Mission Vendetta: Thriller (German Edition)
eine ziemlich lange Strecke zurückgelegt.
Mittlerweile war es drei Uhr morgens, und sie waren beide erschöpft. Sie konnten nicht mehr weiterfahren. Der Adrenalinschub durch den Kampf war schon lange abgeebbt, und jetzt fühlten sie sich erschöpft und müde.
Kurz vor Morgengrauen würden sie versuchen, die Grenze zu überqueren, was ihnen ein paar kostbare Stunden Ruhe gewährte.
Zwanzig Meilen südlich von Al Jumayah bog Drake von der Straße ab und fuhr mehrere Hundert Meter durch offenes Gelände. Schließlich lenkte er den Geländewagen über einen Felshang in ein Wadi und stellte den Motor ab.
Es war ein perfektes Versteck. Das Wadi war tief genug, um sie vor vorbeikommenden Fahrzeugen zu verbergen, und bot auch einen natürlichen Schutz gegen den allgegenwärtigen Wind.
Drake nahm die Kalaschnikow aus dem Fußraum und überprüfte, ob die Waffe durchgeladen war, bevor er die Tür öffnete und ausstieg. Es war eine angenehm kühle Nacht. Die Sterne schimmerten am nahezu wolkenlosen Himmel, und im Osten zeigte sich die hauchdünne Mondsichel. Ein leichter Windhauch wirbelte winzige Sandwolken um sie herum auf.
Die Temperatur war auf etwa zehn Grad gefallen, was ihm nur recht war. Er war zwar erst seit einem Tag in diesem Land, hatte die glühende Hitze jedoch bereits satt.
Der Fluss, der einst diesen Kanal in die Landschaft gegraben hatte, war schon lange ausgetrocknet, aber in dem alten Flussbett hielten sich immer noch dürres Gebüsch und zähe Sträucher. Drake sammelte das zundertrockene Holz, und schon bald brannte ein kleines Feuer.
Obwohl sie erschöpft waren, wollte keiner von ihnen schlafen.
Anya saß an eins der großen Vorderräder des Geländewagens gelehnt und beschäftigte sich damit, ihre AK -47 auseinanderzunehmen. Sie legte die Einzelteile auf eine Fußmatte, die sie auf dem Sand vor sich ausgebreitet hatte. Sie wusste zwar, dass die Waffe in Ordnung war, da sie sie bereits vorher kurz inspiziert hatte. Aber es verlieh ihr ein beruhigendes Gefühl, sie zu reinigen. Außerdem war sie auf diese Weise beschäftigt und brauchte nicht mit Drake zu reden.
Sie hatte ihre Bluse ausgezogen und trug nur ein weißes Achselshirt, damit sie sich ungehinderter bewegen konnte. Ihre Hände und Arme waren schon bald mit Waffenöl beschmiert. Eine blonde Strähne war dem Haarknoten im Nacken entkommen, und sie warf den Kopf zurück, um die widerspenstige Strähne aus dem Gesicht zu bekommen.
»Du solltest schlafen, solange es geht«, meinte sie schließlich zu Drake. »In ein paar Stunden müssen wir weiterfahren.«
Drake antwortete nicht. Er hockte am Feuer, das Gewehr im Schoß, und starrte blicklos in die Flammen.
Offenbar war er immer noch wütend auf sie. Dazu hatte er wohl auch allen Grund, vermutete Anya. Trotzdem bedauerte sie nicht, was sie getan hatte.
Sie blickte hoch und starrte in den riesigen, dunklen Himmel, an dem Tausende winziger Lichtpunkte flimmerten. »Es tut mir leid, wie sich die Dinge entwickelt haben, Drake. Und es tut mir auch leid, dass du hier draußen mit mir festsitzt. Außerdem tut es mir leid, dass du gezwungen bist, gegen deine Freunde zu kämpfen. Du hast das alles nicht verdient.«
Sie richtete den Blick wieder auf ihn. »Aber was ich vorhin gemacht habe, tut mir nicht leid. Ich habe nur das getan, was nötig war, um zu überleben. Ich bin nicht stolz darauf, aber ich schäme mich auch nicht dafür.«
Er mied ihren Blick und starrte weiter in die Flammen.
»Du hast mir das Leben gerettet, als du diese Waffe gepackt hast. Er hätte auf mich geschossen und dabei riskiert, diese Frau zu töten. Ich habe den Blick in seinen Augen gesehen.« Sie schaute auf ihre öl- und fettverschmierten Hände. »Ich habe schon lange keinen Grund mehr gehabt, mich bei irgendjemandem zu bedanken, Drake, aber jetzt möchte ich dir danken. Du hast mir zweimal das Leben gerettet. Was auch immer passiert, ich werde das nicht vergessen.«
Sie seufzte und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Waffe. »Mehr habe ich dazu nicht zu sagen.«
Während sie weiterarbeitete, beobachtete Drake die tanzenden Schatten, die das Feuer warf, verfolgte, wie gelegentlich Funken in die Dunkelheit emporstiegen wie Glühwürmchen.
Es war faszinierend, hypnotisch. Während er dort saß und zusah, spürte er, wie ihn ein Gefühl von Orientierungslosigkeit beschlich, während sein erschöpfter Verstand allmählich seine Verbindung zur Welt verlor. Bilder von Anya, von Dietrich und Frost, von Jessica
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