Mission Vendetta: Thriller (German Edition)
Sonne brannte auf ihrer nackten Haut.
Erst als man sie in diese stickige Zelle geworfen hatte, hatte man ihr die Kapuze abgenommen und die Handfesseln gelöst. Seitdem war sie hier, wo auch immer das sein mochte.
Ihr Mund war ausgedörrt, und ihr Magen brannte vor Hunger. Sie hatte mindestens einen Tag lang nichts gegessen, und seit heute Morgen hatte man ihr keinen einzigen Schluck Wasser gegeben.
Einen schrecklichen Moment lang fragte sie sich, ob ihre Häscher sie einfach hier sterben lassen würden, ob es ihr bestimmt war, dass ihr Leben allmählich in dieser elenden Zelle erlosch. Sie würde sterben, und ihre Familie würde niemals erfahren, was aus ihr geworden war …
Nein! So etwas darfst du nicht denken! Wenn sie sich all die Mühe gemacht haben, dich hierherzubringen, dann müssen sie einen Grund dafür haben. Du bist am Leben, und sie haben vor, dich am Leben zu lassen, jedenfalls einstweilen.
Eines musste man ihren Häschern lassen: Sie waren gut organisiert. Sie hatte in ihrem Leben genug Zeit mit Militärs verbracht und erkannte sie sofort. Diese Männer waren Profis.
Ihre Gedanken wurden durch das raue Kratzen unterbrochen, mit dem ein Riegel zurückgezogen wurde. Sie krabbelte von der Tür weg und sah zu, wie sie aufschwang. Er stand darin. Sie kannte seinen Namen nicht, aber er schien der Anführer zu sein. Der große Mann mit dem Glasauge.
Allein seine Präsenz war Furcht einflößend, nicht weil er aggressiv oder gewalttätig war, sondern wegen der eisigen, undurchdringlichen Maske, die er aufgesetzt hatte. Tief in ihrem Inneren wusste sie, dass dies eine weit größere Gefahr signalisierte.
Er hatte eine Plastikflasche mit Mineralwasser in der Hand, die er neben sie auf den Boden warf. Als sie zögerte, lächelte er amüsiert.
»Trink nur. Es ist nicht vergiftet«, forderte er sie auf. »Oder soll ich sie dir wieder wegnehmen?«
Sie hob hastig die Flasche auf und riss fast den Verschluss ab. Dann trank sie gierig, erleichtert, dass sie endlich ihren Durst stillen konnte.
»Trink langsam«, schlug er vor. »Du bekommst möglicherweise eine ganze Weile nichts mehr.«
»Wie lange noch?«, fragte sie. Sie hatte fast Angst, ihn anzusprechen.
»Das hängt davon ab, wie lange dein Bruder braucht, um mir das zu bringen, was ich will. Wenn er mich hängen lässt, musst du vielleicht sehr lange warten. Hast du eine Vorstellung davon, wie es sich anfühlt, an Wassermangel zu sterben? Dein Kopf hämmert, deine Sehkraft lässt nach, und du bist so müde, dass du nicht einmal mehr stehen kannst. Du fängst an zu halluzinieren. Ich frage mich, was du sehen wirst«, meinte er fast nachdenklich. »Vielleicht deinen Bruder. Vielleicht auch deinen Ehemann oder deine Kinder …«
»Warum tun Sie uns das an?«, fragte Jessica. Wut flammte in ihr hoch, als er ihre Kinder erwähnte. »Wir haben Ihnen nichts getan.«
Sein gesundes Auge glänzte in dem grellen Licht. »Du hältst mich für einen bösen Mann, richtig? Für irgendeinen verrückten Scheißterroristen, der nur darauf aus ist, unschuldige Menschen zu töten?« Er kicherte. »Wenn du wüsstest, was mich bis zu diesem Punkt gebracht hat, dann würdest du mir zujubeln.«
»Irgendwie bezweifle ich das.«
Er war alles andere als wütend, stattdessen grinste er sogar fast belustigt. »Genau wie dein Bruder. Er wäre bestimmt sehr stolz darauf, wenn er sehen könnte, wie du dein Blatt überreizt.«
»Was wissen Sie denn schon über Ryan?«
»Ich weiß zum Beispiel, dass er nicht der Heilige ist, für den du ihn zu halten scheinst«, informierte der große Mann sie kalt. »Er hat dir nie erzählt, was er in Afghanistan gemacht hat, stimmt’s? Oder warum er das Militär verlassen hat. Von wegen Geheimhaltung und diesem ganzen Quatsch . Vielleicht hat er sich ja einfach nur geschämt, die Wahrheit zuzugeben.« Er warf einen Blick auf die halb leere Wasserflasche in ihren Händen. »Genieß das Wasser.«
Jessica erschauerte, als die Tür zufiel.
Dietrich hockte in einer Bar gegenüber dem Greensville County Sheriff’s Office vor einer Flasche Heineken, als Frost zu ihm trat.
»Agent Frost. Welchem Umstand verdanke ich diese Ehre?«, fragte er und betrachtete sie mit blutunterlaufenen Augen. Eine halb gerauchte Zigarette lag qualmend in dem Aschenbecher neben ihm.
Die junge Frau warf einen missbilligenden Blick auf die Bierflasche. »Sie haben Ihr Telefon ausgestellt.«
Er zuckte mit den Schultern. »Ich bin außer Dienst.«
Er hatte es satt,
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