das Messertraining ein. Jedes Sparring war ein Kampf auf Leben und Tod, nie wusste sie, ob sie es überleben würde. Pieter fügte ihr absichtlich Schnittwunden zu und drohte regelmäßig, sie tatsächlich umzubringen. Sie kämpfte um den Sieg, sie kämpfte, weil sie ihn bluten sehen wollte, weil Schluss sein sollte, weil diese Hölle ein für alle Mal ein Ende haben musste. Wenn ihre Klinge in sein Fleisch eindrang und der rote Lebenssaft am Stahl klebte, jagte ein Euphoriestoß durch sie hindurch. Aber jedes Mal folgte auch der Schmerz, wenn sein Messer sie erwischte. Und jedes Mal endete es auf die gleiche Art und Weise.
Je besser sie wurde, desto mehr quälte Pieter sie. Sie versuchte ihm zu entkommen, weigerte sich zu kämpfen. Einmal sagte sie, sodass Pieter es hören konnte, zu Francisco, dass sie ab sofort kein Training mehr nötig hätte. In dieser Nacht kam Pieter zu ihr und knebelte sie. Er band sie auf dem Boden fest und schlitzte ihr eines ihrer Handgelenke auf, verspottete sie, während sie sich zu wehren versuchte. Als sie eine ganze Menge Blut verloren hatte, zog er sie aus dem Dreck und legte ihr einen Verband an, um die Blutung zu stoppen. Er streichelte ihr sanft über das Gesicht, küsste sie und sagte, dass er ihr beide Handgelenke aufschlitzen und sie anschließend den Haien im Atlantik zum Fraß vorwerfen würde, falls sie sich noch ein einziges Mal widersetzte.
Danach ließ er sie ein paar Tage lang in Ruhe. Ihr war klar, dass er ihr Zeit lassen wollte, um über seine Worte nachzudenken und sich von dem Blutverlust zu erholen.
Anschließend hatte sie versucht, ihn aus dem Team zu drängen, hatte Francisco immer wieder gebeten, ihn wegzuschicken. Aber da sie ihm den wahren Grund nicht nennen durfte, blieb ihr nur die
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