Mission Sphinx: Thriller
Taxis zockelten vorbei, und da Ersatzteile im Augenblick so gut wie nicht zu bekommen waren, fuhren die meisten mit zerbrochenen Scheinwerfern, verbeulten Kühlern und gesprungenen Windschutzscheiben. Der Verkehr war chaotisch, und zusätzlich mußten sich die Fahrer auch noch mit Pferdekarren und Viehherden, die durch die Straßen getrieben wurden, arrangieren: mit Ziegen, Schafen, Rindern und Kamelen.
Um die Lage noch weiter zu erschweren, streiften Horden von betrunkenen Soldaten, Briten, Amerikaner und Australier, durch die Straßen und besetzten Restaurants und Cafes mit Namen wie Home Sweet Home oder Cafe-Bar Old England.
Evir befolgte seine Anweisung und wartete an der Kreuzung.
Haufen von laut plappernden Arabern saßen vor den Teestuben, rauchten Wasserpfeifen und spielten Backgammon, während sie ihren Tee aus Gläsern tranken. Der Verkehr wälzte sich lärmend in alle Richtungen, und fünf Minuten später sah Evir ein schmutziges grünes BSA-Motorrad, das die Straße links von ihm hinabfuhr und langsam zum Stehen kam.
Ein bärtiger, mit einer Dschellaba bekleideter Araber saß auf der Maschine. Der Mann winkte ihm, Evir ging auf ihn zu und setzte sich hinter ihn auf das Motorrad. Der Mann fuhr sofort los.
Der Fahrer blickte immer wieder über die Schulter zurück, als wolle er sich vergewissern, daß ihnen niemand folgte. Er fuhr in die Richtung der El-Hakim-Moschee und kämpfte sich durch das Gewirr von engen Gassen, bis sie zehn Minuten später auf einem gepflasterten Platz anhielten, der von hohen Mietshäusern aus Ziegel und Holz umgeben war. Sie stiegen ab, und der Fahrer sicherte die Maschine mit Kette und Vorhängeschloß.
Dann winkte er Evir, ihm zu folgen. Er trat in das offene Treppenhaus eines der Häuser und stieg die hölzernen Stufen in den ersten Stock hinauf. Dort gab es eine Tür mit drei schweren Schlössern. Der Mann öffnete eines nach dem anderen mit einem Schlüsselbund, ließ Evir eintreten und schloß die Tür.
»Nun?« fragte der bärtige Mann.
»Ich habe getan, was Sie wollten.«
Der Mann schien erfreut zu sein. »Und du bist sicher, daß dich niemand in der Residenz gesehen hat?«
Evir lachte. »Wenn sie mich gesehen hätten, wäre ich wohl jetzt nicht hier, oder?«
Er war zuvor schon zweimal in der Wohnung gewesen, als der Mann ihm gezeigt hatte, wie man die Ausrüstung benutzt. Es war eine ordentliche, aber einfache Wohnung: Ein niedriger Tisch, ein paar Kissen auf dem Boden, ein eiserner Ofen an der Wand. Über allem lag ein muffiger Geruch, und Evir hatte das Gefühl, daß die Räume nicht oft bewohnt waren. Der Mann streckte die Hand aus. »Gib mir die Kamera.«
»Zuerst mein Geld«, forderte Evir.
»Du bekommst dein Geld danach.«
Evir schüttelte den Kopf. »Ich will es jetzt.«
»Später«, erwiderte der Mann entschieden. »Wenn ich mir deine Arbeit genau angesehen habe. Wenn die Fotos nichts geworden sind, mußt du noch einmal hingehen.«
» Noch einmal? «
»Ja. Jetzt gib mir die Kamera.«
Evir blieb die Härte in der Stimme des Mannes nicht verborgen, ebensowenig der drohende Gesichtsausdruck. Er hatte etwas Gefährliches an sich, und das gefiel Evir gar nicht.
Er nahm die winzige Leica aus der Tasche und gab sie dem Mann.
»Warte hier.«
Der Mann ging ins Schlafzimmer und schloß die Tür. Die große Kleiderkammer, die er als Dunkelkammer benutzte, war auf der rechten Seite, und ein schwacher, stechender Geruch von Chemikalien strömte heraus. Er ging hinein und schloß die Schiebetür hinter sich. Dann zog er an einer Schnur, und ein rotes Licht ging an. Auf einem Bord an der Wand standen ein paar Glasflaschen mit Entwickler und Fixierer, außerdem eine Stoppuhr, mehrere Wannen aus Metall, ein elektrischer Ventilator und eine flache Holzkiste mit einem Deckel aus Milchglas, unter dem einige Glühlampen angebracht waren. Er goß Entwickler in eine der Wannen, nahm den Film aus der Leica und legte ihn in die Flüssigkeit. Er startete die Stoppuhr und wartete drei Minuten.
Schließlich stellte er den Ventilator an, zog den Film aus dem Entwicklerbad und ließ ihn an der Luft trocknen. Dann schaltete er das Licht unter dem Milchglas ein, legte den Film darauf und betrachtete sorgfältig jedes einzelne Bild durch ein Vergrößerungsglas. Als er eines der Negative jener Seiten, die mit Top Secret gekennzeichnet waren, ansah, zuckte er plötzlich zusammen.
Er brauchte mehrere Minuten, um sich wieder zu fassen, dann nahm er ein Handtuch und trocknete
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