Mission Vendetta: Thriller (German Edition)
und Munro wirbelten in seinem Kopf herum, vermischten sich, trennten sich; ein verwirrendes Kaleidoskop aus Gedanken, Erinnerungen und Gefühlen.
Er war so müde, dass es ihn schon anstrengte, die Augen offen zu halten. Wenn er doch nur einen Moment ausruhen könnte.
Nur einen Moment.
Während das Blut die Windschutzscheibe von innen verschmierte, rutschte der zerschossene Wagen seitlich von der Straße, wobei er eine Wolke aus Rauch und Dampf hinter sich herzog, die aus seinem zerstörten Motor aufstieg. In einer flachen Mulde kam er zum Stehen und kippte nach vorn. Die Beifahrertür schwang in ihren zerbrochenen Angeln auf.
Drake erwachte mit einem Ruck. Sein Herz hämmerte heftig, und eine urtümliche Angst pulsierte durch seine Adern. Seine Stirn war von Schweiß bedeckt. Instinktiv packte er das AK -47, schwang es herum und suchte die Dunkelheit panisch nach einem Ziel ab.
»Drake!«
Er fuhr herum und hob die Waffe. Anya stand vor ihm. Aber sie sah nicht aus wie die schöne Frau aus dem Motelzimmer. Jetzt wirkte sie wie in jener Nacht in Khatyrgan, war in schmutzige Lumpen gekleidet, Gesicht und Haare blutverschmiert, während der kalte Blick ihrer blauen Augen auf ihn gerichtet war und dieselbe unmenschliche Mordlust darin schimmerte.
Sie war der reine Horror, ein Albtraum. Ein fleischgewordener Dämon, und sie griff ihn an.
Sein Finger krümmte sich um den Abzug.
Plötzlich bewegte sie sich schnell wie ein Schemen, und er fühlte, wie sich etwas um seine Hand schloss. Einen Augenblick später wurde ihm die Waffe entrissen. Sie war verschwunden, bevor er abdrücken konnte, und sein Kopf wurde von einem harten Schlag ins Gesicht herumgerissen. Weißes Licht explodierte in seinem Hirn, und bunte Punkte brannten sich wie Blitzlichter in seine Augäpfel.
Anya warf die Waffe zur Seite, stürzte sich auf ihn, warf ihn zu Boden und presste ihren Unterarm gegen seine Kehle.
»Ich habe dich davor gewarnt, noch einmal mit einer Waffe auf mich zu zielen, es sei denn, du wärst auch bereit abzudrücken«, zischte sie. Ihr Gesicht war nur Zentimeter von seinem entfernt. »Glaubst du, du hast den Mumm, mich zu töten, Drake?«
Statt zu antworten, rammte er ihr sein Knie gegen die Brust und riss es mit aller Kraft, zu der er fähig war, hoch. Der Druck auf seine Kehle löste sich, und sie flog über seinen Kopf hinweg. Sie landete geschickt im Sand, rollte sich ab, um den Aufprall abzudämpfen, und sprang auf die Füße, bereit, den Kampf zu beenden, den er angefangen hatte.
»Halt«, sagte er und hob seine bandagierte Hand.
Sein Herzschlag normalisierte sich allmählich, und das Adrenalin in seinem Blut ebbte ab, als der Albtraum verschwand und sich wie ein mörderisches Raubtier in die dunklen Abgründe seines Verstandes zurückzog. Einstweilen jedenfalls.
Anya entspannte sich ein bisschen, lockerte ihre Muskeln und öffnete ihre Fäuste, blieb aber wachsam stehen. In ihrem Blick lag Argwohn und noch etwas anderes. Traurigkeit.
»Was ist los mit dir, Drake?«
Er wischte sich über die schweißnasse Stirn, griff nach seiner Wasserflasche und nahm einige Schlucke, bevor er sich etwas von dem Wasser über das Gesicht spritzte.
»Ich habe dich etwas gefragt!«
Er warf ihr einen wütenden Blick zu. »Das ist mein Problem, Anya. Nicht deins. Ich brauche deine Hilfe nicht.«
Sie starrte ihn eindringlich an, beobachtete die winzigen Veränderungen in seiner Miene, seine Augenbewegungen, die zusammengepressten Kiefer, die Anspannung seiner Muskeln. All das sagte ihr vor allem eines.
»Es wird nicht funktionieren, wenn wir uns nicht aufeinander verlassen können«, gab sie ihren Gedanken Ausdruck. »Kannst du dich an diese Worte erinnern? Das hast du zu mir gesagt, vor noch gar nicht so langer Zeit.« Sie atmete aus und kniete sich in den Sand, ohne ihren Blick von ihm zu nehmen. »Wenn ich mich nicht auf dich verlassen kann, wenn ich dir nicht vertrauen kann, dann können wir nicht zusammen weiterfahren. So einfach ist das.«
»Vertrauen«, wiederholte er, als wäre das Wort ein grausamer Scherz. »Würdest du mir auch vertrauen, wenn du wüsstest, was ich getan habe?«
»Das käme auf einen Versuch an.«
Er sah zum Himmel hoch, als würde er dort eine Antwort suchen. Es gab keine, sondern nur das ferne Funkeln der Sterne, hart, kalt und sehr weit entfernt.
Er schluckte und sah ihr in die Augen, wappnete sich für das, was jetzt kam. Also hatte er den Punkt doch erreicht, an dem es keine Ausflüchte mehr
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