Mission Sphinx: Thriller
du das?«
»Wenn dem so wäre, dann wäre es doch eine Schande, wenn wir den natürlichen Lauf der Dinge verhindern, nicht wahr?
Dann würden wir irgendwann beide bereuen, daß wir ihr nicht gesagt haben, wie es um uns steht, bevor wir uns trennen.
Wenigstens einer von uns könnte glücklich sein. Und Rachel ebenfalls. Es wäre für alle Beteiligten eine faire Lösung. Was hältst du davon?«
»Du glaubst tatsächlich, daß sie in einen von uns verliebt ist?«
Halder lächelte wieder. »Wie auch immer, morgen ist die letzte Gelegenheit für uns, das herauszufinden.«
3
Kairo
Die Residenz des amerikanischen Botschafters platzte vor wichtigen Gästen fast aus den Nähten. Die High-Society Ägyptens und dort lebende Europäer hatten sich in der Botschaft zusammengefunden, darunter Filmstars, Diplomaten, hohe Offiziere und Akademiker. Die Party war bereits in vollem Gang und die Stimmung ausgelassen, als Weaver sich einen Weg durch die Menge der Tanzenden bahnte. Mitglieder des Grabungsteams schüttelten ihm die Hände zum Abschied, wo immer er auf sie traf. Die Presse war ebenfalls eingeladen, und im Eingangsfoyer stand ein langer Tisch, auf dem einige der bei der Ausgrabung zutage geförderten Kostbarkeiten ausgestellt waren: Ketten aus Edelsteinen, Skarabäen, goldene Amulette und Steinkartuschen. Zwei ägyptische Polizisten standen hinter dem Tisch und bewachten die Schätze. Immer mehr Menschen streckten Weaver die Hände entgegen, und er hatte plötzlich das dringende Bedürfnis, allein zu sein. »Bitte entschuldigen Sie mich. Ich brauche etwas frische Luft.«
Er kämpfte sich bis ans andere Ende des Raumes durch, wo eine hohe Flügeltür auf den Balkon hinausführte. Es war kühl draußen, und es duftete nach Lotus und Bougainvillea. Auch die Kästen vor den Fenstern waren voller Blumen. Der Garten der Residenz war herrlich, ein hölzerner Pavillon war mit bunten Lichtern erleuchtet, und gleich hinter der Außenmauer floß majestätisch der Nil dahin. Es schien an diesem Abend ungewöhnlich still in der Stadt zu sein. Vom sonst üblichen Verkehrslärm hörte man nur ein leises Flüstern.
Während er dort stand und die Einsamkeit und den Duft der Blumen genoß, öffnete sich plötzlich die Tür, und Rachel kam heraus. Sie trug ein einfaches schwarzes Kleid, das ihre Figur zur Geltung brachte. Jack Halder war hinter ihr. Er trug einen Leinenanzug und hielt eine Flasche eisgekühlten Champagner und drei Gläser in der Hand. Als er Weaver ein Glas reichte, lächelte er. »Tolle Party, was? Aber du siehst aus, als hättest du für diesen Abend genug vom Tanzen, Harry. Wir haben uns schon gedacht, daß wir dich irgendwo finden würden, wo es ruhig ist. Hier, trink noch etwas.«
»Warum nicht.« Weaver nahm das Glas Champagner. Rachel stellte ihres unberührt auf das Balkongeländer. Sie sah erschöpft aus.
»Müde?« fragte Weaver.
Sie lächelte. »Ich fürchte, du und Jack, ihr habt mich ganz schön strapaziert.«
Halder fiel plötzlich etwas ein. »Oh, übrigens, bevor ich es vergesse, da sind ein paar wichtige Leute, die dich gerne kennenlernen würden, Rachel.«
»Wer denn?«
»Der Botschafter zum einen, und dann ist da noch so ein Kerl namens Kemal Assan. Er ist der Sohn eines ägyptischen Würdenträgers, der wiederum mit meinem Vater bekannt ist.
Dann gibt es da noch einen Professor vom Britischen Museum, der hier zu Besuch ist, der viel zuviel getrunken hat und so spricht…«Halder hielt sich die Nase zu und imitierte den affektierten Akzent der englischen Oberklasse. »Ein langweiliger Haufen, meine Liebe, also hab’ ich ihnen gesagt, daß du sehr müde seist und sie dich nicht lange belästigen dürften. Soll ich sie holen?«
Rachel kicherte. »Danke, Jack.«
Er ging hinaus, und Rachel sagte. »Das ist also unser letzter gemeinsamer Abend, Harry. Du wirst mir fehlen.«
»Meinst du das wirklich?«
»Natürlich.« Sie sah ihn an und sagte plötzlich: »Weißt du, was komisch ist? Ich weiß so wenig von dir. Jack ist wie ein offenes Buch. Amerikanische Mutter, reicher preußischer Vater und Sammler von ägyptischen Kunstschätzen. Hat Sprachen und Altphilologie in Heidelberg studiert, war zwischendurch ein Jahr in Oxford.« Sie lachte. »Das merkt man schon, wenn er sie nachmacht, die Engländer, das kann er wirklich gut. Aber du hast nie über dich gesprochen, nur daß du an der Universität von New York studiert hast und Ingenieur bist und daß Jack und du schon als Kinder Freunde wart.«
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