Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition)
Städtchen schlängelten, als Spielplatz. Sie war immer mit den anderen zusammen, ein bunter Haufen und alle barfuß, so jagten sie einem luftleeren Fußball hinterher, schossen auf imaginäre Tore und wichen den gelegentlich vorbeikommenden Autos oder Sammeltaxis aus. Sie holte zusammen mit ihren Freunden Wasser aus der Schlucht, lernte Maniok zu stampfen und in großen Aluminiumtöpfen am offenen Feuer hinter den Häusern zu kochen. Sie kannte die einheimischen Gemüsepflanzen, und manchmal verkaufte sie Obst auf dem Markt. Sie sprach ihre Sprache und verstand ihre Sitten.
Im Gegensatz zu den anderen hatten sie zu Hause eine Klimaanlage, einen Kühlschrank, ein Hausmädchen und eine Köchin. Ihr Vater verfügte über einen Fahrer, und ein Gärtner hinderte die aggressiven Dschungelpflanzen daran, verlorenes Territorium zurückzuerobern. So war es, bis Munroe dreizehn wurde. Dann unternahmen ihre Eltern einen letzten, verzweifelten Versuch zu demonstrieren, dass sie ihnen nicht egal war, und schickten sie auf die amerikanische Schule nach Douala. Im Prinzip war das ein Internat mit Familienanschluss, wo sie bei Freunden der Familie schlafen und essen konnte. Und dort fing sie an, sich aufzulehnen, zunächst hinter dem Rücken ihrer Eltern und später dann so offenkundig wie nur möglich. Bibelsprüche waren alles, was sie von zu Hause mitbekommen hatte, hohle Worte, die nichts anderes besagten, als dass ihre Eltern lieber irgendwelche verlorenen Seelen retten wollten als ihr eigen Fleisch und Blut.
Munroe seufzte, als sie an Bradfords Zimmertür vorbeiging. Seine Tür stand offen, und obwohl sie ihn nicht sehen konnte, wusste sie, dass er bemerkt hatte, dass sie die Nacht nicht in ihrem Zimmer verbracht hatte. Gut möglich, dass er während all der schlaflosen Stunden den Treppenabsatz bewacht hatte, der zum Dach hinaufführte. Sie machte sich nicht die Mühe, still und leise ihr Zimmer zu betreten. Sie öffnete einfach die Tür und stellte sich unter die Dusche.
Kapitel 7
Der Zustand glich einem unbehaglichen Waffenstillstand. Bradford begleitete Munroe durch die Stadt und blieb dabei weitgehend stumm. Vielleicht wollte er ihr auf diese Weise demonstrieren, dass er ihren persönlichen Freiraum nicht einengen wollte, aber wahrscheinlich war er einfach nur sauer auf sie. Falls er vorhatte, sich an ihr zu rächen, dann, da war Munroe sich ziemlich sicher, erst wenn die Suche nach Emily beendet war. Deshalb überreichte sie ihm bei einem späten Mittagessen, um ihn ein wenig zu besänftigen, ein Flugticket nach Malabo.
»Das ist unsere nächste Station«, sagte sie. »Die Insel Bioko in Äquatorialguinea.«
Bradford griff nach dem kleinen Heft und blätterte es durch.
»Waren Sie schon mal da?«, wollte sie wissen.
Er legte das Ticket auf den Tisch und sagte mit der Andeutung eines Lächelns. »Nein. Aber dort liegen die Ölquellen von Titan.«
Munroe blieb kurze Zeit stumm, dann sagte sie: »Komisch, dass das in keinem einzigen Bericht erwähnt wird.«
»Sehen Sie da irgendwelche Schwierigkeiten?«
»Ich weiß nicht.« Sie fuhr sich durch die Haare und stützte das Kinn auf die zusammengefalteten Hände. »Kommt mir aber wie ein ziemlich verrückter Zufall vor.«
Er ließ den Blick von dem Papier auf dem Tisch zu ihr nach oben wandern. »Wie meinen Sie das?«
»Ich nehme an, dass Emily irgendwo nahe der Grenze zwischen Äquatorialguinea und Gabun verschwunden ist.«
Bradford holte tief Luft und stieß sie dann langsam wieder aus. Er ließ sich gegen die Stuhllehne sinken, ohne etwas zu sagen, dann beugte er sich zu ihr. »Ich habe die Regeln nicht vergessen und zweifle Ihr Urteil in keiner Weise an, aber ich hätte dazu ein paar Fragen.«
Sie nickte.
Er schwieg noch einmal, mit gesenktem Kopf, dann blickte er auf. »Ich war da, Michael, ich war ein Mitglied des Suchteams. Ich kenne die Berichte, ich habe mit Menschen gesprochen, die sie vor ihrem Verschwinden noch gesehen haben. Wie kommen Sie denn von Namibia plötzlich auf Äquatorialguinea?«
»Ich verfüge über bestimmte Informationen, die andere nicht hatten, zum Beispiel eine Kopie von Christof Bergers Reisepass. Außerdem bin ich in dieser Gegend hier aufgewachsen, habe etliche Jahre in Äquatorialguinea, in Gabun, im Kongo und dem damaligen Zaire verbracht. Ich bin also mit der Geschichte und den Legenden, die hier im Umlauf sind, besser vertraut als die meisten anderen.«
»Warum überrascht mich das nicht?«, sagte er.
»Was wissen Sie
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