Mission Sphinx: Thriller
bestünde, daß Rachel sich für einen von uns entscheiden könnte?«
»Absolut. Ganz gleich, wie die Zukunft aussieht.« Halder zwinkerte Weaver zu. »Aber ich muß zugeben, sie ist so eine begehrenswerte Frau, daß ich beinahe versucht wäre, mit dir um sie zu kämpfen, wenn es je dazu kommen sollte.« Er lächelte und hob sein Glas. »Auf die Freundschaft. Auf einen herrlichen Sommer.«
Weaver hob ebenfalls sein Glas. »Auf die Freundschaft. Du wirst mir fehlen, Jack, wirklich. Also paß gefälligst gut auf dich auf. Ich kann nur hoffen, daß sich dieser verdammte Krieg nicht zu lange hinzieht.«
Halder zwinkerte ihm zu. »Ich auch. Aber wenn einer von uns wirklich eine Chance hat, dann soll der beste Briefschreiber die Hand der Schönen gewinnen.«
Jack Halder flog mit einer italienischen Linienmaschine über Rom zurück nach Deutschland. Am nächsten Tag meldete er sich bei der zuständigen Einberufungsbehörde und wurde nach Berlin zur Offiziersausbildung geschickt. Obwohl er kein Anhänger der Nazis war, entwickelte er sich zu einem recht schneidigen, abenteuerlustigen Offizier, dessen Scharfsinn und Sprachkenntnis der Abwehr, dem deutschen militärischen Geheimdienst, nicht lange verborgen blieb. Admiral Wilhelm Canaris rekrutierte den jungen Mann höchstpersönlich und versetzte ihn zur Abteilung für Spezialeinsätze im Balkan und Mittelmeerraum. Als der Krieg sich bis nach Nordafrika ausweitete, wurde er schließlich der Abteilung für den Nahen Osten unterstellt und arbeitete mit Rommels Afrikakorps zusammen.
Nachdem er sechs Monate lang nichts von Rachel Stern gehört hatte, verliebte er sich in Helga Ritter, die Tochter eines Hamburger Arztes. Es kam für ihn völlig unerwartet, denn ein Teil von ihm liebte Rachel noch immer, und er dachte oft an sie.
Aber Helga Ritter war eine interessante junge Frau, lebhaft und liebevoll. Zehn Monate nach ihrer Hochzeit brachte sie einen Sohn zur Welt, Paul.
Rachel schrieb keinem von beiden Männern. Drei Tage nach der Party beim amerikanischen Botschafter bestiegen sie und ihre Eltern in Port Said als einzige zahlende Passagiere die Izmir, ein uraltes Frachtschiff, das nach Istanbul fuhr. In der zweiten Nacht auf See stand sie auf der Steuerbordseite an der Reling und dachte über den so ereignisreichen Sommer nach, als im Maschinenraum ein Feuer ausbrach. Vierzehn Menschen kamen in den Flammen um. Ihre Mutter war unter den Opfern.
Die Überlebenden gingen von Bord, als die Flammen nicht mehr zu bändigen waren, und Rachel und ihr Vater konnten sich einen Platz in einem der Rettungsboote sichern, in dem außer ihnen noch zwei schwerverwundete türkische Matrosen saßen.
Rachels Vater umklammerte noch immer seine Aktentasche mit den unersetzlichen Karten und Aufzeichnungen der Ausgrabung von Sakkara. In der Dunkelheit trieben sie von den anderen Rettungsbooten fort, und kurz vor Mitternacht kam ein heftiger Sturm mit drei Meter hohen Wellen und schneidendem Wind auf. Gegen Morgen legte sich der Sturm, aber am Mittag waren die beiden Matrosen tot. Rachel und ihr Vater waren völlig erschöpft und kamen beinahe um vor Durst. Die erbarmungslose Sonne verbrannte ihnen die Gesichter.
Am späten Nachmittag sahen sie die grauen Umrisse eines Schiffes, das auf sie zusteuerte. Zuerst hielt Rachel es für ein Schiff der britischen Marine, das nach Überlebenden suchte, aber dann, als es näher kam, erkannte sie die Flagge der deutschen Kriegsmarine. Sie und ihr Vater wurden an Bord festgehalten, als das Schiff in Neapel anlegte, um aufzutanken, und zwei Wochen später kamen sie in Hamburg an, wo sie sogleich der Gestapo übergeben wurden.
Harry Weaver blieb sehr viel länger in Ägypten, als er geplant hatte. Er schloß sich einem amerikanischen Forschungsteam an, das in der Wüste nach archäologischen Schätzen suchte. Sechs Monate vor Rommels Landung in Tripolis im Februar 1941 floh er schließlich über Lissabon nach London und kehrte über Southampton nach Amerika zurück. Einen Tag nach dem japanischen Überfall auf Pearl Harbor meldete er sich freiwillig.
Er hatte noch in Sakkara vom Untergang der Izmir gehört. Es war kurz nach Mitternacht, als jemand mit einer Tageszeitung in sein Zelt kam. In dem Bericht stand, daß es nur vier Überlebende gegeben hatte, alle vier türkische Matrosen, deren Rettungsboot von einem maltesischen Fischdampfer aufgegriffen worden war.
Als er den Bericht bei Lampenlicht las, weinte er. Er hatte Rachel von ganzem Herzen
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